Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
zu trinken holen. Wir können aber nicht
solange warten, bis er zurückkommt. Was ist jetzt? Hilfst du mir?“
Ben versuchte verzweifelt, sich aus seiner Lage und von
seinen Fesseln zu befreien. Nagy und Bent positionierten sich neben ihm, zogen
ihn an seinen Armen nach oben und schleppten ihn zum Boot, das mit einem Seil am
Steg befestigt war. Kaum hatten sie mit dem kleinen Motorboot abgelegt, sahen
sie das blinkenden Lichter und Scheinwerfer der Polizeifahrzeuge, die sich dem
Haus Hartwigs mit hohem Tempo näherten. Der Abendhimmel wurde durch die
bläulichen Blitze durchdrungen und bot eine gespenstische Kulisse, die sich
dabei in der Wasseroberfläche des Starnberger Sees widerspiegelte.
Verena war die erste, die den hinteren Bereich des
Grundstücks erreichte. Sie sah, wie zwei Männer einen bewegungslosen Körper eilig
in das Boot verfrachteten und davonfuhren. Sofort war ihr klar, dass sie mit
ihrer Vermutung richtig lag. Das mussten Hartwig und ein Gehilfe sein, die Ben
Seybold beseitigen wollten. Sie durften jetzt keine weitere Zeit verlieren.
„Das war knapp!“, rief Nagy und startete den Motor.
Das Boot nahm Fahrt auf und hielt Kurs auf die Mitte des
Sees. Dann drehte es ab und folgte der untergehenden Sonne in Richtung Westen.
Verena, die eben mit einigen Polizeibeamten den Bootssteg erreicht hatte,
beobachtete die Szene. Sie blickte nach links und sah ein Boot, das am Steg des
Nachbargrundstückes befestigt war. Ohne zu zögern rief sie ihren Leuten zu:
„Seht ihr da drüben das Boot? Folgt mir!“
Sie lief los und öffnete das kleine Gartentor, das den
schmalen Weg unterbrach, der unmittelbar am Ufer entlang zum Nachbargrundstück
führte. Keßler, der mittlerweile auch eingetroffen war, und drei Polizeibeamten
folgten ihr. Mit einem Satz sprang sie ins Boot und rief:
„Sofort ablegen und starten!“
„Chefin, ich glaube, dass sich damit keiner von uns
auskennt.“, bemerkte Keßler hastig.
„Nicht so voreilig“, meldete sich einer der Beamten zu Wort. „Ich
habe einen Bootsführerschein.“
Er sprang vom Steg in das Boot und wusste sofort, was zu tun
war, um den Motor zu starten.
„Ihnen ist schon klar, dass wir gerade dabei sind, einen
Diebstahl zu begehen?“, empörte sich Keßler.
„Für solche Überlegungen haben wir jetzt keine Zeit! Was ist
denn los mit Ihnen? Es geht hier um Leben und Tod! Das ist hier eine
vorübergehende Beschlagnahmung. Also los, steigen Sie jetzt ein!“
Der Motor wurde gestartet. Die beiden anderen Beamten und
Keßler sprangen ebenfalls ins Boot, das sich sofort in Fahrt setzte und die
Verfolgung aufnahm. Langsam verringerte sich der Abstand zwischen den beiden
Booten. Allerdings verhinderte die eintretende Dunkelheit freie Sicht und
Verena konnte immer noch nicht erkennen, um wen es sich bei der Person
handelte, die neben Hartwig hinter der Windschutzscheibe stand. Plötzlich
verringerte sich die Geschwindigkeit des vorausfahrenden Bootes und die
Silhouetten der beiden Männer verschwanden für einen kurzen Augenblick. Sie
befanden sich jetzt ungefähr in der Mitte des Sees und fuhren mit reduzierter
Geschwindigkeit in Richtung des gegenüberliegenden Ufers. Dann schienen sich die
beiden Gestalten wieder aufzurichten. Zwischen ihnen war eine weitere Person zu
erkennen. Dann ging alles ganz schnell. Verena sah, wie ein lebloser Körper
über die Seitenreling des Bootes ins Wasser geworfen wurde. Das Boot nahm wieder
Fahrt auf und fuhr weiter in Richtung Westen.
Verena wies ihren Bootsführer an, weiter Kurs zu halten. Nach
einigen Sekunden hatten sie exakt die Stelle erreicht, an der sprudelnde
Luftblasen verrieten, dass hier jemand versenkt wurde. Das Boot stoppte.
„Können Sie das Boot exakt in dieser Position halten?“,
wollte Verena von dem Beamten am Steuer wissen.
„Ja, ich versuche es auf jeden Fall.“, antwortete dieser.
„Was haben Sie vor?“
Verena befand sich am anderen Ende des Bootes und hatte dort
unter einer Plane zwei Sauerstoffflaschen entdeckt. Untere der Plane befanden
sich neben den Druckluftflaschen auch ein Atemregler und eine Tarierweste,
sowie andere Utensilien, wie sie von Hobbytauchern verwendet werden. Hastig
griff sie nach der Flasche, an der die Atemausrüstung befestigt war.
„Helfen Sie mir!“, forderte Sie Keßler auf.
„Aber Sie können doch nicht …“
„Doch ich kann! Jetzt machen Sie schon!“
Verena war ungehalten. In Windeseile trennte sie sich von
ihrer Jacke und ihren Schuhen und zog sich
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