Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
hier aus die Verfolgung aufzunehmen. Der wird
längst über alle Berge sein.“, stellte Keßler resigniert fest.
„Wir sollten uns jetzt lieber auf den Weg nach Auethal
machen. Das hat jetzt Vorrang! Hier können wir nicht mehr ausrichten.“, sagte
Verena.
Keßler wies zwei Beamten an, Bents Haus zu sichern. Hierher
konnte er nicht zurückkehren. Außerdem würde es jetzt eng für ihn. Bedingt
durch die Fahndung zog sich die Schlinge um seinen Hals immer weiter zu.
Abgeschnitten von seiner Funktion und seinem Amt als Polizeirat, sowie der
damit verbundenen Macht, blieben im nicht mehr viele Optionen, sich dem Zugriff
zu entziehen. Verena war sicher, dass es jetzt vorwärts ging. Auf nichts hoffte
sie so sehr, wie auf eine Nachricht von Ben.
„Kommen Sie!“, sagte Keßler und riss sie aus ihren Gedanken.
„Wir starten sofort!“
48
+++ Samstag, 29. September - 16.21 Uhr · Kloster
Auethal +++
Der Autokorso, der mittlerweile aus vier Polizeifahrzeugen
bestand, durchquerte die Torzufahrt in rasantem Tempo. Eine schwarze Limousine
hatte gerade den Torbogen in Gegenrichtung passiert, als die Wagenkolonne im
Hof zum Stehen kam. Keßler sprang aus dem ersten Wagen und lief in großen
Schritten auf die Eingangstür des Hauptgebäudes zu. Kurz bevor er die Tür
erreichte, wurde diese von innen geöffnet und ein Mann baute sich davor auf,
den Keßler nicht zum ersten Mal sah.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragte Markus
Bezold in schroffem Ton.
„Treten Sie bitte zur Seite und machen Sie Platz!
Wir haben es sehr eilig!“, entgegnete Keßler.
„Ich glaube, dass ich das nicht kann. Der
Obere hat vor ein einigen Minuten das Haus verlassen und es ist niemand hier,
der Ihnen Auskunft geben oder helfen kann.“, warf ihm Bezold entgegen.
Keßler blieb auf dem Treppenabsatz stehen und blickte kurz
hinter sich, um sich zu vergewissern, dass ihm Verena und ein Teil der
Polizeibeamten gefolgt waren. Er zog einen zusammengefalteten Zettel aus der
Innentasche seines Sakkos.
„Herr Bezold, Sie sind gerade dabei, polizeiliche
Ermittlungen zu behindern. Sehen Sie das hier? Das ist ein Durchsuchungsbeschluss.
Und wenn Sie nicht augenblicklich den Weg freimachen, lasse ich Sie festnehmen!
Haben Sie mich verstanden?“
Bezold, offensichtlich von der Entschlossenheit Keßlers
überrascht, trat einen Schritt zur Seite und gab den Weg frei. Ohne sich weiter
um ihn zu kümmern, strömten nacheinander Keßler, Verena und sechs
Polizeibeamten in die Empfangshalle des Hauptgebäudes und verteilten sich.
Instinktiv wählte Verena die Treppe, die in den Keller führte und lief diese
hinunter. Keßler folgte ihr und schaute dabei kurz auf das Display seines
Smartphones.
Das Handy von B. Seybold konnte nicht geortet werden. - W.
Reisinger
„Verdammter Mist!“, fluchte Keßler.
Verena reagierte nicht auf seine Bemerkung. Sie war bereits
im Vorraum des Kellers angekommen und sah sofort eine Tür, die weit geöffnet in
einen dahinter liegenden Raum führte. Modriger, feuchter Geruch schlug ihr
entgegen als sie sich näherte.
„Seien Sie vorsichtig!“ rief ihr Keßler hinterher, der jetzt
auch den Vorraum erreicht hatte.
Verena sah den Schalter neben der Tür und schaltete das Licht
ein. Sie blickte in einen Raum, dessen Boden komplett nass und verschmutzt war.
„An den Rändern und an den Wänden lässt sich erkennen, dass
hier bis vor kurzem noch zentimeterhoch Wasser gestanden haben muss. Warum auch
immer …“, bemerkte Keßler, der ihr in den Raum gefolgt war und hinter ihr auf
der Holzbohle stand.
An einer Wand war ein Eisengitter befestigt, an dem
handschellenartige Befestigungen hingen. Keßler schaute sich eine davon genauer
an und sagte dann:
„Blut! Das hier ist eindeutig Blut. Soweit ich das beurteilen
kann, noch nicht alt.“
Verena spürte, dass an diesem Ort jemand große Schmerzen
ertragen hatte und dachte dabei sofort an Ben.
Hoffentlich stammt das Blut nicht von ihm , dachte sie.
„Lassen Sie uns weiter. Vielleicht finden wir in den anderen
Räumen noch mehr.“, drängte Keßler.
„Die Handyortung hat übrigens nichts ergeben. Das Handy ist
komplett abgeschaltet. Allerdings heißt das auch, dass das Handy zuletzt am
Donnerstag um 23.15 Uhr eingeloggt war und dann abgeschaltet wurde.“
„Donnerstag? Das war der 27. September. An dem Tag bin ich
mit Ben hierher gefahren.“, antwortete Verena aufgeregt.
„Ja, ich weiß. Vermutlich wurde er hier irgendwo überrascht
und überwältigt.
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