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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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hierher.“
    „Eine ganz besondere Zustellung also.“
    „Ich sagte ja schon, wir bevorzugen die gute alte Art. Mein Chef will sichergehen, dass der Präsident sein Geschenk noch vor dem Empfang heute Abend bekommt.“
    „Also tatsächlich etwas ganz Besonderes.“
    „Sie haben ja keine Ahnung“, meinte Natalie und wedelte mit der Hand, wie immer, wenn sie ihre Worte unterstreichen wollte. „Können Sie sich vorstellen, wie schwer es ist, so auf die Schnelle eine passable Krawatte aus roter Seide zu kriegen?“ Tatsächlich war es recht leicht gewesen, die Krawatte zu bekommen, aber das Scherzen darüber lenkte sie ab und ließ sie die Krawatte nicht mehr wie eine tickende Bombe betrachten.
    Sie nahm noch einen Schluck von dem göttlichen Gebräu. Die Vorbereitungen für ihre Reise in letzter Minute waren die geringste ihrer Sorgen gewesen. Die Dinge entwickelten sich rasch und kamen an ihren Platz. Ja, sie waren beide ein wenig überdreht, eine Taktik gegen Stress und Anspannung. Wie Soldaten auf dem Schlachtfeld oder Polizisten an einem schrecklichen Tatort. Sie und Colin waren die Einzigen, die wirklich wussten, wie nah diese Situation daran gewesen war, außer Kontrolle zu geraten.
    In ein paar Stunden würden sie wissen, ob sie einen Terroranschlag vereitelt oder einen angezettelt hatten.

111. KAPITEL
    EcoEnergy
    Leon konnte kaum glauben, wie schlecht dieser Kerl roch. Er stank fast schlimmer als die Schlachtabfälle unter ihnen. Es war einfach erbärmlich. Ein erwachsener Mann, der sich in die Hosen pisste.
    „Jetzt haben Sie kein Oberwasser mehr, was, Doc?“
    „Wer hat Sie bezahlt?“, wollte O’Hearn wissen. „Es war Sidel, stimmt’s?“
    Leon schüttelte nur den Kopf, weniger als Antwort, mehr aus Ekel. Er hatte noch nie verstehen können, wie jemand seine letzten Atemzüge daran verschwenden konnte, herauszufinden, wer ihm das antat.
    Der verrückte Wissenschaftler stand jetzt mit dem Rücken zum Geländer, schwitzend, heulend und in seine Hose pissend. Seine Stirn war da gerötet, wohin Leon den Revolver gedrückt und zugestoßen hatte. Wenn der Idiot stillhielte, anstatt so herumzuzappeln, würde dieser Teil nicht mehr so wehtun.
    „Bitte töten Sie mich nicht.“ Es war nur noch ein Winseln. Vielleicht würde sich das Arschloch jetzt endlich in sein Schicksal fügen. Aber Leon gefiel die Idee, ihn noch ein wenig leiden zu lassen. Vielleicht, weil dieser ganze Job eine einzige Katastrophe gewesen war.
    Lieber Himmel. Es war heiß hier oben, jetzt wo die Sonne über die Bäume stieg. Und dann all dieser Beton und Stahl. Und der Gestank! Leon war froh, das hier beenden zu können und endlich wieder nach Hause zu kommen.
    Dann hörte er irgendwo unten einen Alarm. Er legte den Kopf schräg, um über den Krach der Hydraulik und der Motoren besser hören zu können. War das eine Sirene? Diese Galloway konnte doch nicht so dumm sein, ihm den Sicherheitsdienst auf den Hals zu hetzen, oder?
    Leon war für einen Moment abgelenkt. Er wandte den Blick gerade so lange von O’Hearn ab, dass der Wissenschaftler es bemerkte. Lange genug, um zu glauben, noch eine letzte verzweifelte Chance zu bekommen. Er griff nach der Waffe. Das Arschloch! Leon stieß ihn zurück, aber der Kerl war bereits dran. Warum zum Teufel griffen sie eigentlich immer nach der Waffe?
    Der verrückte kleine Wissenschaftler war erstaunlich kräftig. Er verdrehte Leon den Arm, sodass beide gegen das Geländer gedrückt wurden. Angestrengt versuchte Leon mit den Füßen Halt zu bekommen, während O’Hearn ihm die Nägel tief in den Arm krallte. Leon wollte seinen Finger am Abzug halten, aber O’Hearn hatte es geschafft, ihre Arme nach unten gegen ihre Bäuche zu drücken. Leon spürte, dass er am besten das Gewicht verlagerte und seine Masse nutzte, um den Irren über das Geländer zu schieben.
    Dann hatte er O’Hearn da, wo er ihn haben wollte. Jetzt musste er sich nur noch am Geländer abstützen und O’Hearns Bein wegtreten. Direkt vor Leons Gesicht zog der Mann eine scheußliche Grimasse. Kein schöner Anblick: gefletschte gelbe Zähne, ein grauer Spitzbart voller Speicheltropfen, weit aufgerissene Augen, pulsierende Adern auf der Stirn. Und er ließ ein Grollen hören. Trotz all der Nebengeräusche um sie herum konnte Leon hören, dass der Irre heulte wie ein räudiger Hund.
    Leon hatte die Oberhand. Er hatte den Vorteil der sicheren Balance. Jetzt konnte er den kleinen Bastard über das Geländer heben. Dann kamen zwei

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