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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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um überhaupt ins Gebäude zu kommen, und abermals, um mit dem Fahrstuhl in den vierten Stock fahren zu können.
    Sidels Büro war ein großer dreieckiger Raum mit zwei voll verglasten Wänden. Falls ein Videoband der Überwachungskameras vom Mord an Anna Copello existierte, hatte Eric überlegt – und Sabrina war überzeugt, dass auch in jedem Reaktor Sicherheitskameras hingen –, dann würde Sidel das Band sicher verwahrt wissen wollen. Der Polizei hatte er es jedenfalls ganz offensichtlich nicht übergeben. Aber als Eric begann, das Büro zu durchsuchen, entdeckte er nur wenige Stellen, die sich als Versteck eigneten. Dann jedoch stieß er auf eine Schreibtischschublade, die einen doppelten Boden besaß. Allerdings fand er dort weder eine Videokassette noch eine CD. Nur ein halbes Dutzend interessanter Polaroidfotos.
    Eric schob die Bilder in seine Brusttasche. Bevor er wieder ging, warf er noch einen Blick hinaus auf den Campus und überlegte, ob Sidel wohl viel Zeit damit verbrachte, das Reich zu bewundern, das er sich geschaffen hatte. Der Anblick war durchaus eindrucksvoll, und es wäre ein bewundernswertes Verdienst gewesen, wenn er nicht so anmaßend und gierig geworden wäre.
    Aber dann wurde Eric klar, dass er dasselbe auch über sich selbst sagen konnte. Die Schlüsselkarte hatte auch ihn anmaßend und gierig gemacht. Natürlich musste Sidel sein Büro nicht abschließen. Vermutlich gab es versteckte Überwachungskameras im Raum. Irgendwo konnte ein Sicherheitsposten jede seiner Bewegungen verfolgen und hatte vermutlich längst ein paar Männer losgeschickt, um ihn hier wegzuholen.
    Eric ging langsam herum und untersuchte jedes Regal, jeden Rahmen, jedes Stück Inventar im Raum. Gleichzeitig lauschte er nach dem Geräusch des Aufzugs. Seine Erfahrung und seine Ausbildung sagten ihm, dass es in diesem Büro keine versteckten Kameras gab. Aber trotzdem sollte er sich schleunigst aus dem Staub machen und zusehen, dass er zu dem verabredeten Treffpunkt kam, sonst würde er seinen Dampfer im wahrsten Sinne des Wortes verpassen.

108. KAPITEL
    Leon hatte definitiv etwas dagegen, Dinge nicht zu Ende zu bringen. Diese Frau, diese Dr. Sabrina Galloway stand für den größten Missgriff seiner Karriere. Er war sogar schlimmer als der mit Casino-Rudy. Na, wenigstens besaß sie den Anstand, zu Tode erschreckt auszusehen.
    „Wissen Sie überhaupt, wie man mit so einem Ding umgeht, Doc?“ Er zeigte auf die 22er, einen hübschen kleinen Hirnzertrümmerer. Aber so wie Michael O’Hearn damit herumfuchtelte, würde er keinen großen Schaden anrichten.
    „Ich müsste das hier nicht machen, wenn Sie zu Ende gebracht hätten, wofür Sie bezahlt wurden.“
    „Um ehrlich zu sein, Doc, habe ich bis jetzt keinen Cent dafür bekommen. Und wenn ich mich recht entsinne, haben Sie mir gesagt, ich solle den Rest den Bullen überlassen. Also ...“, Leon sah auf seine Armbanduhr, „die Bullen sollten längst auf dem Weg hierher sein, oder?“
    „Machen Sie nicht auf oberschlau. Regeln Sie das mit der Frau hier.“
    „Also haben Sie ihn engagiert?“ Die Galloway sah O’Hearn durchdringend an.
    Leon schüttelte den Kopf. Sie sah in ihm immer noch den Kollegen und nicht den verrückten kleinen Wissenschaftler.
    „Tja, es ist schon erstaunlich“, sagte Leon zu Sabrina, „wozu Menschen, selbst Wissenschaftler, aus blanker Gier so alles fähig sind.“
    „Das hat nichts mit Gier zu tun.“ Jetzt hatte Leon den Mann verärgert. „Jedenfalls nicht, was mich betrifft.“
    „Tatsächlich?“ Leon legte den Kopf zur Seite und grinste ein bisschen, um O’Hearn noch wütender zu machen.
    „Hier geht’s darum, ernst genommen und als gleichrangig akzeptiert zu werden. Und das war unter Lansik einfach nicht möglich und schon gar nicht, solange wir nur Schlachtabfälle verarbeitet haben.“
    „Wie hätte uns denn jemals jemand ernst nehmen sollen?“, fragte Sabrina und überraschte damit beide. „Wie sollten wir glaubwürdig sein, wenn wir Menschen krank machen?“
    „Was? Ach so, Sie meinen diese kleine Mineralwasserfirma?“ O’Hearn lachte, was sich für Leon ein bisschen so anhörte wie ein Nebelhorn – kein sehr schöner Klang.
    Leon wusste nichts von Leuten, die durch das Wasser krank geworden waren. Verdammt, jedes Mal, wenn er auf dem Gelände war, wunderte er sich, dass die Leute hier nicht schon von dem Gestank krank wurden. Er sah wieder auf seine Uhr. Er wollte die Sache endlich hinter sich bringen.
    „Lassen

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