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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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üblich die ganze Nacht auf gewesen. Aber heute würde er keine Möglichkeit haben, ein Nickerchen zu machen. Verdammt, dabei hätte er es so gut gebrauchen können, auch wenn er bezweifelte, dass er sich bei einem Schläfchen über die ganze Sache klar werden würde.
    „Was glaubt Ihr denn, wer diesen Killer angeheuert hat?“, wollte Eric wissen.
    „Den Termin hat Mr. Sidel arrangiert“, erklärte Sabrina und fuhr sich über ihre neue Frisur. „Aber ich sollte mich mit dem Betriebsleiter treffen, Ernie Walker.“
    „Aber das war nicht Ernie.“
    „Nein.“
    „Also kennst du diesen Ernie?“
    „Ich weiß, wer er ist. Aber der Kerl war ganz bestimmt kein Betriebsleiter.“
    „Moment mal. Wie kannst du dir da so sicher sein?“
    Sie sah ihn entnervt an.
    „Ich will dir doch nichts unterstellen, Bree. Ich versuche nur zu verstehen, ob der Typ ein Mitarbeiter gewesen sein könnte.“
    Sie legte ihr Pizzastück wieder zurück und rückte sich den Plastikstuhl zurecht, den Eric zum Essen benutzte. Dann wischte sie sich mit der Papierserviette den Mund ab, langsam und gemächlich, aber Eric wusste, dass es nicht demonstrativ gemeint war, sondern dass sie nachdachte.
    „Er hatte überhaupt keine Schutzkleidung an“, sagte sie dann. „Keine Ohrenschützer, keinen Sicherheitshelm. Nur eine lange Stange oder vielleicht einen Knüppel hatte er dabei. Das konnte ich von unten erkennen.“
    „Vielleicht wollte er sich mit dem ganzen Sicherheitskram einfach nicht aufhalten.“
    „Nein, da war noch etwas.“ Sabrina rieb sich die Augen und kniff sie zu, als könne sie sich dann besser an den Mann erinnern.
    Eric wartete geduldig. Er beobachtete, wie die alte Dame ihre kleine Hand auf Sabrinas Rechte legte. Die Frau hatte sich ihm als Sabrinas Nachbarin vorgestellt, aber Eric konnte sich noch erinnern, dass Sabrina in Chicago ihren Nachbarn immer aus dem Weg gegangen war, obwohl sie zehn Jahre lang im selben Haus gewohnt hatte. Einmal hatte sie ihm erzählt, wie sehr sie die Anonymität genieße. Dasselbe hatte für ihre Studenten gegolten. Er wusste, dass sie sie sich immer vom Leib gehalten hatte. Im Unterschied zu anderen Professoren hatte Sabrina den Rahmen des Unterrichts nie verlassen: kein Kaffeetrinken nach dem Unterricht, keine Pizzapartys zu besonderen Anlässen.
    Eric hatte sie immer darum beneidet, wie sie den Menschen in ihrem Leben ihren jeweiligen Bereichen zuordnete, auch wenn er das nicht guthieß. Aber in den vergangenen beiden Jahren hatte er genau das tun müssen, um zu überleben, und er fand es noch immer schwierig. Sein Boss Howard war das beste Beispiel dafür. Aber Sabrina schien das gut im Griff zu haben oder ließ es zumindest so erscheinen. Nur Miss Sadie machte da wohl eine Ausnahme.
    „Der Alarm“, sagte Sabrina plötzlich und wäre fast aufgesprungen, als sei tatsächlich eine Alarmanlage losgegangen. „Ich wusste, dass mir irgendetwas merkwürdig vorkam. Er wusste nichts von dem Alarm.“
    „Welcher Alarm?“
    „Jeder Reaktor hat einen Spültank mit Klarwasser. Das ist die letzte Phase des Produktionsablaufes. Was immer übrig bleibt, und das sollte eigentlich nur Wasser sein, wird gespült und abgekühlt, bevor es durch die Filteranlage in den Fluss geleitet wird. Wenn irgendwelche Feststoffe darin sind, die den Filter verstopfen oder beschädigen könnten, was immer das sein mag -“ Sie brach ab, und er erkannte diesen Blick. Posttraumatischer Schockzustand. Er hatte ihn an Sabrina schon einmal gesehen, gleich nach dem Unfall ihrer Mutter. Es gefiel ihm nicht, das wieder mit ansehen zu müssen.
    „Zum Beispiel ein menschlicher Körper“, beendete er schließlich ihren Satz. „Lass mich raten. Dann wird ein Alarm ausgelöst. Aber kann es nicht sein, dass er dachte, er hätte den Alarm deaktiviert oder könnte ihn umgehen?“
    „Alles ist computerisiert“, erklärte ihm Sabrina. „Nur einer kann das System verändern oder den Alarm umgehen.“
    Ihre Blicke trafen sich, und er konnte in ihren Augen sehen, wie sie begriff. Genauso hatte sie früher ausgesehen, als sie Kinder waren und sie als Erste ein Rätsel gelöst oder die Zutaten von Brause analysiert hatte. Nur dass sich diesmal in die Erkenntnis eine gehörige Portion Angst mischte.
    „Was ist denn, meine Liebe?“ Miss Sadie hatte es auch sofort bemerkt.
    „Ich sollte mich mit dem Betriebsleiter treffen, weil Mr. Sidel mir beweisen wollte, dass Reaktor fünf nicht angeschlossen ist.“
    „Also musste, wer auch immer

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