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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Anschließend waren sie ihm zu diesem kleinen Frisiersalon gleich neben „Paradise Wine and Liquor“ gefolgt. Erst drinnen hatte er seine Schwester lang und schweigend umarmt und hatte sie dann an den Schultern zu einem Stuhl geführt und zum Sitzen aufgefordert.
    „Miss Sadie sagt, du seist nicht mehr aus dem Auto gestiegen, seitdem ihr Tallahassee verlassen habt?“, fragte er mit gerunzelter Stirn. So todernst hatte sie ihn noch nie erlebt.
    „Nur einmal zur Toilette“, kam Miss Sadie Sabrina zuvor. „An einer Tankstelle in Panama City.“
    „Das beste Versteck ist mitten im Geschehen. Kannst du uns dabei helfen, Max?“, fragte er die Frau, die er Sabrina nicht vorgestellt hatte und der vermutlich der Frisiersalon gehörte. „Kurz und blond?“
    „Das Problem ist weniger die Polizei als die anderen“, meinte Miss Sadie. Sabrina wurde plötzlich klar, dass sie Eric in der kurzen Zeit schon eine ganze Menge erklärt haben musste.
    Im Spiegel vor ihr konnte sie die drei beobachten. Max stand in der Mitte, mit kurzem rotem Stoppelhaar. Sie trug ein schwarzes Hundehalsband, ein eng anliegendes Top, außerdem einen Minirock aus schwarzem Leder und dazu hellrote Flipflops. Am Fußgelenk hatte sie ein Tattoo und an der mittleren Zehe einen Goldring, diverse Stecker am einen Ohr und einen einzelnen Goldring im anderen.
    Rechts neben Max stand Eric und links Miss Sadie – ein komisches Trio, das nichts gemeinsam hatte außer der Frau, die vor ihnen saß, und der Aufgabe, ihr Aussehen zu verändern.
    „Sind das Profis?“, fragte Max Miss Sadie, die nickte. Dann nickte auch Max, als müsste sie nicht mehr wissen als das.
    Sabrina wollte einwerfen, dass sie vielleicht mehr über die ganze Angelegenheit wissen sollte, aber stattdessen hörte sie einfach nur zu. Außerdem war sie mittlerweile zu Tode erschöpft. Wer hätte gedacht, dass Panik einen dermaßen auslaugen konnte?
    „Dann werden sie davon ausgehen, dass sie sich ins genaue Gegenteil verwandelt“, meinte Max mit einem Seitenblick auf Eric.
    „Also weniger ist mehr?“
    „Wir bleiben bei der Farbe“, sagte sie und fuhr mit den Fingern durch Sabrinas Haare. „Vielleicht ein paar Strähnchen. Wir schneiden, aber nur ein bisschen. Ein Pagenkopf wäre gut. Anders, aber nicht zu sehr.“
    „Okay“, stimmte Eric zu. Er traf die Entscheidung, ohne Sabrina auch nur anzusehen.
    Ob sie überhaupt fragen würden, bevor sie mit dem Schneiden und den Strähnchen anfingen? Sabrina kam sich vor wie neun, als sie mit Eric, der damals zwölf war, ins Kino gegangen war und sich ganz groß vorkam. Ihre Mutter gab das Geld immer Eric, und damit hatte er alle Entscheidungen in der Hand – welcher Film, was zu trinken, Minzbonbons oder Karamell. Wenn Sabrina Einspruch erhob, sagte er nur: „Willst du nun ins Kino oder nicht?“ Sie wusste, was er sagen würde, wenn sie jetzt protestiert hätte: „Soll ich dich nun verstecken oder nicht?“
    „Sie ist furchtbar blass.“ Max war schon viel weiter. „Sie wird am Strand auffallen wie ein bunter Hund. Wir nehmen noch ein bisschen Braun aus der Tube.“
    „Oh ja, das ist eine gute Idee“, stimmte Miss Sadie zu. „Sie hat so helle Haut und trägt normalerweise nur Schwarz und Weiß. Ganz klassisch, aber vielleicht wären ein paar leuchtende Farben nicht schlecht. Ich dachte schon öfter, dass Königsblau die Farbe Ihrer Augen wunderbar zu Geltung brächte, meine Liebe.“ Dieses Mal trafen sich ihre Blicke im Spiegel, als die alte Dame ihre Hand auf Sabrinas Schulter legte.
    Bei dieser kleinen Geste schien Eric bewusst zu werden, dass er seine Schwester bisher kaum beachtet hatte. Er kam um den Stuhl herum, hockte sich vor sie und sah sie forschend an.
    „Das tut verdammt gut, dich zu sehen, Bree“, sagte er schließlich lächelnd.

67. KAPITEL
    Chattahoochee, Florida
    Auch ohne das, was man als professionelles Beiwerk bezeichnen mochte, konnte Leon ausgesprochen beharrlich sein. Klar, er war dafür bekannt, mit einer kleinen Verrenkung oder einer Zange, wie er sie aus eben diesem Grund eingesteckt hatte, alle nötigen Informationen zu bekommen. Aber ebenso verstand er es, nur mit den richtigen Fragen Leuten die ungewöhnlichsten Dinge zu entlocken.
    Er fand Arthur Galloway im Fernsehzimmer, wo er im selben Lehnstuhl saß wie beim Besuch seiner Tochter vor ein paar Tagen. Sein Haar stand wirr vom Kopf ab, sein Hemd war verknittert, und er trug eine weiße und eine braune Socke. Leon überlegte kurz, ob man ihn seit

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