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Orient-Express (German Edition)

Orient-Express (German Edition)

Titel: Orient-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dos Passos
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Kamelreiterkorps der Franzosen, denn Tabak und Kamele sind zollpflichtig, und das Entscheidende ist jetzt, nicht aufzufallen. Wie eine Karawane aus fünfhundert Kamelen unbemerkt nach Damaskus gelangen soll, ist mir schleierhaft, aber Wunder sind ja nie auszuschließen. Alle sind unruhig und aufgeregt wie beim letzten Tag auf einem Ozeandampfer.
    Sechsunddreißigster Tag . Alles kommt, wie es kommen muss. Wir haben unser Lager in einer kleinen geschützten Mulde bei Dmair aufgeschlagen. Wir sind in Syrien. Blauer Rauch steigt über dem Dorf auf und verliert sich in dem Blau der Berge, hinter denen Libanon liegt. Weiter südlich der Dschebel Scheich, gebeugt und ehrwürdig. Ringsum weiden Ziegen und Schafe. Ich würde gern nach Dmair gehen, aber Jassem ist dagegen, er befürchtet, ich könne die verschlafenen Zollbeamten aufscheuchen. Es kommen aber einige Bewohner von Dmair auf Kamelen und Eseln angeritten. Fast wünschte ich, wir wären noch immer in der Wüste, würden aufbrechen statt ankommen, bestünde nicht die Aussicht auf ein warmes Bad und Essen, Essen, Essen.
    Siebenunddreißigster Tag . O diese Sajjids. Der unvergessliche Einzug in Damaskus.
    Gestern Abend war ein einziges Kommen und Gehen im Karawanenlager, an Jassems Feuer wurde lange diskutiert, und die Kamele stöhnten und brabbelten. Das Letzte, was ich beim Einschlafen hörte, war das Klingeln von Münzen, türkische Goldpfunde, die einzeln in jede Hand gezählt wurden. Als ich morgens aufwachte, sah das Lager aus wie von einem Wirbelsturm verwüstet. Die Hälfte der Kamele, das meiste der Tabakballen und Teppiche und wohl auch des Opiums war verschwunden. Jassem saß seelenruhig da und mahlte Kaffee und strich sich manchmal über den Bart. Während wir gemeinsam Kaffee tranken, gab er mir freundlich zu verstehen, dass ich, wenn ich in Damaskus mit den Franzosen spreche, nicht wissen solle, wie viele Kamele es gewesen seien oder auf welchem Weg wir gekommen seien. Ich sagte ihm, dass ich ein schlechtes Zahlengedächtnis habe.
    Dann wurde Abdullahs weißer Hengst gebracht, ich klemmte meinen wundgeriebenen Hintern auf einen scheußlichen Sattel, und dann ging es los in Richtung Damaskus, ich auf dem Hengst, der Sajjid auf seinem Dromedar, der Koch des Sajjid auf einem kapriziösen weißen Kamel und ein Agail zu Fuß, der uns bis zur Straße bringen sollte. Es war ein schier endloser Morgen. Immer wieder kamen wir vom Weg ab, erst über ein struppiges Plateau, dann durch ein fruchtbares Tal mit Weideland, Feldern mit grünem Sesam und Luzerne, Apfelbäumen, rosafarbenen Lehmziegelhäusern. Schließlich erbarmte sich der Sajjid meiner, der ich auf dem steigbügellosen Pferd durchgeschüttelt wurde, und ließ mich auf seinem Dromedar reiten. Dem weißen Kamel behagte der Geruch der Zivilisation nicht, unentwegt versuchte es, in die Wüste zurückzupreschen. Schließlich kamen wir, fast verrückt vor Hunger, wundgerieben, humpelnd und hundemüde, zu einem Dorf, wo wir die Tiere vor dem Kaffeehaus ließen, überaus frugal Bohnen und Käse und Kebab aßen und dann, hingegossen wie Zeus in seinem Adlerwagen, in einem Landauer nach Damaskus fuhren. Doch noch bevor ich etwas in den Mund und Wasser an meine Haut bekam, musste ich sämtliche Verwandten des Sajjid besuchen, bärtige alte Männer im Basar der Schreiber, Leute in geheimnisvollen Höfen, die Anhänger von Faisal waren und gegen die Franzosen konspirierten, einen Schneider in einer Schneiderei, den Inhaber eines Kaffeehauses, das von den Agail frequentiert wurde. Jedes Mal nicht enden wollende Höflichkeiten und Freundlichkeiten, bis wir uns schließlich mit den Mächten der Zivilisation konfrontiert sahen. Wir hatten die Droschke vor einem Kaffeehaus abgestellt, in dem wir eifrig palaverten, und ich war vor lauter Hunger und Ungewaschensein viel zu benommen, als dass ich etwas mitbekommen hätte. Als wir nach draußen traten, sahen wir einen betrunkenen französischen Offizier in der Droschke sitzen. Der Sajjid protestierte, es sei unser Wagen, worauf der Franzose üble Beleidigungen ausstieß und der Sajjid seinen kleinen Dolch zückte, und die Hölle wäre los gewesen, wenn der Franzose nicht vage mitbekommen hätte, dass ich Französisch mit ihm redete. Sofort entschuldigte er sich wortreich, umarmte den Sajjid im Namen der Alliierten, und gemeinsam fuhren wir, «La Madelon de la Victoire» singend, zu einer vollkommen pariserischen Bar im Stadtzentrum. Der Sajjid saß draußen, während wir

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