Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
Gegengewicht zu ihrem Wanst mit sich herumtrug, war mehr, als jeder Krieger vertrug, und ließ ihre säulenartigen, von tiefen Rillen durchzogenen Beine beinahe grotesk kurz erscheinen. Der Kopf der Gestalt wirkte ebenfalls geradezu winzig, wie er dort zwischen den fleischigen Schultern zu versinken drohte.
Sekesh murmelte etwas kaum Hörbares, und aus dem Augenwinkel sah er, wie sie das Frauenamulett, das an einem Lederband um ihren Hals hing, umfasste. »Große Mutter!«
Das ist es! Daran erinnerte Krendar der Anblick. Diese Aerc glich geradezu unheimlich der beinahe kugelförmigen Statuette, die die Schamaninnen aller Stämme mit sich trugen. Nur dass sie aus lebendem, wogendem Fleisch bestand, statt aus Stein zu sein. Viel Fleisch.
»Klapp das Maul zu, Kleiner«. Modrath schubste ihn sacht gegen die Schulter.
Die Waldschatten sanken einer nach dem anderen auf die Knie, als die monströse Aerc mit kleinen, schwerfälligen Schritten in das letzte Tageslicht hinaushumpelte, schwer auf einen langen Speer mit einem altertümlichen, breiten Blatt gestützt. Jetzt, da sie aus dem Schatten des Eingangs trat, konnte Krendar erkennen, dass sie bis auf einige wenige Stoffbänder und Federn vollkommen nackt war. Jeder Fingerbreit ihrer Haut war jedoch mit komplizierten Mustern und Spiralen tätowiert oder bemalt, die sich in der unaufhörlichen Bewegung ihrer Fleischmassen zu winden und umeinander zu schlingen schienen. Fasziniert beobachtete er, wie sich ganze Bilder auf ihrer Haut zu formen schienen und wieder vergingen. Schließlich blieb die Schamanin stehen und musterte die Felsenbären bedächtig. Ihr Schnaufen war für einige Augenblicke das einzige Geräusch neben dem leisen Singen des Winds.
»Fünftod, sagt man mir?« Als sie schließlich sprach, war ihre Stimme die einer weit jüngeren Frau.
Prakosh neigte nach kaum merklichem Zögern den Kopf. »So nennt man mich, Drûaka.«
»Das ist gut. Das ist gut. Uns wurde gesagt, dass du kommst.« Sie schien Prakoshs Frage zu hören, bevor er sie aussprach. »Die Ahnen sagen uns, dass der Fünftod kommt, und er bringt sieben mal Hundert Tote mit sich. Ja, Raut, wir wissen um deine Last und deine hohe Aufgabe. Daher haben wir euch den Weg hierher gewiesen.«
»Was wisst ihr davon, Drûaka?«, fragte Toraka anstelle des Raut. Eine gewisse Schärfe lag in ihrer Stimme, und die massige Schamanin wandte ihr jetzt die Aufmerksamkeit zu. Ihre winzigen Augen blitzten. »Genug, Schwester. Wir wissen genug von eurer Aufgabe, die die Stämme unserer Völker erretten soll. Die Ahnen sprachen auch von dir. Die Drûaka, die die Toten begleitet. Die der Dunkelheit vorangeht, die das kommende Schweigen kennt. Wir stehen bereit, den Stämmen zu helfen. Ihr kommt spät, Schwester.« Sie sah hinauf zu der brodelnden Schwärze, die sich im Westen auftürmte und den Himmel verschlang. »Doch noch nicht zu spät. Rastet, Aerc der Stämme. Rastet heute in meiner Stadt, und ich werde dir deine Bestimmung weisen.«
»Deine Stadt?«
»Meine Stadt und doch nicht meine Stadt.« Die fette Schamanin machte eine wegwerfende Geste. »Die Stadt unserer Ahnen: Gulraka Valak, die Weiße Stadt. Wir sind nur ihre Wächter, die Wächter der Ahnen und der Vergangenheit. Wir hüten das Erbe der Toten, so wie ihr es tut. Diese Stadt wurde errichtet, um über die Dunkelheit zu wachen.« Der Speer schwenkte über die Ruinen. »Viel ist nicht übrig, das meiste ist vergessen, doch noch immer ist genug hier, um uns Hoffnung zu geben, Schwester. Rastet heute Nacht, und wenn die Ahnen uns hören, wird die hungrige Dunkelheit uns nicht verschlingen.« Sie lächelte, und Krendar konnte sehen, dass sie, wie die Krieger der Waldschatten, keine Schneidezähne hatte. »Das hier ist ein heiliger Ort, und solange wir hier sind, wird die Dunkelheit nicht sein. Rastet. Unsere Diener werden euch einen Ort weisen. Und ich werde dir heute Nacht deine Bestimmung weisen, Schwester.« Sie nickte Prakosh zu. »Du hast deine Bestimmung gut erfüllt, Fünftod. Der Rest deines Wegs wird mit unserer Hilfe leicht sein.« Sie neigte den Kopf, und für einen Moment hatte Krendar das absurde Bild vor Augen, wie die gewaltige Frau das Gleichgewicht verlieren und vornüberkippen würde. »Unsere Diener werden für euch sorg en. Ich werde dich rufen, Drûaka.« Sie machte ein Zeich en der Ehrerbietung in Torakas Richtung. »Heute Nacht werde ich dir den Rest des Wegs weisen.« Mit diesen bestimmten Worten wandte sie sich schwerfällig
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