Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
der Häuptlingstöter, von dem die Schamanin erzählt hat.«
»Mein Vertrauen zu dir war mehr als gerechtfertigt, du bist ein großer Krieger.« Der Verhüllte war an Dudaki herangetreten und hatte die Hand auf seine Schulter gelegt. Jetzt bestand kein Zweifel mehr, dass er lächelte. »Wie nennt ihr Orks noch gleich eure Anführer? Broca?«
Dudaki nickte langsam. »Ein Broca ist der Anführer von zwei mal fünf Kriegern, einer Doppelfaust.«
»Nein, das erscheint mir zu gering.« Der Verhüllte neigte nachdenklich den Kopf. »Jetzt fällt es mir wieder ein. Shirach war der Begriff, den ich suchte. Shirach Dudaki, der Kriegsherr unserer Armee gegen die Dunkelheit. Wie gefällt dir das?«
Dudaki dachte darüber nach, während er sich über seinen abgebrochenen Schneidezahn leckte und die Worte auf der Zunge zergehen ließ wie einen kräftigen Schluck Shranga. Shirach Dudaki, das hatte mal wirklich einen guten Klang. Er drehte sich um, und ein rotzahniges Grinsen trat in sein Gesicht.
TEIL III
»Dies Geschöpf der Finsternis, ich nenn es mein.«
W ILLIAM S HAKESPEARE: » H AMLET«
EINUNDZWANZIG
In Trümmern
D u klingst schon wie Dudaki.« Sekesh seufzte. »Immerhin sind sie keine Geister.«
»Ach?« Der Oger warf Sekesh einen mürrischen Blick zu. »Bist du dir da so sicher?«
»Ich spreche mit den Ahnen, schon vergessen? Ich erkenne einen Geist, wenn ich ihn sehe.«
Die Miene des Großen verriet deutlich seine Skepsis. »Da hast du mir was voraus. Ich erkenne nur Ärger, wenn ich ihn sehe.«
»Du meinst, sie bedeuten Ärger?«, fragte Krendar leise.
Modrath lachte trocken auf. »Was in diesem Scheiß-Wald hat denn bisher nicht Ärger bedeutet, Kleiner?«
Da ist was dran. Krendar sah sich unauffällig um. Er hätte sich die Heimlichkeit auch sparen können, denn die Krieger der Felsenbären glotzten regelrecht, seit sie den Wald verlassen hatten. Die seltsam wilden Aerc hatten sie geradewegs zu einer Lichtung im Wald geführt, in der es dem grünen Meer nicht vollständig gelungen war, die Ruinen unter sich zu begraben. Vielleicht wurde dieser Bereich auch gelegentlich von Sprösslingen gereinigt. Wer konnte das schon so genau sagen. Jedenfalls konnte man erahnen, dass hier so gut wie alles aus Stein bestand. Die Mauern, die aufragten, waren aus sorgfältig behauenen Steinen aufgeschichtet. Wetter und Zeit hatten tiefe Spuren an ihnen hinterlassen, und doch lagen sie noch immer so exakt, dass man in die meisten Fugen kein Messer würde schieben können. Das bedeutete allerdings nicht, dass die Gebäude noch bewohnt wirkten. Leere Lichtlöcher und dunkle Türöffnungen gähnten in den Wänden und schienen ihnen hinterherzustarren. Von anderen Strukturen standen nur noch die Außenmauern, wo die Dächer und Zwischenböden eingestürzt und weggerottet waren. Büsche wuchsen in den Zwischenräumen, und selbst wenn der Wald seinen Eroberungszug hier noch nicht vollständig gewonnen hatte, so war doch seine Vorhut schon längst angekommen. Gräser hatten ihre Wurzeln in Risse und Spalten geschlagen, Schlingpflanzen krochen über den Stein, hier und da wuchs ein dünnes Bäumchen auf einer Mauerkrone, und in dem einen oder anderen Bauwerk stand einer der Waldriesen und schob mit Ästen und Wurzeln die alten Mauern auseinander. Dennoch ließ sich erahnen, dass einst sämtliche Wege hier von Steinplatten bedeckt gewesen waren. Häuser erhoben sich noch immer in Stufen von drei, vier oder mehr Ebenen in den Abendhimmel. Von der Zeit in Schräglage gebrachte Treppenstufen verbanden verschiedene Ebenen, und Wasserläufe in flachen Rinnen führten welke Blätter mit sich und gaben dicken Moospolstern eine Heimat.
Der Weg zwischen den Gebäuden war breit genug, um acht Aerc bequem nebeneinander passieren zu lassen, doch Prakoshs Zug hielt sich vorsichtig in der Mitte der Straße. Die Krieger umklammerten ihre Waffen und beäugten misst rauisch die leeren Gassen und gähnenden Eingänge zu beide n Seiten, während sie den fremden Aerc folgten. Die Waldschatten führten sie zielstrebig durch das Gewirr der verlassenen Häuser ins Herz der Ruinen.
Dieses Herz war, wie sich nur ein paar Schritte später herausstellte, ein sandiger, grob sechseckiger Platz, wie eine riesige einsame Bienenwabe. Drei der Seiten wurden von heruntergekommenen, jedoch noch halbwegs intakt wirkenden Steinbauten begrenzt, zwischen denen breite, vom Gras überwucherte Straßen auf den zentralen Platz führten. Straßen wie jene, auf der sie
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