Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
und traf stattdessen einen seiner eigenen Leute, der zufällig zwischen die Fronten geraten war.
Mit offenem Mund sah Bresch zu, wie das Monstrum sein Schlachtermesser aus dem zuckenden Körper zerrte und weiterstapfte, als wäre nichts geschehen. Bresch spürte, wie seine Zähne zu klappern begannen, er konnte nichts dagegen tun. Tief im Innern wusste er, dass dies sein großer Moment war. Der Zweikampf, mit dem er sich endlich vor der Welt beweisen konnte und seinen Vater stolz machen würde. Mit einem Sieg würde er eine jener Geschichten schreiben, die man noch in Generationen vor den Herdfeuern erzählte. So war es vorherbestimmt, so hatte er es in seinen Träumen gesehen.
Doch was er tatsächlich sah, war die Beliebigkeit des Sterbens.
Zufall. Das war es, was im Krieg über Leben und Tod entschied. Es war vollkommen gleich, wie gut oder schlecht er den Streithammer zu schwingen vermochte, am Ende ents chieden lächerliche Zufälle darüber, ob er das Schachtfeld als Held verließ oder als verstümmelte Leiche, der kein Dalkar eine Träne nachweinte. Welchen Sinn hatte es denn, ein großer Kämpfer werden zu wollen, wenn der verirrte Spieß eines Kameraden aus dem Heldenstück eine Farce machte? Sein Vater hatte recht gehabt: Warum sollte ein Hertig in diesem Irrsinn sein Leben aufs Spiel setzen?
»Wer soll der Nächste sein?«, brüllte der Mensch wie von Sinnen. Er blieb stehen, und sein Blick wanderte die Stufen hinauf. »Wer will sich mit mir anlegen?«
Der Echsenmann lachte. »Mein Angebot gilt noch immer. Euer Mann gegen Hastyr. Falls ihr gewinnt, bekommt ihr alles. Falls ihr verliert, muss nur noch einer sterben. Sucht es euch aus … »
»Ich habe Männer, die für mich kämpfen«, flüsterte Bresch. Er spürte, wie sich seine Kehle mehr und mehr zusammenschnürte und eine schreckliche Hilflosigkeit ihn zu übermannen drohte. »Du da!« Mit zitterndem Finger wies er auf den blonden Unteroffizier mit der Knollennase, dessen Name ihm einfach nicht mehr einfallen wollte. »Mach diesen Drecksack fertig. Hack ihn in Stücke und bring mir seinen Kopf.«
»Ich bin kein Nahkämpfer«, sagte der Knollennasige ausweichend. »Als Armbrustmeister wurde ich nicht für den Zweikampf ausgebildet.«
»Dann eben einer von euch anderen! Es ist mir völlig egal, wer.«
Die Krieger schauten sich an. »Dieser Mensch ist uns körperlich überlegen«, murmelte einer und scharrte betreten mit der Stiefelspitze im Dreck. »Das hätte keinen Sinn.«
»Außerdem ist ein Zweikampf eine rituelle Handlung«, erklärte ein Zweiter. »Kein Dalkar kann dazu gezwungen werden.«
»Das ist Befehlsverweigerung«, krächzte Bresch. »Dafür wirst du dich vor dem Clanrat verantworten!«
Der Clankrieger schluckte und verzog das Gesicht. »Streng genommen ist es eigentlich kein Befehl, weil ihr es uns ja nicht befehlen könnt …«
»Wo er recht hat, hat er recht«, sprang der Knollennasige ihm bei. »So lautet das Gesetz, wie es von unseren Vorvätern in Stein gemeißelt wurde. Selbst euer Vater muss sich den steingemeißelten Worten beugen.«
Bresch wurde heiß und kalt zugleich. Die Ungeheuerlichkeit dieser Worte ließ ihn schwanken. »Ihr verdammten Scheißkerle!«, schrie er. »Das werdet ihr noch bereuen!«
»Warum kämpfst du nicht selbst?« Die Worte waren kaum laut genug, um das Rauschen des Winds zu übertönen, doch sie schienen durch den Raum zu hallen wie ein Trompetenstoß. Selbst der Sturm hielt für einen Augenblick die Luft an.
»Warum kämpfst du nicht selbst?«, wiederholte der Echsenmann. »Ich biete dir die Chance, die Leben all deiner Männer zu retten. Du musst dich nur Hastyr zum Zweikampf stellen. Am Ende gewinnst du ja sogar, wer weiß?«
Da war sie also, die Herausforderung. Ausgesprochen und für jedermann klar verständlich und ganz allein für ihn bestimmt. Sein Opfer konnte das Leben vieler guter Krieger retten. Er musste dafür nichts weiter tun, als vorzutreten und seinen Mann zu stehen, wie es sich für einen richtigen Anführer gehörte. Er war der größte Turnierkämpfer des Reichs. Kein Dalkar war stärker oder geschickter, es gab niemanden, der es mit ihm aufzunehmen vermochte.
Aber ein einziger zufälliger Schlag konnte sein Leben beenden.
Es war wie ein grässlicher Albtraum, aus dem es kein Erwachen gab. Er spürte, wie sich alle Augen auf ihn richteten. Wie sie ihn anstarrten, voller Hoffnung und Flehen. Wie der Echsenmann erwartungsvoll lächelte und Hastyr das entstellte Gesicht zu
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