Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
war der Ärger deutlich in ihrem Gesicht zu erkennen. Ärger und noch etwas anderes, das Glond irritierte. Eine Spur von Angst?
»Aber du weißt ja selbst am besten, dass es nicht möglich ist, ihn so einfach loszuwerden.« Abrupt stand sie auf und wischte sich einen unsichtbaren Fleck vom Hemd. »Sie sind vor ein paar Tagen hier durchgekommen. Ein abgerissenes Häuflein Menschen, so verdreckt und erbärmlich, dass selbst die Bewohner dieser Siedlung auf sie herabschauen konnten. Sie baten um Nahrung und Unterkunft, und ich habe ihnen beides angeboten, wenn sie sich mir anschließen – und wenn sie Navorra zum Teufel jagen.«
Der Wolfmann starrte Nyorda mit großen Augen an. »Du hast ihn fortgeschickt?«
»Was hast du erwartet? Dass ich ihn an Sohnes statt annehme oder ihn gleich an Ort und Stelle zum Anführer ernenne? Natürlich habe ich ihn fortgeschickt. Das hättest du dir doch denken können. Ihn und eine Handvoll Unverbesserlicher, die nicht einsehen wollten, dass seine Zeit vorbei ist. Die Schlaueren unter ihnen stehen jetzt in meinen Diensten und schätzen sich glücklich dafür. Bei mir haben sie wenigsten etwas zu essen im Bauch und ein Dach über dem Kopf. Das ist weit mehr, als Navorra ihnen noch bieten kann.«
»Wo hast du ihn hingeschickt?«, fragte Glond.
»Halt dein Maul«, zischte sein Bewacher und stieß ihm den Stiefel in die Seite.
Nyorda seufzte. »Was habt ihr Zwerge denn mit ihm zu schaffen?«
»Ich habe versprochen, ihm und seinen Leuten zu helfen«, sagte Glond. »Und ich habe vor, mein Versprechen zu halten.«
Nyorda schüttelte den Kopf. »Also bist du noch so ein Verrückter, dem dieser Bastard wirre Gedanken in den Kopf gepflanzt hat. Ich hätte ja nicht geglaubt, dass ihm das bei euch Zwergen auch gelingt. Hätte gedacht, eure Schädel wären zu dick für solche Dinge, und er würde euch genau aus diesem Grund töten.«
»Was?«
Nyorda zog eine Augenbraue in die Höhe und warf einen Seitenblick auf den Wolfmann. »Weiß dein kleiner Freund etwa gar nicht, dass Navorra ein Zwergenmörder ist? Kann es sein, dass du ihm da etwas verschwiegen hast?«
»Es war ein Unfall«, knurrte der Wolfmann.
Nyorda lachte leise. »Wie lautet das Gesetz noch mal? Ein Mensch, der die Hand gegen einen Dalkar erhebt, ist des Todes … Es muss ein Vermögen gekostet haben, diesen ›Unfall‹ zu vertuschen.« Sie tätschelte dem Wolfmann die Wange. »Eine ganze Menge Zwergengold hat unser Cryn dafür bek ommen, einen Zwergenmörder zu bewachen. Das ist es nä mlich, was er tun sollte. Er sollte den Jungen nicht vor der Außenwelt beschützen, sondern die Außenwelt vor ihm.«
SIEBEN
Stille Wasser
M it einem Knurren wuchtete sich Krendar auf die Füße. Eine Bewegung am Eingang des Bootshauses lenkte ihn für einen kurzen Moment ab, was ihn beinahe den Fuß kostete, als das Axtblatt direkt neben ihm in die Bohlen krachte. Eilig stolperte er rückwärts.
»Braucht ihr Hilfe?«, erkundigte sich Sekesh, und ihre Stimme ähnelte dem Geräusch, das entstand, wenn man einem Kaninchen die Haut abzog. Sie lehnte im Torspalt und hatte die Hände, die immer noch ihre Dolche hielten, unter der Brust verschränkt. Der Feuerschein, der von draußen hereinfiel, beleuchtete nur ihre Umrisse, und dennoch konnte er ihre Augen sehen. Sie glühten tief orangerot und schienen zu flackern.
Bei den Ahnen! Wie ich es hasse, wenn sie das macht!
Die Menschenweiber auf der anderen Seite des Raums schrien auf und verdoppelten ihre Anstrengungen, in die Boote zu kommen.
Krendar grunzte unwirsch und warf der Schamanin einen bösen Blick zu. »Mach dir keine Mühe. Der kleine Kerl hier ist gar kein Problem.«
»Gut«, stellte Sekesh fest und wandte sich zum Gehen.
Krendar sprang eilig zur Seite, um der Axt zu entgehen. »Das war ein Scherz, Sekesh!«
Auch die Korrach-Zwillinge hielten jetzt mehr Abstand zur Waffe des Wühlers. Der Zwerg rumpelte etwas in der hässlichen Sprache der Menschen. Es sah nicht aus, als hätte er vor, sie vorbeizulassen.
Mit seiner eisernen Panzerung und dem Wasserbecken im Rücken war nicht an ihn heranzukommen. Nicht mit ihren Waffen. Nicht ohne einen Oger.
»Kannst du … Sie fliehen!«, erklärte er unbeholfen und deutete auf die Menschen hinter dem Gepanzerten. »Und das wird Prakosh nicht gefallen.«
»Ein Scherz, hm?« Die junge Frau legte den Kopf schief und schob sich mit einem der Messer die verfilzten Zöpfe aus dem Gesicht. »Lustig.«
Ach verdammt, Sekesh! Krendar
Weitere Kostenlose Bücher