Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit

Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit

Titel: Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Orgel
Vom Netzwerk:
Und noch eines: Die Wüste roch nicht. Sie duftete sanft nach Hitze, trockenem Staub und Salz, doch darüber hinaus war sie geruchlos. Dieses Land hier dagegen stank: nach Schimmel, verrottendem Grün, schmutzigem Wasser, nach Moder, Verfall und dem Sterben unzähliger kleiner und großer Kreaturen. Der Marsch durch die Sümpfe war eine Tortur gewesen. Der Gestank, den der Wind ihr hier in Schwaden zutrug, schnürte ihr immer wieder die Kehle zu, und sie konnte den unsichtbaren Tod, den er herantrug, beinahe schmecken. Sie schniefte.
    Krendar sah sich um und warf ihr einen fragenden Blick zu. »Alles in Ordnung?«
    Was willst du hören? Dass ich fast kotzen muss vom Gestank deiner Heimat? Sicher nicht. Ayubo jammern nicht, und ich werde mich sicher nicht vor euch erniedrigen. Am Ende sparte sie sich eine Antwort, wie so oft in den letzten Tagen, und funkelte den jungen Weststamm-Aerc nur düster an. Schließlich zog Krendar die Brauen hoch, zuckte mit den Schultern und konzentrierte sich wieder auf das Durchwühlen seines Proviantbeutels. Wobei es da nicht mehr allzu viel zu wühlen gab. Wie bei ihnen allen.
    »Nein, er ist wirklich kein Broca-Material«, flüsterte sie Vress fast lautlos zu. »Ein Broca muss hart sein. Er ist zu weich. Aber was haben wir für eine Wahl?« Der Spilo auf ihrer Schulter zwitscherte zur Antwort leise. Was er damit meinen mochte, blieb ihr allerdings verborgen.
    Der wahre Grund für ihr Frösteln waren die beschnitzten Runenknöchel, die in ihrer Handfläche brannten. Mit einer unwirschen Geste ließ sie die Knochen auf das feuchte Stück Leder vor sich fallen. Ein beinahe lautloses Stöhnen entfuhr ihr. Es änderte sich nicht. Es änderte sich nie. Die Knochen fielen immer gleich, egal, wie sie die Frage formulierte. Sie taten das bereits seit einem Jahr, doch wie alle Urawi – oder Drûaka, wie die Aerc hier im Süden ihre Totensprecherinnen nannten – war sie davon ausgegangen, dass sich das mit dem Fall von Derok ändern würde. Dass das Kommende aufgehalten wäre. Es hatte sich nichts geändert.
    Seit dem Untergang der Zwergenstadt Derok hatte sie die Knöchel wohl vier mal zehn mal geworfen, doch immer sagten sie dasselbe: Die Zeit der Dunkelheit war nahe. Schweigen folgte ihr. Selbst die Zwiesprache mit den Ahnen war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit geworden. Auch auf der anderen Seite schien die Dunkelheit beinahe das einzige Thema zu sein. Inzwischen gab sich die junge Urawi alle Mühe, ihre Stimmen zu ignorieren – und sie hatte gelernt, den Schlaf zu fürchten. Denn dann konnte sie das Wispern der Stimmen nicht ausschließen. Sie drängten sich in ihre Träume. Und mit ihnen kam die Dunkelheit in ihren Schlaf.
    Mit einer heftigen Bewegung wischte sie durch die Knöchel vor sich, zerstörte das Bild. Vress, der unter ihren Haaren Schutz vor dem Nieselregen gesucht hatte, zischte irritiert.
    »Alles gut, mein Kleiner«, murmelte sie. »Ich weiß, das geht dir genauso auf die Nerven wie mir.« Sie strich der kleinen Echse abwesend über den Kopf. Der Spilo hasste den Regen. Seine Art stammte wie sie aus den trockenen Salzwüsten des Nordens, und die ewige Feuchtigkeit machte seine Flughäute weich, den kleinen, auf Wärme angewiesenen Körper langsam und das ganze, kaum handlange Wesen erschreckend gereizt. Bei einer derart giftigen Kreatur nicht unbedingt ein angenehmer Zustand.
    Vress beruhigte sich wieder, klappte die grellbunten Flughäute zusammen und verkroch sich tiefer unter Sekeshs verfilzten Zöpfen, aus denen der Regen beinahe schon die rote Lehmfarbe ausgewaschen hatte. Noch so etwas: Man bekam in diesem von Nässe verfluchten Land keinen ordentlichen roten Lehm. Nicht dass er im Regen lange gehalten hätte, doch ohne die angemessene Frisur der Urawi ihrer Heimat fühlte sie sich seltsam nackt. Es gab ohnehin nicht viel, was sie hier noch an ihre Heimat erinnerte, und täglich vergaß sie etwas mehr, entfernte sie sich etwas weiter von ihrem Volk. Es war beinahe schon die Zeit des Regens, Winter, wie die Aerc der Weststämme diese Zeit des Jahres nannten. Zu Beginn der letzten Zeit des Regens waren sie zu dem Feldzug gegen die Zwerge aufgebrochen. Rogorus Feldzug nannte man ihn, nach dem Shirach, dem Feldherrn der Salzläufer-Stämme, dem es gelungen war, die Dörfer der Ayubo unter sich zu vereinen.
    Die Urawi wussten es besser.
    Warum hätten die Ayubostämme einen Feldzug gegen die Wühler und Menschen anfangen sollen? Noch lagen große Gebiete der

Weitere Kostenlose Bücher