Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
langsam den Verstand verlor.
Sie bleckte die Zähne, wobei sie selbst nicht sicher war, ob es ein Lächeln oder eine Drohung sein sollte.
Ist im Grunde auch egal. Aus Sicht der kleinen Blassnase dürfte beides gleich erschreckend sein.
Sekesh musterte der Reihe nach die restlichen Menschen. Ein erbärmliches Häufchen weichlicher, verdreckter Kreaturen, deren dünne Haut, dort wo sie unter den Schichten von Dreck und Schorf überhaupt zu sehen war, erschreckend blass schimmerte. Wie grausam es sein musste, in einer so dünnen Haut zu stecken, die von jedem Dorn, jeder Nessel zerkratzt, zerstochen und zerschnitten wurde. Borstige Haare sprossen aus den Gesichtern der Männchen und ließ sie wie kümmerliche, langgezogene Wühler wirken. Und ihre Welpen … in ihrer Heimat hätte man derart jämmerliche Junge im Schlaf erschlagen. Das war gnädiger, als sie unvermeidlich zum Opfer irgendeines Raubtiers werden zu lassen. Und doch zeigten sie eine Zähigkeit und Intelligenz, die sie nach allen Geschichten über die Menschen nicht erwartet hätte.
Besonders dieser Junge namens Navorra.
Natürlich hat er Angst, wie alle anderen. Nichts, wofür man sich schämen müsste; sie haben sie zu Recht. Und dennoch beherrscht er die Angst, als wäre er ein Aerckrieger. Vor allem ist da noch mehr. Sekesh war nicht umsonst eine Urawi geworden. Sie hatte ein Gespür für die Magie, die sie umgab. Das musste sie haben. Und bei diesem Menschlein fühlte sie die Magie, die tief in ihm lag, wie eine Trajuuk-Natter in ihrer Höhle, schlafend vielleicht, doch deshalb nicht weniger gefährlich. Das war der Grund gewesen, ihn vor Prakosh zu retten. Zugegeben, Sekesh wusste nicht viel über die Mensche n, so wie die meisten der Ayubo. Menschen, das war das Dienervolk, das sich unter den Wühlern duckte und als Gegenleistung für den Schutz der Bärtigen all die Arbeiten erledigte, für die sich jene zu schade waren. Niemand hatte bisher auch nur einen Gedanken darauf verschwendet, dass ausgerechnet dieses Volk eine solche Gabe haben könnte. Und dennoch, Sekesh war in Derok einem Menschenmann begegnet, dem gelang, was kein Stammeskrieger und kein Weib der Aerc vermochte, ohne von Kindesbeinen an dafür ausgebildet zu sein. Er hatte eine Stammesmutter berührt, ja, in den Händen gehalten, ohne schreiend daran zugrunde zu gehen. Stattdessen hatten die Ahnen zu ihm gesprochen. Die Ayubo schüttelte unwillkürlich den Kopf, als sie daran zurückdachte. Das war unerklärlich, im Grunde unmöglich. Und doch, vielleicht konnte dieser Junge dort drüben Ähnliches? Vielleicht lag der Same zu ihrer Rettung ja in der Magie der Menschen? Denn in der der Aerc und ihrer Ahnen, fürchtete Sekesh im Stillen, lag er nicht. Andererseits – am Ende war es auch nur der letzte Stein auf dem Grab der Aerc. Wer konnte das schon wissen.
Sie zog die Lederdecke fester um sich.
VIERZEHN
Treibholz
D udaki schrak hoch und schnappte nach Luft. Etwas Schweres, Nasses bedeckte sein Gesicht, und er versuchte instinktiv, sich zu befreien. Seine Arme gehorchten ihm nicht. Oder waren sie gefesselt? Er hatte nicht genug Gefühl in den Händen, um das sagen zu können. Ein Gurgeln entrang sich seiner Kehle.
Hatte irgendjemand etwas gesagt? Geräusche drangen zu ihm durch, doch sie klangen, als hätte er den Kopf unter Wasser. Erst mit Verspätung kam er auf die Idee, die Augen zu öffnen. Nasses Tuch bedeckte seine Augen und verschleierte seine Sicht. Er versuchte ein zweites Mal zu sprechen und stellte fest, dass ihm weder Lippen noch Zunge gehorchten. Also beließ er es beim Gurgeln. Das hatte sich bereits bewährt.
Wieder sprach jemand, und dieses Mal meinte er, einzelne Laute unterscheiden zu können.
»… bleiben.«
»Hu?«
»Liegen bleiben, habe ich gesagt«, wiederholte die Stimme, dumpf, wie durch Schlamm in seinen Ohren. »Und versuch nicht zu sprechen. Dich versteht eh kein Schwein.«
Das Tuch über seinem Gesicht wurde weggezogen, und grelles Licht stach in seine Augen, sodass er sie schleunigst schloss.
»Oi«, sagte der Besitzer der Stimme. »Ich weiß, dass ich nicht der Hübscheste bin. Aber das bist du ja auch nicht gerade, Ork.« Er kicherte heiser.
Dudaki sparte sich eine Antwort und bleckte die Zähne. Sein Zahnfleisch fühlte sich trocken und pelzig an.
»Woah.« Der Unbekannte klang beeindruckt. Und außerdem war sein Dialekt keiner, den er kannte. »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass deine Zähne nicht gesund aussehen? Na ja, is ja
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