Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
auf den unscheinbaren Mann, der all das bereits erreicht hatte, was ihm bislang verwehrt geblieben war. Gemeinsam mit den größten Helden seines Volkes war er in die Schlacht gezogen, hatte Gerüchten zufolge einen gefürchteten Kriegsherrn der Orks getötet, um am Ende die heiligen Reliquien von Meister Steinhand in Sicherheit zu bringen. Wie er so dastand, voller Stolz und mit der Gewissheit, dass man dereinst voller Ehrfurcht seine Geschichte erzählen würde, weckte er in Bresch einen Zorn, der beinahe noch größer war als der auf seinen eigenen Vater. Wenn es das Clanrecht zugelassen hätte, dann hätte er diesen selbstgerechten Arsch auf der Stelle zum Zweikampf herausgefordert. Stattdessen blieb ihm nichts anderes übrig, als in hilfloser Wut die Zähne aufeinanderzupressen, bis es knirschte.
Eines musste er den beiden immerhin lassen, sie hatten die Sache geschickt eingefädelt. Zornthal hatte von vorneherein bedacht, dass er Bresch nicht daran hindern konnte, am Feldzug teilzunehmen. Also hatte er den Helden angeheuert, damit der ihm diese Geschichte von irgendwelchen Orkherzen auftischen konnte, die unbedingt gefunden werden mussten. Diese Sache war natürlich so wichtig, dass er niemand Geringeren als seinen eigenen Sohn mit auf die gefährliche Reise schicken konnte. Und niemand würde behaupten können, dass die Reise nicht gefährlich war, wenn so jemand wie Glond sie anführte. Damit war sie genau das Richtige, um Bresch aus der Gefahrenzone zu schaffen und gleichzeitig den Ruhm des Clans zu mehren. Niemand würde die Wahrheit erkennen.
Doch das stimmte nicht ganz. Selbst wenn sich das Volk narren ließ, gab es einen, der es immer wissen würde: ihn selbst. Bresch ballte die Fäuste. Wenn wir diese Orkherzen gefunden haben – falls sie überhaupt existieren –, fordere ich dich zum Zweikampf auf Leben und Tod. Sobald ich gewonnen habe, schneide ich dir das Herz aus der Brust und präsentiere es meinem Vater auf einem silbernen Tablett. Danach fordere ich, was rechtens mir zusteht. Das Kommando über die Heere. Und ich werde es bekommen, so wahr ich hier stehe.
DREIZEHN
Sekesh
S ekesh zog die lederne Decke fester um sich. Vor ihr hockten die Aerc des großen Prakosh wie dampfende Felsen im grünlichen Zwielicht unter den Bäumen, und einige Schritte entfernt kämpften die Korrach-Zwillinge mit nassem Holz, um ein Feuer in Gang zu bringen.
Vielleicht sollte ich helfen , überlegte sie beiläufig und hing dem Gedanken an einen heißen Kräutersud nach. Doch am Ende rührte sie sich nicht.
Sie fröstelte. Die anderen Aerc mutmaßten, es läge an ihrer Herkunft, weil es im Norden, wo es heiß war, so gut wie nie regnete und noch weniger schneite. Aber das war es nicht. Die Nächte im Ödland, das die Ayubo, ihre Art, ihre Heimat nannten, wurden oft genug so kalt, dass das Wasser in den Schläuchen gefror. Kälte war sie ebenso gewohnt wie Hitze. Nässe, das war etwas anderes. Sie erschauerte, als ein Tropfen aus dem Geäst über ihr hart in ihrem Nacken aufschlug und unter ihr Hemd rollte. Dieses Land hier war so unglaublich verschwenderisch mit Nässe, dass sich seine Einwohner beinahe ständig darüber beschwerten. Sümpfe! Tagesmärsche weit Land, das so voller Wasser war, dass die Erde es nicht aufnehmen konnte und Morast entstand, tiefer als jedes T reibsandloch. Dazu kamen Seen, Teiche, Bäche, ganze Flüs se, die diesen unglaublichen Schatz nach Süden trugen, wo es noch mehr Wasser geben sollte, das Große Wasser, dessen gegenüberliegendes Ufer noch niemand gesehen hatte. Und als ob all das nicht genug wäre, fiel ständig noch mehr davon vom Himmel. Es war ungerecht. Ein einziger dieser unbeachteten Bäche in diesem Wald hätte ein Dorf in ihrer Heimat zum reichsten im Umkreis von vielen Tagesmärschen gemacht. Trotzdem ertappte sie sich dabei, wie alle anderen auf den Regen zu fluchen.
Und dann diese Bäume. Sie waren so … lebendig. Sie bewegten sich, sie knarrten, raschelten, wisperten, sobald sie nur der leiseste Lufthauch berührte – was quasi unausgesetzt der Fall war. Ständig meinte Sekesh, ein Huschen zu sehen, eine Bewegung, und nie konnte sie sich sicher sein: war es nur ein fallendes Blatt oder etwas anderes, das sie beobachtete und auf seine Zeit wartete? Die Wüste kannte sie. Sie war still. Sicher, auch dort säuselte oder pfiff der Wind, rieselte Sand, klackten Steine, huschten Insekten über heißen Fels. Doch das waren Geräusche, mit denen sie aufgewachsen war.
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