Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
nich meine Fresse.« Er hob die Stimme. »Verhüllter, der Ork ist wach, und er scheint mich zu verstehen.«
Der Ork? Das sagt kein Aerc. Menschen sagen das. Aber Menschen, die Frakra, die Zunge der Weststämme, so gut sprechen? Vorsichtig wagte Dudaki, ein Auge zu öffnen. Tatsächlich. Ein Mensch. Und noch dazu ein Exemplar, das für die Blassnasen durchaus ansehnlich war. Knotige Muskeln überzogen seine bloßen Arme, und sein Brustkorb war beinahe so fassförmig wie der eines Aerckriegers. Fettige Haare hingen ihm ins Gesicht. Er schien sie achtlos mit einer groben Klinge auf Schulterlänge gestutzt zu haben.
Da stecken wir ja ganz schön in der Scheiße, was? Große Menschen, die Frakra sprechen, als wären sie in den Stämmen geboren. Beschissene Welt. Vorsichtig versuchte er nochmals, seine Arme zu bewegen, doch sie gehorchten ihm immer noch nicht. Er war sich jetzt sicher, dass sie festgebunden waren. Der Mensch hatte seinen Versuch bemerkt, wandte sich ihm zu und entblößte eine Reihe schwarzer Zahnstummel zu einem breiten Grinsen. Und du redest über ungesunde Zähne?
»Spar dir die Mühe«, kommentierte der Mensch gleichmütig. »Wir ham dich festgeschnallt. Der Verborgene meint, es wär besser für uns alle. Zumindest, bis er mit dir geredet hat. Er will nicht, dass jemand verletzt wird. Wär ja schade, wenn wir dich nur dafür aus dem Wasser gefischt hätten.« Er legte die Hand bedeutsam auf ein großes Schlachterbeil an seinem Gürtel. »Is’ besser für dich und für uns. Ah.« Der grobschlächtige Mensch trat beiseite, um einer zweiten Gestalt Platz zu machen.
»Schau an. Unsere Wasserleiche ist von den Toten auferstanden.« Der Neuankömmling war kleiner als Schwarzzahn und vermutlich auch kleiner als Dudaki selbst. Auf jeden Fall war er schmaler als jeder Aerc oder Wühler. Also auch ein Mensch. Mehr konnte er allerdings nicht erkennen. Dieser Mensch trug einfache, jedoch saubere Kleidung aus grauem Wollstoff. Sein Kopf wurde allerdings von einer Kapuze bedeckt, und ein dünnes Tuch verhüllte seine Züge. Dünn genug, um ungestört hindurchzusehen, wie es schien, denn er schien Dudaki interessiert zu mustern.
»Ein Ork, der nicht absäuft wie ein Stein, wenn er ins Wasser fällt. Und der nicht erst hochkommt, wenn er eine aufgedunsene Wasserleiche ist. Hab noch nie davon gehört, aber wie es aussieht, lernt man nie aus.« Die Stimme des Verhüllten war lediglich ein heiseres Flüstern. »Du entschuldigst, dass wir dich festgebunden haben. Aber irgendwas hat dich ziemlich gründlich angefressen. Und wir möchten doch nicht, dass du meine Bemühungen, dein Leben zu retten, gleich wieder zunichtemachst. Lass mich mal sehen.« Nimm deine beschissenen Finger von mir! Diesmal gelang es Dudaki tatsächlich, etwas zu krächzen, das entfernt an Worte erinnerte. Was den Verhüllten allerdings nicht im Geringsten daran hinderte, sich an seiner Schulter zu schaffen zu machen.
»Entspann dich, Ork. Du bist unter Freunden.«
Unter Freunden, was? Menschen, die Freunde von Aerc sind. Verarschen kann ich mich allein. Dudaki bäumte sich auf. Der Verhüllte seufzte und gab Schwarzzahn einen Wink, der daraufhin die Schultern des Aerc mit erstaunlicher Kraft nach unten drückte. »Es ist vermutlich schwer zu glauben, aber wir sind alle Freunde hier. Auch wenn ich zugebe, dass Freund Brodyn hier nicht das freundlichste Gesicht hat. Aber wir alle müssen letztlich mit der Visage leben, die uns die Götter verpasst haben. Doch nach den Launen der Götter sollte man einen Menschen nie beurteilen. Oder einen Ork. Also halt still.«
Dudaki musste widerwillig zugeben, das der Mensch nicht im Geringsten feindselig klang.
Der Grobschlächtige, den sie Brodyn genannt hatten, musterte ihn von oben her. »Sieht so aus, als würde er uns tatsächlich verstehen, Verborgener!«, stellte Schwarzzahn verblüfft fest.
»Selbstverständlich. Er versteht uns. Das habe ich dir doch gesagt. Du solltest wirklich ein wenig mehr Vertrauen haben. Wozu sollte ich dir Scheiß erzählen?«
»Weiß nicht …«
»Natürlich weißt du nicht. Das, nicht dein Gesicht, ist das eigentlich Tragische an dir. Zum Glück sind wir nicht auf das angewiesen, was du weißt.« Diesmal seufzte der Verborgene tatsächlich leise und wandte sich wieder dem Aerc zu. »Du kannst von Glück reden, dass wir dich gefunden haben, sonst hättest du den nächsten Sonnenaufgang nicht erlebt.« Der Mensch hielt kurz inne und sah ihm ins Gesicht. Zumindest
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