Orks vs. Zwerge
auf.
Der Wolfmann knallte Stein seine Pranke auf die Schulter und gratulierte ihm. Selbst der Kapuzenmann verzog den lippenlosen Mund zu einem Totenkopfgrinsen.
Der Junge trat vor und legte Stein seine Hand auf die andere Schulter. »Ich habe es gewusst«, sagte er so leise, dass es kaum einer der Umstehenden mitbekam. »Du bist einer von uns.« Er nickte ihm zu und drehte sich lächelnd um. »Jetzt soll Veyd die Prüfung ablegen.«
Der Echsenmann riss die Augen auf und fiel vor ihm auf die Knie. Er kroch nach vorn und zog den Jungen schwach am Hosenbein. »Bitte verschont mich, Navorra.«
Der Junge blickte noch immer lächelnd auf ihn herunter. Aber auf seinem Gesicht hatte sich eine Härte eingeschlichen, die Glond einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Mit einem Schlag hatte Navorra gar nichts Kindliches mehr an sich. Er entzog sich dem Griff des Echsenmanns und trat einen Schritt zurück.
»Warum sollte ich dich verschonen? Wenn du die Wahrheit gesagt hast, werden die Götter dich schützen. Falls sie es nicht tun, bedeutet das wohl, dass du mich angelogen hast.«
»Ich …«, stotterte der Echsenmann, doch der Junge wandte sich von ihm ab.
Der Wolfmann packte ihn bei den Schultern und stieß ihn grob vor den Kessel.
Als der Echsenmann erkannte, dass jede Gegenwehr zwecklos war und ihn auch aus dem Publikum keine Hilfe mehr erwartete, stieß er einen wilden Schrei aus und rammte den Arm in das kochende Wasser. Die Augen traten ihm aus den Höhlen, und sein Schrei zog sich länger und länger.
Über das Publikum legte sich erneut erwartungsvolle Stille. Als der Echsenmann den Arm endlich wieder aus dem Kessel riss und keine Münze in der Hand hielt, brandete Jubel auf. Münzen wechselten ihre Besitzer, und die Menschen lachten und klatschten, als hätten sie gerade ein besonders gelungenes Gauklerstück bewundern dürfen. Der Echsenmann stolperte zwei, drei Schritte rückwärts und starrte voller Entsetzen auf seine krebsrote, aufgedunsene Hand. Dann knickte er in den Knien ein und erbrach sich in den Dreck.
Der Junge musterte ihn wie ein Gelehrter ein seltenes Insekt auf dem Seziertisch. »In diesem Fall hat die Wahrheit wohl keine zwei Seiten«, stellte er nüchtern fest. »Schafft ihn fort.«
Der Wolfmann nickte zwei der Umstehenden zu, und die packten den winselnden Echsenmann unter den Achseln und schleiften ihn davon.
Der Junge setzte sich zurück auf seinen Stuhl und ließ ein Bein über die Armlehne baumeln. Der Kapuzenmann und der Wolfmann postierten sich rechts und links von ihm. »Nachdem die Götter gezeigt haben, dass sie euch wohlgesinnt sind, möchte ich mich nun gern offiziell vorstellen: Ich bin Navorra von Andrien, und ihr befindet euch hier im Palast, den mein Vater mir erbauen ließ. Die Edlen und Damen, die ihr an diesem Ort versammelt seht, sind der Hofstaat, der mir zur Seite gestellt wurde und für den ich Sorge trage.« Er blickte sich suchend um. »Eigentlich sollten die Diener Takashas für unser leibliches und geistiges Wohl Sorge tragen, aber wie es aussieht, sind sie allesamt ausgeflogen. Nur Akolut Kettwych ist mir noch geblieben. Er ist mir von all meinen Dienern der treueste.«
Der Kapuzenmann stieß ein rasselndes Kichern aus, doch in seinen trüben Augen schien ein Ausdruck liebevoller Zuneigung zu liegen. Er neigte den Kopf und deutete eine leichte Verbeugung an.
»Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn und meinen Knappen Cryn von Norderstadt tun würde.«
»Navorra gibt uns Hoffnung«, sagte der Wolfmann. »Er ist unser Anker in dieser beschissenen Welt. In seiner Gegenwart verschwinden unsere Albträume, und wir können wieder ruhig schlafen. Unser Leben gehört ihm.« Er hob sein Schwert leicht in die Höhe. »Für ihn würden wir sterben.«
Glond musterte die drei seltsamen Gestalten verwundert. Ein aussätziger Priester und ein wolfsgesichtiger Krieger, die für einen Jungen von vielleicht zehn Wintern in den Tod gehen würden. Diese drei führten zusammen ein Heer von Bettlern und Krüppeln an. »Ihr seid also so eine Art Ritter?«, fragte er.
»So wie in den Geschichten?« Der Junge lachte und breitete die Arme aus. »Die Vorstellung gefällt mir. Navorra, der Held. Beschützer der Armen und Verstoßenen. Retter von Jungfrauen und heroischer Drachentöter … Hat von euch vielleicht schon mal einer einen Drachen gesehen? Ich meine, wo ihr doch wegen des Goldes dauernd Ärger miteinander bekommen müsstet.«
Beryll runzelte die Stirn. »Was hat Gold
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