Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Orks vs. Zwerge

Orks vs. Zwerge

Titel: Orks vs. Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Orgel
Vom Netzwerk:
so verängstigt, dass sie vergessen, wer Freund und wer Feind ist. Ein Mann aus der Hohlgasse soll versucht haben, seine Frau zu erwürgen, nachdem er dort unten die Nacht verbracht hat.«
    Der Wolfmann winkte ab. »Wenn ihr das Weib kennen würdet, könntet ihr ihn verstehen. Wenn ihr mich fragt, sind das alles nur Gerüchte. Ich war zweimal dort unten und habe nie etwas Seltsames gesehen. Es sind die Enge und die Dunkelheit, die uns Menschen zu schaffen machen. Aus diesem Grund leben wir ja auch hier oben und ihr Zwerge die meiste Zeit unten.«
    B eeindruckend, was?« Eilig watschelte der Froschaerc auf das riesige Tor zu, das sich vor ihnen aus dem Nebel schälte.
    Ja, es war beeindruckend. Krendar stockte für einen Moment der Atem, als ihm zum ersten Mal bewusst wurde, wie gewaltig die Verteidigungsanlagen der Wühler waren. Die Dörfer der Aercstämme in den Steppen hatten keine Mauern oder Einfriedungen. Ein- oder zweimal war er in Handelsposten der Menschen gewesen, doch auch die waren nicht als aufsehenerregend zu bezeichnen. Eher schon als erbärmlich. Gerade mal grobe Zäune hatten sie umgeben, die wohl in erster Linie die Schweine drin und die Wölfe draußen halten sollten. Die bisher einzige Stadt, die er auf dem Feldzug zu Gesicht bekommen hatte, einige Tagesmärsche nördlich von hier, war von einer Palisadenwand aus behauenen Baumstämmen umgeben gewesen. Ob die zur Verteidigung getaugt hatte, wusste er nicht. Als er die Stadt erreichte, waren die drei oder vier Dutzend Langhäuser der Menschen bereits in der Hand der Aerc gewesen.
    Das hier war anders. Grau und drohend wie eine glatte Felswand erhoben sich die Mauern, gut drei Mannlängen hoch und von düsteren Wehrgängen gekrönt, von deren Schieferdächern das Wasser troff. Direkt vor ihnen wuchs ein massiver Turm in die Höhe, gewaltig, abweisend und fast schwarz vor Nässe. Er erhob sich gut doppelt so hoch wie die Mauern, und erst weit oben durchbrachen schmale Schlitze die Wände. Krendar hatte das Gefühl, dass sie ihn mit stummer Wut beobachteten.
    Er erschauerte und riss den Blick los. Sein Begleiter hatte inzwischen den Fuß des Turms erreicht. Ein düsterer Tunnel gähnte vor ihnen, an dessen Mündung die zersplitterten Flügel eines Tors hingen wie Zähne in einem eingeschlagenen Maul. Einige Aerc waren damit beschäftigt, Leichen neben dem Tor aufzuschichten, hier Reihen mit den Körpern von Stammeskriegern, auf der anderen Seite die Kadaver von Wühlern und Menschen in unordentlichen Haufen. Andere waren damit beschäftigt, die Leichen zu durchsuchen und brauchbare Waffen, Rüstungsteile und sonstige Dinge von Wert gesondert zu sammeln. Noch nie hatte der junge Aerc derart viele Tote gesehen. Schon jetzt stapelten sich hier mehr Körper, als sein Heimatdorf Einwohner hatte, und noch immer wurden weitere aus dem Tor geschleift. Ein gewaltiger Baumstamm lag inmitten der Trümmer des Tors. Sein zersplittertes Ende wies ihn als den Rammbock aus, mit dem das Schicksal der Stadt besiegelt worden war.
    Krendar kam es irgendwie seltsam vor, dass sich noch niemand die Mühe gemacht hatte, das gewaltige Hindernis zur Seite zu schieben. Der Anblick hätte etwas ganz und gar Unwirkliches gehabt, wäre da nicht der Gestank gewesen, der ihn unmissverständlich daran erinnerte, dass das hier die Wirklichkeit war. Die Wirklichkeit, in der unzählige Stammeskrieger zerhackt, verbrüht, verbrannt und von Pfeilen gespickt worden waren und in der die Stämme blutige Ernte unter den Verteidigern, Menschen wie Wühlern, gehalten hatten. Eine Krähe ließ sich flatternd auf einem der Leichenhügel nieder und zog versuchsweise an einem purpurfarbenen Fleischklumpen, der aus dem Maul eines Wühlers ragte. Mit etwas Verspätung wurde Krendar klar, dass es die aufgequollene Zunge des Toten sein musste. Schließlich gab der Vogel auf und wandte sich den aufgerissenen Augen des Leichnams zu. Schaudernd wandte sich der junge Aerc ab und folgte seinem Begleiter in den gähnenden Rachen des Stadttors.
    Im Halbdunkel des steinernen Bogens saß ein gewaltiger Oger, die Beine ausgestreckt, Kopf, Schultern, Brust und Arme verbrannt und mit abgebrochenen Enden der Wühlerpfeile so gespickt, dass es wirkte, als wären ihm Stacheln gewachsen. Der Atem des Riesen kam blubbernd und abgehackt. Blicklos starrte er auf die gegenüberliegende Wand des Tunnels, während ihm ein blutiger Schleimfaden von den zerbrochenen Zähnen troff. Es war deutlich, dass der Oger schon tot war.

Weitere Kostenlose Bücher