Orks vs. Zwerge
Leute jedenfalls.« Er deutete auf sein haariges Gesicht. »Navorra hat die Gabe, Leute wie mich anzuziehen. Er geht nicht auf die Suche nach ihnen, sie kommen einfach zu ihm. Ich weiß nicht, ob es gut oder schlecht ist. Ich weiß nur, dass es mir richtig vorkommt – und dass ich alles dafür tun würde, es zu erhalten. Der Junge gibt uns ein Zuhause. Nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern die Sicherheit und Ordnung einer richtigen Familie. Das ist etwas, um das ich euch Dalkar immer beneidet habe.«
»Wirklich?« Glond schüttelte verwundert den Kopf. »Ich habe euch Menschen immer um eure Freiheit beneidet.«
»Jeder beneidet die anderen wohl um das, was er selbst am wenigsten hat.«
Glond war sich nicht ganz sicher, ob ihn die anderen Dalkar tatsächlich um seine Angst beneideten. »Haben Sie schon einmal in einer Schlachtenreihe gekämpft?«
»Du meinst Schulter an Schulter, dem Feind furchtlos ins Gesicht geblickt, so wie ihr Dalkar?« Der Wolfmann lachte. »Ich bin doch nicht verrückt.«
»Sie kämpfen lieber ehrlos?«
»Ich kämpfe gar nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Für euch ist das schwer verständlich, oder? Aber es gibt so einen Spruch, der den Unterschied ganz gut beschreibt: Weißt du, wie man einen angreifenden Zwerg besiegt? Man tritt zur Seite, lässt ihn vorbeilaufen und wartet, bis er irgendwann von allein umfällt. Ihr Zwerge seid mutige Krieger, aber ziemlich engstirnig.«
Vierzehn
G lond stapfte gedankenverloren vor sich hin. Das Wasser in seinen Stiefeln schwappte zwischen den Zehen und rieb seine Fersen auf. In kürzester Zeit war es so kalt geworden, dass sein Atem weiße Dampfwolken bildete. Das Wasser, das in unregelmäßigen Abständen von der Decke tropfte und sich einen Weg unter die Kleidung bahnte, ließ ihn nur noch mehr frösteln. Er zog den Kragen zusammen und fragte sich zum wiederholten Mal, was am Tempel so wichtig war, dass fünf der tapfersten Dalkarhelden ohne Zögern ihr Leben riskierten, um ihn zu erreichen. Und warum ausgerechnet er sie begleiten sollte.
» Glond .«
»Ay?« Er drehte den Kopf.
Der Wolfmann lief neben ihm. Die in das Gesicht geklatschten Haare ließen ihn aussehen wie einen begossenen Hund. »Hm?«
»Ich dachte, Sie hätten etwas gesagt.«
»Kein Wort.« Der Wolfmann schüttelte sich und schaute gequält zur Decke. »Scheißwetter hier unten. Da hat man überhaupt keine Lust, etwas zu sagen.«
Glond ging weiter.
» Komm .«
Glond fuhr herum.
Der Wolfmann warf ihm einen fragenden Blick zu. »Alles in Ordnung?«
Glond runzelte die Stirn und bohrte mit dem Zeigefinger im Ohr. Wenn der Mensch ihn hinters Licht führen wollte, dann machte er das ziemlich gut. Er starrte den Wolfmann einen Augenblick an und nickte dann.
Seltsam. Auf einmal hatte er das Gefühl, dass sie in die falsche Richtung liefen. Sein Instinkt sagte ihm, dass sie nicht nach Osten laufen sollten, sondern nach Süden. Dorthin, wo schmale Seitentunnel in die Tiefe hinunterführten. Warum, wusste er selbst nicht so genau.
» Hier entlang .« Da war die Stimme wieder. Drängender diesmal. » Komm .« Sie klang dumpf und gedrückt, so als wäre sie unter Tonnen von Gestein begraben. Doch außer ihm schien sie keiner gehört zu haben.
Die anderen liefen weiter, jeder für sich. Esse streichelte gedankenverloren über die Armbrust in seiner Hand. Einer der Menschen, ein schweinsäugiger Kerl mit schorfigem Ausschlag an den Armen, kaute nervös auf seiner Unterlippe. Sein Name war Luitz, wenn sich Glond richtig erinnerte. Kearn lief direkt hinter ihm. Sein Brustkorb hob und senkte sich, und sein Auge zuckte nervös von einer Seite zur anderen. Als er sah, dass Glond ihn beobachtete, riss er das Auge weit auf. Für einen Augenblick glaubte Glond, so etwas wie Panik in seinem Blick zu erkennen.
Abrupt blieb Kearn stehen und deutete auf ihn. »Lass den Unsinn!« An seiner Schläfe pochte eine Ader.
Glond zuckte erschrocken zurück. »Was?«
»Ich habe gesagt, du sollst den Unsinn sein lassen, Scheißkerl. Hörst du schlecht?«
Glond klappte der Mund auf. Beschwichtigend hob er die Hände. »Ich habe nichts gemacht.«
»So?« Kearn hob den Streitkolben. »Glaubst du etwa, ich merke das nicht?«
»Hertig Kearn!«, sagte Axt. Ihre Hand ruhte wie zufällig auf dem Kopf ihrer Waffe im Gürtel.
Kearn fuhr herum. »Spar dir jedes Wort, Anführer . Ich weiß, dass ihr unter einer Decke steckt. Glaub ja nicht, dass du mich davon abhältst, ihm den Schädel einzuschlagen,
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