Orks vs. Zwerge
frühester Kindheit an hatten sie ihn fertiggemacht. Zuerst sein Vater, der behauptet hatte, dass die Mutter bei einer Kröte gelegen hatte, dann die eigenen Geschwister. Irgendwann hatten sie ihn aus dem Haus gejagt, und er wurde von den Leuten auf der Straße bespuckt und getreten wie ein Hund. Am schlimmsten waren die Stumpen, die so einen wie ihn nicht gern in ihrer Stadt betteln sahen. Als sie ihn das erste Mal beim Klauen erwischt hatten, konnte er sich beinahe einen Monat lang nur noch kriechend fortbewegen – wie die verdammte Eidechse, als die er geboren war.
Doch zumindest ein Gutes hatte die Sache. Er war ein ziemlich harter Brocken geworden. Konnte mit müdem Lächeln einen Hieb wegstecken, der jeden Preiskämpfer aus den Stiefeln gehauen hätte. Um sein Aussehen musste er sich auch keine Sorgen machen.
Der Echsenmann kicherte und spürte, wie sich seine Muskeln dabei krampfhaft zusammenzogen. Er krümmte sich und erbrach geräuschvoll auf sein Strohlager.
Irgendjemand lachte. Wahrscheinlich Claeß oder Gerlich, einer der beiden Wichser, die ihn bewachen sollten. Als er noch etwas zu sagen hatte, waren sie gern zu ihm gekommen und hatten ihn um Essen und Beute angebettelt. Aber als er einen Fürsprecher brauchte, da hatten sie die Köpfe gesenkt. Die wussten genau, dass Navorra schon länger nicht mehr gut auf ihn zu sprechen war. So wie auf jeden, der mehr Führungsstärke bewies, als ihm lieb war, und der nicht vor ihm kroch wie sein Schoßhund und der verkrüppelte Priester.
Der Echsenmann biss wütend die Zahnstummel zusammen, so fest, dass es blutete.
Navorra … wenn er diesen Namen schon hörte! Der Retter der Rechtlosen, der Beschützer der Armen und Verkrüppelten. Nur weil er adlig war und ihm dieses Haus gehörte, hielt er sich für etwas Besseres. Dabei hatte ihm seine Familie das Hospital nur gebaut, um ihn dorthin abschieben zu können. Hauptsache, er war schön weit weg von ihren feinen Empfängen, damit er dem hohen Haus keine Schande machte und ihm nicht die Geschäfte versaute, das kleine Monster. Sein schadenfrohes Kichern ging in einem schmerzhaften Hustenanfall unter. »Du bist nicht besser als ich«, presste er hervor. Tränen standen ihm in den Augen. »Hörst du?«
»Redest du mit mir?« Claeß, der durch die Pocken ein Auge verloren hatte und deshalb den Kopf immer leicht schief hielt, beugte sich über ihn. Er gab ihm eine spielerische Ohrfeige und grinste. »Hm? Wer ist nicht besser als du? Ich? Na, das werden wir noch sehen.«
»Verdammterscheißwichser«, murmelte der Echsenmann und krümmte sich noch mehr zusammen.
Bevor sie ihn zusammengeschlagen hatten, hatten sie ihm all seine Besitztümer abgenommen. Sein Geld, seine Vorräte und Waffen. Vor allem der Verlust seiner geliebten Wurfmesser schmerzte ihn. Sie waren das einzig wirklich Wertvolle, das er besessen hatte. Er hatte sie immer gut geölt und täglich nachgeschliffen, sodass sie besser in Schuss waren als er selbst. Immer hatte er sorgfältig darauf geachtet, dass kein anderer seine diebischen Finger danach ausstreckte. Ganz im Gegensatz zu Claeß, der mit seinen Waffen noch nie sehr sorgfältig umgegangen war.
Als er sich erneut herunterbeugte, um ihm noch eine Ohrfeige zu verpassen, streckte der Echsenmann unauffällig die gesunde Hand aus, zog ihm den Dolch aus dem Gürtel und rammte ihm die Klinge durch das Kinn in den Kopf.
Es sah irgendwie lustig aus, wie er zappelte und röchelte. Beinahe wie der Gaukler auf dem Töpferplatz, der im letzten Sommer auf einem über die Dächer gespannten Seil herumgeturnt war. Er hatte dabei eine Reihe lustiger Verrenkungen gemacht und die Augen so komisch verdreht, dass sich der Echsenmann beinahe totgelacht hatte.
Claeß’ Rumgehample sorgte allerdings dafür, dass sich die Klinge in seinem Kopf verkantete und der Echsenmann sie nicht mehr herausbekam. Mit einer Hand war es verdammt schwierig, sie wieder unter Kontrolle zu bekommen.
»Lass endlich los, du blödes Arschloch!« Irgendwie gelang es ihm, sich so weit herumzudrehen, dass er sich mit dem Bein gegen Claeß’ Brustkorb stemmen konnte. Schmatzend löste sich endlich das Messer. Claeß stürzte schwer auf den Rücken und blieb mit zuckenden Gliedern liegen.
»Na, wo bleibt denn jetzt dein edler Retter? Wenn es darauf ankommt, scheint Navorra ja doch nicht zur Stelle zu sein, hm?« Der Echsenmann wischte die blutige Klinge an seinem Hosenbein ab. Er nahm dem Toten die Stiefel ab und zog sie an. Zum
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