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Orla Froschfresser

Orla Froschfresser

Titel: Orla Froschfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Lund Kierkegaard
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riß ein Stückchen von den Eintrittskarten der Leute ab. Dabei rief er ununterbrochen:
    «Nach rechts, meine Damen und Herren. Nach rechts. Bitte beeilen. Die Vorstellung beginnt. Nur nicht drängeln, kleine Frau. Sie kommen schon noch rechtzeitig rein. Vorwärts, Leute. Immer mit der Ruhe, meine Dame, Sie müssen nach links, dritte Reihe. Aufpassen, daß Sie die Kinder nicht tottreten. Hallo, hallo, Sie da mit der roten Nase, sehen Sie sich vor. Los, los, Leute, die Vorstellung beginnt. Nehmen Sie sich in acht, es sind Splitter in den Bänken. Aufpassen, daß niemand hängenbleibt oder einen Splitter in den Popo kriegt.»
    Es war fürchterlich heiß und staubig da unten zwischen den Beinen all dieser drängelnden Leute, und ich mußte dauernd zur Seite hüpfen, um von den vielen, großen Füßen nicht auf die Zehen getreten zu werden.
    Oh! dachte ich. Es ist anstrengend, so winzig wie ich zu sein. Kein Mensch weicht einem so kleinen Knirps aus. In diesem Augenblick packte der Mann in der roten Uniform mich am Ärmel.
    «Hallo, Kleiner!» rief er. «Hast du eine Eintrittskarte?»
    «Ja», flüsterte ich erschrocken und reichte ihm meine Eintrittskarte, die zerknüllt und warm war, weil ich sie so fest gehalten hatte.
    Der Mann in der roten Uniform riß mir die Karte aus der Hand und starrte sie an.
    «Was soll das bedeuten?» fragte er und machte ein sehr eigenartiges Gesicht. «Von wem hast du denn die bekommen?»
    «Vom Kanonenkönig», sagte ich. «Ich habe sie bekommen, weil ich auf seine Kanone aufgepaßt habe, während er aß.»
    «Ei, ei, ei, wie vornehm», sagte er und knallte die Hacken zusammen. «Eine ganz große Auszeichnung, das muß ich sagen, junger Mann.»
    Er stand stramm, zog seine Uniformjacke zurecht, zwirbelte seinen Schnurrbart ein wenig hoch und rief aus voller Kehle: «Aus dem Weg, Leute! Platz gemacht, hier kommt die Prominenz!»
    Er schrie so laut, daß die Leute, die in der Nähe standen, vor Schreck fast umgefallen wären.

    «Aus dem Weg!» rief er und zwirbelte seinen Schnurrbart.
    «Hier kommt ein sehr vornehmer Herr, der in der ersten Reihe sitzen darf. Worauf warten Sie denn? Gehen Sie aus dem Weg, damit er vorbei kann. Zur Seite, zur Seite... Ja, Sie auch, Sie alte Lerche.»
    «Was!» quiekte eine Dame. «Reden Sie etwa mit mir?»
    Ich sah mich um.
    Die Stimme gehörte Frau Olsen, die vor Zorn ganz rot im Gesicht war.
    «Ja!» rief der Mann in der prächtigen Uniform. «Ein bißchen dalli, Sie alte Wachtel!»
    «Nein, so etwas ist mir noch nie vorgekommen!» schnappte Frau Olsen. «So eine Frechheit. Ich gehe sofort nach Hause.»
    «Ja, tun Sie das nur!» rief der Mann in der roten Uniform. «Dann haben die anderen wenigstens ein bißchen mehr Platz. Aus dem Weg, meine Damen und Herren, damit dieser äußerst vornehme junge Herr in die erste Reihe gehen kann.» Die Leute schubsten und stolperten, um mir Platz zu machen, und gleich darauf saß ich auf einer großen, gepolsterten Bank dicht an der Manege.
    Wuuiiii, dachte ich und sah mir die kleine, zerknüllte Eintrittskarte an. Der Kanonenkönig hat mir eine Karte für den besten Platz im ganzen Zirkus Benito gegeben.
    Junge, Junge, war das ein glücklicher Tag für mich!
    Die runde Manege in der Mitte des Zirkus Benito war von einer dicken Schicht Sägespäne bedeckt, die herrlich roch.
    Auf der anderen Seite der Manege saß der Schmied.
    Er hatte sich sauber gewaschen, hatte seinen neuen Anzug an und sah ganz und gar nicht wie ein richtiger Schmied aus. Trotzdem erkannte ich ihn sofort, denn er war so groß und breit, daß man den Stuhl, auf dem er saß, nicht mehr sehen konnte.
    Die Musik spielte, die Leute lärmten und rannten herum, um einen Platz zu erwischen. Plötzlich kam ein kleiner Clown mit sehr großen Füßen in die Manege. Er ging im Kreis herum und lächelte und drückte den kleinen Mädchen die Hand, daß sie lauthals zu brüllen anfingen. Und als er sie alle zum Heulen gebracht hatte, holte er eine Gießkanne und begoß einer Frau die Haare.
    Junge, Junge, ist die böse geworden.
    Aber das war dem kleinen Clown egal. Er lachte und klopfte sich auf die Schenkel und stolperte immer wieder über seine großen Füße.

    Schließlich lief er so schnell davon, daß er die Hose verlor, und die Leute pfiffen und klatschten und trampelten mit den Füßen auf den Bretterboden.
    Alle außer der begossenen Frau natürlich. Sie putzte mit wütendem Gesicht ihre Brille.
    Schließlich war das Zelt voller Menschen, die Eis aßen

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