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Orla Froschfresser

Orla Froschfresser

Titel: Orla Froschfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Lund Kierkegaard
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und Würstchen und klebrige Schokolade. Der Schmied knöpfte sein Hemd am Hals auf und trank ein Bier.
    Dieser Schmied ist ganz groß im Biertrinken.
    Als alle Leute ihren Platz gefunden hatten, hörte die Musik auf zu spielen, und Direktor Bardino trat in die Manege.
    Es wurde ganz still in dem großen Zelt, und alle kleinen Mädchen hörten auf zu heulen.
    Das rote Gesicht des Direktors Bardino war ganz blank vor Schweiß. Er hatte einen hohen, glänzenden Hut auf dem Kopf, einen gelben Mantel um die Schultern und schwarze Stiefel an den Füßen. In einer Hand hielt er eine lange Peitsche.
    «Sehr verehrtes Publikum!» rief er. «Hochverehrte Damen und Herren! Liebe kleine Jungen und Mädchen! Willkommen in der Vorstellung des Zirkus Benito an diesem wunderschönen Ort.»
    Ein paar kleine Mädchen fingen wieder an zu heulen.
    «Willkommen in diesem schönen Flecken... äh, ich meine natürlich: willkommen in diesem wunderbaren Zirkus Benito!» rief er. «Wir werden Ihnen jetzt ein großes Programm mit unvergleichlichen Darbietungen vorführen, wie Sie es noch nie gesehen haben.»
    Die Leute klatschten, und Direktor Bardino lächelte zufrieden und wischte sich zwischendurch die Stirn ab.
    «Ja», sagte er. «Zuerst werden Ihre staunenden Augen eine einmalige Nummer sehen: MIX und MAX — die schönsten und tanzendsten Pferde der Welt.»
    Er knallte laut mit der Peitsche, und die Musik begann wieder zu spielen. Der Vorhang wurde beiseite gezogen, und Mix und Max trabten in die Manege.
    Ich erkannte Mix und Max sofort wieder. Es waren die beiden freundlichen Pferdchen, die ich nachmittags hinter dem Zelt entdeckt hatte.
    Aber es war kaum zu fassen, wie prächtig sie jetzt aussahen! Sie glänzten, als wären sie mit Zuckerwasser eingeschmiert worden. Auf den Köpfen trugen sie große, hellrote Federbüsche, und an ihrem grünen Zaumzeug hingen goldene Glöckchen, die beim Laufen klingelten.
    «Olà!» rief Bardino und knallte mit der langen Peitsche.
    Die beiden Pferdchen waren bester Laune.
    Sie schnaubten und schlugen mit den Hinterbeinen aus, daß uns die Sägespäne um die Köpfe wirbelten. Jedesmal, wenn Bardino mit der Peitsche knallte, drehten sich die Pferde um sich selbst.
    Schließlich hatten die beiden sich so oft gedreht, daß sie fast nicht mehr auf den Beinen stehen konnten.
    «Olà!» rief Direktor Bardino. «Olà!»
    Er schwang die Peitsche, und die beiden Pferde liefen taumelnd hinaus.
    Alle klatschten so laut, daß die Musik überhaupt nicht mehr zu hören war.
    Als die Leute genug geklatscht hatten, trat Bardino wieder in die Mitte der Manege und knallte ein paarmal mit seiner Peitsche.
    «Einmalig, nicht wahr!» sagte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. «Und nun, meine verehrten Zuschauer, haben wir das Vergnügen, Ihnen den besten und einmaligsten Seiltänzer der Welt zu zeigen: CARLO ANDROKLES!»
    Der Vorhang wurde zur Seite gezogen, und Carlo Androkles kam auf dem Fahrrad herein.
    Aber es war kein gewöhnliches Fahrrad, auf dem er saß, denn es hatte keinen Lenker, und es hatte nur ein Rad.
    Junge, Junge, wie wünschte ich mir, auf einem solchen Fahrrad fahren zu dürfen. Ich würde darauf die Straße auf und ab fahren, und weder der Lehrer noch Frau Olsen oder sonst irgend jemand könnte mit mir schimpfen, weil ich freihändig fahre.
    Carlo Androkles fuhr sowohl vorwärts als auch rückwärts auf diesem einrädrigen Fahrrad, und während er uns zeigte, wie gut er das konnte, spannten zwei Männer ein Seil quer über die Manege.
    «Jetzt, meine Damen und Herren!» sagte Direktor Bardino. «Jetzt wird dieser unvergleichliche Artist seine Fahrradnummer auf dem Seil vorführen.»
    Carlo Androkles sprang vom Rad und verbeugte sich. Er kletterte mit dem Rad unter dem Arm auf das Seil und setzte sich dann drauf.
    Es wurde mucksmäuschenstill im Zelt, und die Leute vergaßen vollkommen, ihr Eis und ihre Würstchen aufzuessen. Während wir nun alle dasaßen und ihn mit offenen Mündern anstarrten, rollte Carlo Androkles lächelnd das Seil entlang, ohne herunterzufallen. Er fuhr dort oben sowohl vorwärts als auch rückwärts — genau wie er es unten in der Manege getan hatte —, und schließlich machte er einen Kopfstand auf dem Sattel und drehte die Pedale mit den Händen.
    Mann, haben wir geklatscht, als er fertig war.
    Wir klatschten, daß uns die Handflächen brannten.
    «Prachtvoll, nicht wahr!» sagte Direktor Bardino, als wir endlich zu klatschen aufhörten. «Und nun, mein

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