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Orla Froschfresser

Orla Froschfresser

Titel: Orla Froschfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Lund Kierkegaard
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verehrtes Publikum, tritt MISTER STRONG persönlich auf, der absolut stärkste Mann der Welt.»
    Mister Strong kam langsam durch den Vorhang herein, und rund um mich konnte ich die Leute vor Staunen nach Luft schnappen hören. Ein paar kleine Mädchen fingen wieder an zu heulen, und eine Frau, die gerade ein Würstchen aß, verkroch sich unter ihrem Sitz.
    Mister Strong blieb mitten in der Manege stehen.
    Er grunzte und prustete durch seinen Schnurrbart wie ein Nilpferd und ließ seine Muskeln spielen, daß sein Hemd unter dem Arm einen Riß bekam.
    Und während er so dastand und grunzte und prustete, trugen sechs starke Männer ein seltsames Ding herein und legten es Mister Strong vor die Füße. Das seltsame Ding war eine dicke Stange mit je einer großen Eisenkugel an beiden Enden, und auf den Eisenkugeln stand mit großen Buchstaben: 700 KILO.
    Direktor Bardino trat nun in die Manege und hielt eine kleine Rede.
    «Meine verehrten Zuschauer!» begann er. «Hier stelle ich Ihnen Mister Strong vor. In einigen Augenblicken wird er diese Stange mit den beiden eisernen Kugeln heben. Die Stange wiegt, wie Sie sehen, 700 Kilo — genauso viel wie ein großes Pferd. Zuvor aber dürfen Sie gern ausprobieren, ob jemand von Ihnen die Stange heben kann. Bitte, treten Sie nur vor!»
    Aber es war niemand da, der es ausprobieren wollte.
    Wir saßen alle mucksmäuschenstill und drückten uns in die Sitze und sahen dabei Mister Strong an, der mit seinen kleinen Augen in die Runde blickte.
    Als Mister Strong lange genug gewartet hatte, beugte er sich plötzlich über die Stange, packte sie mit beiden Händen und hob sie langsam über den Kopf. Er hatte zu grunzen aufgehört. Dafür wurde sein Gesicht, das bisher dunkelrot gewesen war, jetzt fast blau.
    Während nun Mister Strong so dastand und stemmte und immer blauer im Gesicht wurde, summte eine Mücke herbei. Man konnte sie sehen, weil ihre Flügel im Licht der vielen Lampen schimmerten. Sie umsummte Mister Strong, und als er die Stange mit den schweren Eisenkugeln gerade mit gestreckten Armen über seinen Kopf hielt, setzte sich die Mücke auf seine Glatze.
    «Hilfe!» schrie Mister Strong und warf die Gewichte weit von sich. «Eine Mücke!»
    Die Stange landete mit einem schweren Plumps in den Sägespänen, und Mister Strong begann in der Manege herumzurennen, daß alle seine Muskeln hüpften.
    «Hilfe!» rief er. «Verjagt doch die schreckliche Mücke. Ich komme um!»

    Direktor Bardino kam erschrocken mit einer Fliegenpatsche angelaufen, aber er konnte die Mücke nicht erwischen. Denn Mister Strong, der stärkste Mann der Welt, rannte bereits auf den Vorhang zu und stieß dabei ein fürchterliches Gebrüll aus. Er hatte es so eilig, ins Freie zu kommen, daß er den Direktor über den Haufen warf.
    «Humm, chumm», sagte Direktor Bardino und stand — über und über voll Sägespäne — wieder auf. «Humm, chumm!»
    Er fuhr sich mit der Fliegenklappe ein paarmal über die Stirn. «Ja!» rief er dann. «Das also war Mister Strong. Wir gehen nun schnell zum nächsten Programmpunkt über: OLE ANTONIONI, der stärkste Zauberkünstler... ach, Unsinn... der beste Zauberkünstler der Welt.»
    Der Vorhang wurde beiseite geschoben, und herein kam Ole Antonioni.
    Doch er kam nicht allein.
    Nein.
    Dicht hinter ihm kam die Hackepeter-Frau mit der kleinen gelben Kiste unter dem Arm.
    Aber das war nicht das schlimmste.
    Das schlimmste war, daß Ole Antonioni die gestreifte Jacke anhatte — die Jacke, in der das lange, bunte Band gesteckt hatte.
    O weh! dachte ich und machte mich auf meiner Bank ein bißchen kleiner. Jetzt wird bestimmt etwas Schreckliches passieren.
    Aber Ole Antonioni hatte offenbar nicht entdeckt, daß das Band verschwunden war, denn er begann zu zaubern und lächelte uns alle ganz vergnügt an.
    Zuerst nahm er seinen Hut ab und zeigte uns, daß der leer war. Und als wir alle hineingesehen hatten, schwang er den schwarzen Stab, der in der gelben Kiste gelegen hatte, ein paarmal über dem Hut und murmelte dabei eine Zauberformel.
    Dann drehte er den Hut — und plopp! — kullerte ein Hühnerei heraus.
    Er zeigte uns den Hut noch einmal und zauberte ein zweites Ei heraus. Das ging so weiter, bis er zehn Eier hatte.
    «Bravo!» rief der Schmied. «In den Hut würde ich auch gern mal meine Finger stecken. Der ist ja mehr wert als ein ganzer Hühnerhof.»
    Ole Antonioni lächelte ihm zu, legte die Eier wieder in den Hut, zauberte ein bißchen mit seinem Stab und drückte

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