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Orla Froschfresser

Orla Froschfresser

Titel: Orla Froschfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Lund Kierkegaard
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dann den Boden des Hutes durch.
    Der Hut war leer.
    «Du grüne Neune!» sagte der Schmied mit verblüffter Miene. «Das ist ja die reinste Teufelei! Behalt nur deinen Hut, Antonius.»
    Alle mußten lachen und applaudierten Ole Antonioni.
    «Und nun, meine verehrten Zuschauer!» sagte Direktor Bardino, der neben der Manege stand und seine Kleider abbürstete. «Nun wird dieser fabelhafte Zauberkünstler Ihnen eine sehr seltene und schwierige Nummer zeigen — er wird nämlich ein endlos langes Band aus seinem Ärmel zaubern.» Die Leute klatschten, aber ich fing an, die Zehen in den Schuhen zu krümmen.
    Oha! dachte ich. Jetzt geht’s schief.
    Ole Antonioni schwang wieder seinen schwarzen Stab, murmelte Zauberworte und begann in seinem Ärmel herumzusuchen.
    Ich schloß die Augen.
    Doch gleich darauf öffnete ich sie wieder.
    Wenn man so klein ist wie ich, ist man entsetzlich neugierig. Ole Antonioni hatte noch immer nicht aufgehört, mit den Fingern in seinem Ärmel herumzuwühlen, und er war schon ganz blaß. Er fummelte und fingerte und wurde immer aufgeregter und nervöser.
    «O nein!» flüsterte er schließlich vor sich hin. «Man hat mich bestohlen.»
    «Nur den Mut nicht verlieren, Zauberkünstler!» rief der Schmied. «Probier’s mal im anderen Ärmel.»
    Ole Antonioni probierte es im anderen Ärmel, aber dort konnte er auch nichts finden.
    «O nein!» sagte er. «Ich unglücklicher Mann.»
    Es wurde ganz still im Zelt. Die Musik hörte auf zu spielen, und die Hackepeter-Frau begann zu schluchzen.
    «Hört mal zu!» rief ein Mann. «Der Zauberkünstler kann einem leid tun. Laßt uns den Dieb jagen und ordentlich verprügeln.»
    «Ja!» riefen die Leute. «Sucht den Schurken!»
    Die Leute begannen durcheinanderzureden, und ich wollte schon unter meine Bank kriechen, um mich zu verstecken, als der Vorhang wieder zur Seite gezogen wurde und eine Dame in einem langen, glitzernden Kleid hereingelaufen kam. Sie trug eine Kiste, die war voller Löcher, und auf dem Deckel stand mit großen, deutlichen Buchstaben: PUSSI!
    «Herr Direktor! Herr Direktor!» rief die Dame. «Es ist etwas Entsetzliches passiert!»
    Direktor Bardino wischte sich vier-, fünfmal über seine glänzende Stirn und sah noch verwirrter aus als zuvor, als er in die Sägespäne gekugelt war.
    «Ah... was ist los?» fragte er. «Ist etwas geschehen?»
    «Etwas Entsetzliches!» schluchzte die Dame in dem langen Kleid. «Pussi, mein geliebtes kleines Zuckerschweinchen, ist weg!»
    «Der radfahrende Hund ist auch verschwunden?» sagte Direktor Bardino. «Aber das ist ja schrecklich!»
    «Entsetzlich», schluchzte die Dame. «Und sehen Sie nur, was man statt dessen in die Kiste gesteckt hat!»
    Der Direktor, der Zauberkünstler und die Hackepeter-Frau guckten in die Kiste.
    «Was ist denn das?» fragte Direktor Bardino.
    «Es sieht aus wie ein Stachelschwein», meinte der Zauberkünstler.
    «Oder wie ein großer Stein», sagte die Hackepeter-Frau.
    Direktor Bardino wischte sich mit einer müden Bewegung die Stirn ab und wandte sich uns zu.
    «Mein verehrtes Publikum!» sagte er. «Es tut mir leid, aber irgendein böser Mensch versucht, die Galavorstellung des Zirkus Benito zu stören. Leider kann ich Ihnen nur noch eine einzige Nummer zeigen, bevor Sie nach Hause gehen.»
    «Macht nichts!» riefen die Leute. «Wir amüsieren uns köstlich!»
    «Die letzte Nummer!» rief Direktor Bardino und schwang die Fliegenklappe. «Die letzte Nummer ist: DER KANONENKÖNIG DON KRUSE.»
    Der Vorhang wurde beiseite gezogen, und der kleine Kanonenkönig zog seine große Kanone herein. Er stellte sie vor den Vorhang und nahm langsam die Decke ab. Die große Kanone schimmerte wie Silber im Licht der vielen Lampen. «Und nun», sagte Direktor Bardino. «Nun wird dieser edle und berühmte Kanonenkönig sich aus dieser Kanone schießen lassen.»
    Die Leute klatschten, und der kleine Kanonenkönig kletterte auf die Kanone und versuchte hineinzukriechen.
    «Zum Donnerwetter, was ist denn hier los!» rief er. «Ich komme nicht in meine Kanone rein!»
    Er sprang von der Kanone herunter und kratzte sich verwirrt den Kopf.
    «Eigenartig», murmelte er. «Bisher hat es mit meiner Kanone immer geklappt.»
    «Wahrscheinlich ist Schmutz reingekommen!» rief der Schmied. «Versuch erst mal, sie sauber zu schießen.»
    Über diesen Vorschlag war der kleine Kanonenkönig höchst erfreut.
    «Sie haben bestimmt recht», sagte er und lächelte dem Schmied zu.
    «Sicher sind die vielen

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