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Orla Froschfresser

Orla Froschfresser

Titel: Orla Froschfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Lund Kierkegaard
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Orla der Froschfresser seinen Kopf durch den Spalt.
    «Hiiiiiiih!» quietschte die Frau. Ich konnte sehen, wie sie auf und nieder hüpfte. «Was in aller Welt bist du für ein neugieriger Lümmel?»
    «I... i... ich?» sagte Orla und versuchte, seinen Kopf wieder zurückzuziehen.
    Doch ehe er so weit kam, packte die Frau ihn am Schopf und zog ihn in das Zelt hinein, gleich neben den Tisch.
    Junge, Junge, was bekam ich für einen Schreck! Man stelle sich vor, Orla hätte mich unter dem Tisch hier entdeckt.
    Doch Orla sah überhaupt nichts. Er hatte genug damit zu tun, sich gegen die aufgebrachte Frau zu verteidigen.
    «Du frecher, ekliger Kerl!» schrie die Frau. «Du häßlicher, langer Lulatsch. Nun mach aber, daß du weiterkommst — und zwar hoppla!»
    «Aber...» quakte Orla. «Der Kleine... äh... der war doch auch hier...»
    «Raus!» kreischte die Dame. «Raus aus meinem Zelt, und das etwas plötzlich. Hier gibt es keinen Kleinen, und wenn du dem Zirkus Benito noch einmal zu nahe kommst, sorge ich dafür, daß Hackepeter aus dir gemacht wird.»

    «Aaaaaber...» sagte Orla. «Dieser kleine Ho...»
    «Zu Hackepeter!» schrie die Frau. «Zu echtem, selbstgemachtem Hackepeter, wie aus Großmutters Küche. Verstanden?»
    Und dann schob sie Orla keifend aus dem Zelt.
    Ich saß unter dem grünen Tisch und duckte mich zusammen. Dabei überlegte ich mir, wie gefährlich so eine Frau doch ist, wenn sie Jungen zu Hackepeter machen will.
    Frauen dieser Art sind eigentlich noch viel schlimmer als die Lümmel und sonstigen großen Jungen.
    Wenn man so klein ist wie ich, ist es schwierig zu entscheiden, was das Schlimmere ist.
    Die Frau war auf jeden Fall gefährlich. Also entschloß ich mich, noch ein Weilchen unter dem Tisch zu bleiben.
    Es dauert eine Ewigkeit, bis so eine Frau mit ihrer Frisur fertig ist.
    Diese hier kämmte und kämmte, aber endlich nahm die Kämmerei doch ein Ende. Sie zog ein Kleid an, stöberte ein bißchen in dem Zelt herum und hob schließlich den Deckel von einer kleinen, gelben Kiste und schloß sie wieder, ehe sie fortging.
    Zum Zelt hinaus.
    Endlich! dachte ich und kroch unter dem Tisch hervor. Ich fühlte mich plötzlich wieder ganz obenauf, denn Orla war ja weg, und ich war ganz allein in dem kleinen, stillen Zelt.
    Im Zelt roch es nach Gras und Sonne, und vor dem Eingang konnte ich die grünen Wagen sehen. Ich hörte draußen die Leute herumgehen und murmeln, und ich war schon im Begriff, unter der Zeltplane durchzukriechen, als mir die kleine, gelbe Kiste einfiel.
    Eigentlich hätte ich gern gesehen, was in der Kiste drin ist, dachte ich.
    In diesem Augenblick ertönte ein so fürchterliches Gebrüll, daß das Zelt erbebte. Ich wäre vor Schreck beinah umgefallen.
    O weh! dachte ich. So fürchterlich kann nur ein sehr großer Mann brüllen.
    Der Mann brüllte weiter.
    «Wenn ich bei der Vorstellung in diesem elenden kleinen Nest 700 Kilo stemmen soll, will ich erst meine dreißig Fleischklöße haben!» schrie er. «Und zwar sofort!»
    Junge, Junge! dachte ich. Das ist sicher Mister Strong, der stärkste Mann der Welt. Da habe ich aber Glück gehabt, daß ich nicht in sein Zelt geraten bin! Sonst wäre bestimmt nicht nur Orla, sondern auch ich längst zu Hackepeter gemacht worden.
    Ich blieb stehen und hörte dem großen Mann noch ein bißchen zu. Aber nach einem Augenblick wurde es wieder still, und es schien, als hätte Mister Strong seine dreißig Klöße bekommen.
    Ich warf wieder einen Blick auf die Kiste.
    Ho! sagte ich mir. Es wäre schade, die Kiste nicht aufzumachen. Rein äußerlich ist das eine wunderschöne Kiste. Also machte ich sie auf.
    Ich öffnete sie sehr vorsichtig, denn ich wollte nicht riskieren, daß noch ein Hund entkommen würde.
    Aber es waren weder Hunde noch Katzen noch sonst etwas Lebendiges in der Kiste.
    Nicht mal eine kleine, graue Maus.
    Die gelbe Kiste enthielt nichts anderes als lauter altes Zeug, zwei schwarze Hüte und einen dünnen, schwarzen Stab.
    Gerade wollte ich die Kiste wieder schließen, als mir ein Stück rotes Band auffiel, das aus dem Ärmel einer gestreiften Jacke hervorguckte.
    Das Band sieht merkwürdig aus, dachte ich. Wieso guckt das aus dem Ärmel?
    Ich zog an dem roten Band.
    Wie staunte ich da! Das rote Band wurde nämlich erst gelb und dann blau — und schließlich grün.
    Ich zog und zog. Immer mehr Band kam aus dem Ärmel, und immer wieder wechselte die Farbe.
    Hmmm! dachte ich. Das ist ja großartig!
    Und als ich gerade dabei

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