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Orla Froschfresser

Orla Froschfresser

Titel: Orla Froschfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Lund Kierkegaard
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erfahren!»
    «Hmmmm?» machte er und hätte vor Neugier fast den Maschendraht eingedrückt. «Wer sagt denn das?»
    «Der Schmied», sagte ich. «Er hat mir verboten, darüber zu reden.»
    Orla stand mit offenem Mund da; man konnte ihm bis in den Hals sehen.
    «Wenn du mir nicht alles erzählst, verhaue ich dich, sobald du rauskommst», sagte er.
    Ich tat, als hätte ich mächtige Angst.
    «Du darfst es aber keinem verraten», flüsterte ich. «Der Schmied tobt, wenn er’s erfährt.»
    «Nein, nein», sagte Orla. «Los, erzähl, Mensch!»
    «Ich grabe einen Schatz aus», sagte ich mit flüsternder Stimme. «Einen Schatz, den der Schmied hier im Boden versteckt hat. Derjenige, der den Schatz hebt, bekommt die Hälfte davon ab.»

     
    Uuuuiii, konnte ich schwindeln!
    Aber Orla glaubte mir jedes Wort. Er wurde vor Neid ganz grün im Gesicht, und die Augen wären ihm fast aus seinem häßlichen Gesicht gefallen.
    «Ist es ein großer Schatz?» fragte Orla.
    «Ein riesiger Schatz», sagte ich. «Mit Gold und Edelsteinen und allem, was dazugehört.»
    «Mach Feierabend. Laß mich weitergraben», sagte Orla und war die Freundlichkeit selbst. «Du bist dafür noch viel zu klein. So einem Knirps wie dir kann man diese schwere Arbeit doch gar nicht zumuten. Ich erledige das viel schneller.»
    «Ich trau mich nicht», flüsterte ich mit einem sehr ängstlichen Gesicht.
    «Du kriegst Geld von mir, eine ganze Krone, wenn du mich graben läßt», sagte Orla und nahm ein schmuddeliges Geldstück aus der Tasche.
    Ich guckte mir das Einkronenstück ein Weilchen an.
    «Na ja», sagte ich dann. «Ich erlaube dir’s.»
    «Das ist fein», sagte Orla und machte schnell die Tür zum Hühnerhof auf. «Gib die Schaufel her.»
    Orla riß mir die Schaufel aus der Hand und fing an zu graben. Er vergaß ganz, mir das Geld zu geben.
    Aber mir machte das nichts aus.
    Ich hatte große Eile, aus dem Hühnerhof herauszukommen und den Riegel wieder vorzuschieben.
    Dann rannte ich durch den Garten und kletterte jenseits der Straße auf einen Baum, denn ich wollte zu gern sehen, was wohl geschehen würde, wenn der Schmied kam.
    Mann! Hat der eine Wut gekriegt, als er das Loch sah, das Orla gegraben hatte. Ich konnte nicht genau sehen, was vor sich ging — aber hören konnte ich eine ganze Menge.
    «Was!» schrie der Schmied. «Was in aller Welt machst du da?»
    «Ich grabe», sagte Orla vom Grund des tiefen Loches, das er gegraben hatte.
    «Ja, das sehe ich!» rief der Schmied. «Was soll das bedeuten, meinen Hühnerhof kaputtzumachen!»
    «Der kleine Junge hat gesagt, ich sollte Ihnen helfen, einen Schatz auszugraben», sagte Orla. «Das war ein ganz pfiffiges Kerlchen.»
    «Ja, der war ein pfiffiges Kerlchen!» rief der Schmied. «Was man von dir nicht behaupten kann. Du gehörst genau zu der Gattung, der ich am allerliebsten den Hintern versohle.»
    Und dann war aus dem Garten des Schmiedes mehrmals ein kräftiges Klatschen zu hören — und ein gewaltiges Gebrüll.
    Es klang fast, als zöge jemand ein Schwein am Schwanz. Kurz darauf rannte Orla zum Garten hinaus. Er war ganz rot im Gesicht und hielt sich die Hand auf den Hosenboden.
    «Na, der kann was erleben», fauchte er. «Der kann was erleben, dieser kleine Mistkerl.»
    Damit meinte er mich.
    Junge, Junge! Klein sein ist gefährlich.
    Aber Orla sah mich glücklicherweise nicht.
    Zumindest nicht mehr an diesem Tag.
     

Der Schmied und sein Bier
     
     
     
    Wenige Tage nach der Geschichte mit Orla und dem Schmied saß ich gemütlich in einem Pflaumenbaum im Obstgarten hinter der Schmiede.
    Die Sonne schien, und unten im Sand balgten sich die Spatzen.
    Es war einer jener wunderbar warmen, stillen Tage, an denen man an nichts Besonderes denkt.
    Nicht einmal an Schurken wie Orla und andere große Lümmel. Aber dann hätte ich mich fast an einer Pflaume verschluckt, denn wer kommt da — mit einer Zigarette im Mund — angeschlurft.
    Natürlich Orla!
    Und er sah mindestens genauso boshaft aus wie sonst. Ich blieb mucksmäuschenstill sitzen und versuchte wie ein Vogel auszusehen. Ich wagte kaum zu atmen, solche Angst hatte ich. Ich blickte mich ganz vorsichtig um. Denn ich wollte wissen, ob jemand in der Nähe war, der mir helfen könnte, falls Orla wieder seinen Rappel kriegen sollte.
    Aber ich konnte nur den Schmied sehen, der in seiner Laube saß und Bier trank — und den zu rufen, war bestimmt sinnlos. Der Schmied war nach dem Vorfall auf dem Hühnerhof gewiß ebenso gefährlich wie

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