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Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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nach Devil's Den aufbrechen und unseren Freund finden, bevor diese Schurken beschließen, ihr schmutziges Werk zu vollenden."

14. KAPITEL
    Eisige Schneeflocken rieselten auf Genevieve und die Ihren herab, während sich die kleine Schar einen Weg durch das stinkende Gassengewirr von Devil's Den bahnte.
    Der Schnee fiel nicht dicht genug, um den Schmutz und den Unrat zu bedecken, der die holprigen Straßen übersäte. Letztere waren eine Mischung aus Senkgrube, Abfallhaufen und Verkehrsweg, und Genevieve widerstand nur mit Mühe dem Drang, die Kinder zur Vorsicht zu mahnen, während sie Jack hinterherstapften. Sie hatte bei der Seele ihres geliebten Vaters gelobt, den Mund zu halten, und so schwieg sie und versuchte, so unauffällig wie möglich zu wirken.
    Ihre Verwandlung war tatsächlich erstaunlich. In Doreens fleckiges, unförmiges Kleid gehüllt, das Haar stumpf und glanzlos dank der großzügigen Anwendung von Asche, die Hände und das Gesicht rußgeschwärzt, sah sie in jeder Hinsicht wie die arme junge Mutter aus, die sie zu sein vorgab, einschließlich des zerlumpten Bündels, das sie in den Armen trug.
    Rauch stieg in dicken Schwaden aus den Schornsteinen und vermischte sich mit der fauligen Luft der Gassen, in denen es nach welkem Kohl und angebranntem Fleisch roch. Genevieve schnürte es die Kehle zu, als ihr der Gestank in die Nase stach, und einen Moment lang fürchtete sie, sich übergeben zu müssen. Sie zog sich den Schal vor die Nase und zwang sich durchzuatmen.
    „Dort ist es." Jack wies mit dem Kopf auf ein baufälliges Gebäude am Ende der Straße.
    „Bist du sicher?" fragte Oliver.
    Er nickte. „Sie haben ihn durch diese Tür gestoßen. Ich habe ein wenig gewartet und bin ihnen dann heimlich gefolgt. Ich glaube, sie sind in den zweiten oder dritten Stock gegangen, doch bevor ich mich davon überzeugen konnte, waren sie in einer der Wohnungen verschwunden. Es war zu laut, als dass ich hätte herausfinden können, in welcher. In diesen Häusern herrscht immer ein ziemliches Geschrei." Er warf Genevieve einen warnenden Blick zu, um sie auf das einzustimmen, was sie erwartete.
    „Schaut mal!" stieß Jamie atemlos hervor und zeigte auf einen wandernden Kehrrichthaufen.
    „Geh nicht näher ran!" befahl Doreen und hielt ihn schützend an den Schultern fest.
    „Das ist eine Ratte. Die Straßen hier wimmeln von Ratten."
    „Wirklich?" Jamie starrte gebannt auf den wandelnden Unrat. Plötzlich tauchte ein kleiner, rotgelb gestreifter Kopf aus dem glitschigen Haufen auf.
    „Es ist eine Katze!" Jamie beobachtete entzückt, wie die räudige Kreatur eine faulige Zwiebelschale abschüttelte. Ihr Fell war matt und schmutzig und ein Ohr in zwei rosa Lappen zerrissen.
    „Das arme Ding - es sieht halb verhungert aus." Charlotte stützte sich auf ihre Krücke und streckte die Hand nach dem Tier aus. „Komm, Kätzchen!"
    Die Katze reckte die Nase in die Höhe und beäugte das Mädchen, um herauszufinden, ob sich etwas Interessantes in ihrer Handfläche befand.

    „Untersteh dich, dieses schmutzige Geschöpf anzufassen!" schimpfte Eunice. „Der Himmel weiß, welch ekliges Getier in seinem Fell herumkriecht."
    Charlotte lächelte, als das Kätzchen so nahe herankam, dass sie niederknien und seinen klebrigen Kopf streicheln konnten. „Armes Ding - sie muss hungrig sein."
    „Selbst wenn sie's ist, geht uns das nichts an", meinte Eunice und schob Charlotte weiter. „Wir haben heute andere Dinge zu tun, als uns um ein mageres, lausiges Viech zu kümmern."
    Charlotte blickte sie betrübt an. „Aber wenn wir sie hier lassen, stirbt sie bestimmt."
    „Unsinn", schimpfte Doreen. „Bei all den Mäusen und dem Unrat hat sie mindestens für ein Jahr zu fressen."
    „Ihr wisst noch alle, wie unser Plan lautet?" vergewisserte Oliver sich leise.
    Die kleine Schar nickte feierlich.
    „Gut! Bleibt dicht beieinander und sprecht nur, wenn ihr müsst. Doreen und ich übernehmen alles notwendige Reden. Und jetzt los!"
    Sie stapften über die Straße, die mittlerweile mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt war. Alle waren in Lumpen gekleidet, trugen zerbeulte Hüte und ausgefranste Mäntel, und jeder von ihnen schleppte irgendeine Tasche. Eine Ausnahme bildeten nur Genevieve, die vorgab, einen Säugling in den Armen zu halten, und Charlotte, die auf ihrer Krücke vorwärts humpelte, die sie sonst nur höchst ungern gebrauchte. Sie gaben das Bild einer mittellosen Familie ab, die auf der verzweifelten Suche nach einer

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