Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
Vom Netzwerk:
ließ entmutigt die Schultern hängen, als er schloss: „Ich bin alt und kann mich nicht länger um sie und ihre Brut kümmern. Es ist an der Zeit, dass Harry heimkommt und seine Pflicht tut."
    Die Kinder schauten sie traurig an, außer Jack, dessen mürrische Gleichgültigkeit durchaus angebracht schien für einen vierzehnjährigen Burschen, der von seinem Vater verlassen worden war. Sogar die getigerte Katze miaute herzzerreißend, während sie versuchte, sich aus Annabeiles festem Griff zu befreien.
    Die junge Frau zögerte, weil sie nicht sicher war, ob sie sprechen sollte oder lieber schweigen. Plötzlich wurde in einem Stockwerk über ihnen eine Tür geräuschvoll geöffnet, und sie fuhr erschrocken zusammen.
    „Ich weiß von nichts", stieß sie hervor, warf einen furchtsamen Blick in Richtung Treppe und schlug hastig die Tür zu.
    „Sie lügt", meinte Jack erbost und wollte erneut gegen die Tür klopfen.
    „Ja, das tut sie", krächzte eine brüchige Stimme.
    Eine klapprige alte Frau mit zerzaustem weißen Haar stand in einer Tür auf der gegenüber liegenden Seite des Korridors und musterte sie forschend. „Das Flittchen kennt jeden Kerl in Devil's Den!" Sie lachte und entblößte dabei ihr graues Zahnfleisch, in dem hie und da ein paar gelbe Zähne steckten.
    „Eine Schande." Oliver schüttelte den Kopf und schlurfte zu ihr hinüber. „Das wird aus einem jungen Ding, wenn es keine Familie hat, die es unterstützt. Ich weiß nicht, was aus diesen kleinen Frechdachsen werden soll, wenn ich ihren Vater nicht finde.
    Werden wohl in der Gosse enden."
    „Hat dir ein Kind gemacht und dich dann sitzen lassen, was, Mädchen?" Die wässrigen Augen der Frau verschwanden beinahe unter ihren schlaffen Lidern, während sie Genevieve betrachtete. „Armes Ding. Heutzutage haben die Burschen kein Ehrgefühl mehr. Ein flüchtiges Vergnügen, und weg sind sie. Der Schlamassel, den sie zurücklassen, kümmert sie nicht. Eine Schande, wenn Sie mich fragen! Wenn es mein Sohn wäre, würde ich ihm ordentlich eins hinter die Löffel geben!" Sie warf Doreen einen finsteren Blick zu, als ob sie die Verantwortung für die Missetaten ihres angeblichen Sohnes trüge.
    „Das werde ich auch, wenn ich ihn je finde", beteuerte Doreen hitzig. „Ich weiß gar nicht, von wem er das hat - sein Vater ist ein wahrer Mustergatte. Er würde lieber selbst verhungern, als mit ansehen zu müssen, dass eins dieser Küken hier Hunger leidet." Sie schaute Oliver liebevoll an.
    „Schön, dass es doch noch ein paar anständige Kerle gibt", meinte die Frau wohlwollend. „Und was Ihren Sohn betrifft: Die Katze lässt das Mausen nicht. Selbst wenn sie ihn an den Haaren nach Hause zurückschleifen, können Sie nicht erwarten, dass er sich ändert." Sie musterte Oliver nachdenklich. „Er wohnt hier, sagen Sie?"
    „Mit Freunden", erklärte Oliver. „Vielleicht sind Sie ihnen schon einmal begegnet?

    Harry ist nicht besonders groß, aber stark wie ein Stier, mit einer Nase, die einen Fausthieb zu viel abbekommen hat. Dann sind da noch George, grauhaarig und dickwanstig, und der lange dünne Ewan ..."
    „Ein pickliger Rotschopf." Die alte Frau nickte. „Ja, ich kenne sie. Es gibt nicht viele Wohnungen hier, in denen drei Burschen leben ohne Frauen, die ihnen das Bett wärmen. Doch gefroren haben sie nicht, dafür waren sie zu oft bei dem Flittchen von gegenüber zu Gast." Sie warf Genevieve einen mitfühlenden Blick zu. „Dein Mann ist weder besser noch schlechter als die meisten anderen, mein Kind", versicherte sie. „Alles, was die drei tun, ist schlafen, trinken und raufen. Heute haben sie noch einen anderen mitgebracht; der Kerl war so betrunken, dass er sich nicht einmal mehr allein auf den Beinen halten konnte, dabei war es noch nicht einmal Mittag!"
    Genevieve erblasste.
    „Wo sind sie?" fragte Jack, die Hände zu Fäusten geballt.
    „Bist wütend auf deinen Dad, nicht wahr, Junge? Das solltest du auch." Ihre schütteren weißen Brauen zogen sich zusammen, während sie ihn betrachtete. „Du musst selbst noch ein halbes Kind gewesen sein, Mädchen, als du mit dem Kinderkriegen angefangen hast", stellte sie an Genevieve gewandt fest.
    „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Missis, würde ich jetzt gern meinen Sohn finden und ihn mit nach Hause nehmen", sagte Oliver und erstickte damit jeden Versuch, Genevieve in ein Gespräch zu verwickeln, im Keim.
    „Das verstehe ich", erwiderte die alte Frau. „Die Treppe hoch links, letzte Tür am Ende

Weitere Kostenlose Bücher