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Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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Bleibe durch die Straßen irrte - ein ganz und gar nicht ungewöhnlicher Anblick in Devil's Den.
    Als sie die Tür des Gebäudes öffneten, schlug ihnen ein Übelkeit erregendes Gebräu von Gerüchen entgegen. Der Gestank rußiger Feuer und übervoller Nachttöpfe mischte sich mit dem beißenden Geruch verkohlten Fleisches und angebrannten Gemüses. Es war der Geruch der Armut und des Elends, doch auch der Niederlage und der Hoffnungslosigkeit. Jamie rümpfte angewidert die Nase, während die anderen ihn scheinbar ungerührt zur Kenntnis nahmen. Vielleicht sind sie zu gut mit diesem Geruch vertraut, als dass er sie allzu leicht aus der Fassung bringen könnte, dachte Genevieve.
    „Entschuldigen Sie, Sir", wandte sich Oliver an einen finster dreinblickenden jungen Mann, der eilig die Stufen hinabgestiegen kam. „Ich suche meinen Sohn ..."
    „Fahr zur Hölle." Er drängte sich durch die Gruppe und öffnete die Tür. „Verdammt noch mal!" fluchte er, als die magere getigerte Katze zwischen seinen Beinen hindurch blitzschnell ins Haus lief. Als er grob nach ihr treten wollte, schrie Charlotte entsetzt auf.
    „Lass sie in Ruhe", knurrte Jack und tat einen Satz nach vorn, um das räudige Geschöpf aufzuheben.
    Die Augen des Mannes verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Willst du mich etwa herumkommandieren?"
    „Sachte, sachte, wir wollen keinen Ärger", sagte Oliver und schob sich flink zwischen Jack und den mürrisch aussehenden Hausbewohner. „Die Katze gehört dem Jungen, das ist alles. Ein freches kleines Biest, gewiss, doch 'ne gute Mäusejägerin. Sie wären doch auch nicht gern 'ne gute Mäusefängerin los, oder?"
    Der Mann warf ihm einen feindseligen Blick zu. „Halten Sie mir den mageren Bastard bloß vom Leib!"
    „Keine Sorge", beteuerte Oliver, nicht ganz sicher, ob der Mann die Katze oder Jack meinte.
    Der Hausbewohner marschierte zur Tür hinaus und schlug sie hinter sich zu.
    „Hier." Jack legte Annabelle die zappelnde Katze in die Arme. „Halt das für Charlotte."
    Annabelles Augen weiteten sich vor Entsetzen, während sie versuchte, das strampelnde kleine Biest nicht entwischen zu lassen. „Aber sie ist so schmutzig!"
    „Bitte, Annabelle", flüsterte Charlotte. „Ich würde sie ja gern selbst halten, aber ich fürchte, mit meiner Krücke geht das nicht."
    „Ich habe eine Idee." Simon nahm seinen Schal vom Hals und wickelte ihn fest um die Katze, bis das schmutzige Geschöpf aussah wie eine kleine Mumie. „Das dürfte ihr das Strampeln unmöglich machen."
    „Wenn ihr genug mit der Katze gespielt habt, könnten wir uns vielleicht wieder wichtigeren Dingen zuwenden." Doreen verlor allmählich die Geduld.
    Oliver ließ den Blick durch den Korridor schweifen und entschied sich für eine Wohnung in der Nähe der Treppe.
    „Hierher", sagte er und bedeutete seiner zerlumpten Familie, sich um ihn zu scharen. Dann hob er die Faust und klopfte an die Tür.
    Eine knochige Frau von etwa zwanzig Jahren öffnete. Ihr enges Mieder war so fest geschnürt, dass ihre kleinen Brüste wie zwei Teigklöße in die Höhe gedrückt wurden, und ihr aschfahles Gesicht war dick mit Wangenrot beschmiert. Sie hatte ihr fettiges Haar nachlässig frisiert, und der betäubend süße Duft des billigen Parfüms, der sie umwehte, mischte sich mit dem Geruch von altem Schweiß. Ihr Gesichtsausdruck verriet ihre Überraschung, und Genevieve hatte keinen Zweifel, dass sie jemand anderen erwartet hatte.
    „Verzeihen Sie die Störung, Miss", bat Oliver, „aber meine Frau und ich sind auf der Suche nach unserem Sohn, und soweit wir gehört haben, wohnt er hier in diesem Haus. Vielleicht haben Sie ihn gesehen", fuhr er hastig fort, als er spürte, dass sie im Begriff war, die Tür zu schließen. „Er ist gebaut wie ein Bierfass, unser Harry, und sein Hang zu Raufereien hat ihm eine platte Nase beschert. Oder vielleicht haben Sie einen seiner Freunde gesehen? George ist ein riesiger Kerl mit 'nem Wanst wie ein Schwein, Ewan dagegen dürr wie 'ne Bohnenstange mit karottenroten Haaren."
    Der argwöhnische Blick des Mädchens erhellte sich. Offenbar kannte sie die Männer, die Oliver ihr beschrieb.
    „Das sind Harrys Frau und seine Sprösslinge", fuhr Oliver fort und zeigte auf Genevieve und die Kinder. „Dieses arme kleine Würmchen hat seinen Vater noch nie zu Gesicht bekommen", fügte er hinzu und wies auf das zerlumpte Bündel in Genevieves Armen. „Harry weiß gar nicht, dass er ihr noch eins gemacht hat", sagte er und

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