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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Toilette, sondern zurück an die Arbeit. Also umarmten sie sich wieder. Und dann waren Bobby und Clint gegangen, und Thomas war allein.
    Er ging ans Fenster. Sah hinaus. Der Tag war gut, besser als die Nacht. Doch obwohl die Sonne einen Großteil der Dunkelheit über den Rand der Erde geschoben hatte und sich der Rest der Dunkelheit hinter Bäumen und Gebäuden vor der Sonne verbarg, war da noch Schlechtes, Schlimmes, Böses. Das Böse Ding war nicht mit der Nacht hinter dem Rand der Welt verschwunden. Es war immer noch da, irgendwo im Tag, man konnte es spüren.
    Letzte Nacht, als er dem Bösen Ding nahegekommen war und es versucht hatte, nach ihm zu greifen, hatte er solche Angst gehabt, daß er sich ganz, ganz schnell zurückgezogen hatte. Er hatte das Gefühl, daß das Böse Ding versuchte herauszufinden, wer er war und wo er war, und dann würde es ins Heim kommen und ihn aufessen, so wie es kleine Tiere aß. Deshalb hatte er sich entschlossen, ihm nicht wieder zu nahe zu kommen, ihm vom Leib zu bleiben, aber jetzt konnte er das nicht länger tun - wegen Julie und wegen des Babys. Wenn Bobby, der sich niemals Sorgen machte, sich so sehr um Julie sorgte, dann mußte Thomas sich sogar noch größere Sorgen um sie machen als er. Und wenn Bobby und Julie meinten, man müsse das Baby beschützen, dann mußte sich Thomas auch um das Baby sorgen, weil das, was für Julie wichtig war, auch für ihn wichtig war.
    Er faßte hinaus in den Tag.
Es war da. Jedoch noch weit entfernt.
Er ging nicht zu nahe heran.
Er hatte Angst.
Doch für Julie, für Bobby, für das Baby mußte er aufhören,  Angst zu haben. Er mußte näher heran, und er mußte jederzeit sicher sein, wo das Böse Ding war und ob es sich näherte.

45
    Jackie Jaxx kam an diesem Dienstagnachmittag erst um zehn nach vier in den Büros von Dakota & Dakota an, eine volle Stunde nach der Rückkehr von Bobby und Clint, und zu Julies Verärgerung verbrachte er noch eine geschlagene halbe Stunde damit, eine Atmosphäre herzustellen, die seiner Kunst förderlich war.
    Er hatte das Gefühl, es sei zu hell im Zimmer. Daher zog er die Vorhänge vor den großen Fenstern zu, obwohl die anbrechende winterliche Abenddämmerung und eine über dem Pazifik aufziehende Wolkenbank dem Tag bereits einen Großteil seiner Helligkeit geraubt hatten. Er probierte verschiedene Aufstellungen der drei Messinglampen aus, die allesamt mit Dreiwegeglühlampen ausgestattet waren, was ihm unendliche Kombinationsmöglichkeiten eröffnete.
    Schließlich ließ er eine bei sechzig Watt, eine bei vierzig und schaltete eine ganz aus.
    Er bat Frank, vom Sofa aufzustehen und sich auf einen der Stühle zu setzen, stellte fest, daß es so nicht funktionieren würde, schob Julies großen Stuhl hinter dem Schreibtisch hervor und setzte ihn da hinein, dann stellte er vier andere Stühle im Halbkreis davor auf.
    Julie vermutete, daß Jackie sehr wohl bei geöffneten Vor hängen hätte effizient arbeiten und auch all seine Lampen  dabei hätten an sein können. Er zog jedoch eine Vorstellung  ab, selbst wenn es da keine Bühne gab, und er konnte wohl  nicht widerstehen, immer und jederzeit theatralisch zu sein.
    In den letzten Jahren hatten Magier darauf verzichtet, sich hochtrabende Show-Biz-Namen wie »The Great Blackwell« oder »Harry Houdini« zu geben. Sie hatten lieber auf Namen zurückgegriffen, die eher an echte erinnerten, doch Jackie war ein Rückschlag. So wie Houdinis Name Erich Weiss gewesen war, war Jackie auf den Namen David Carver getauft worden. Weil er sich auf eine komische Magievariante spezialisiert hatte, hatte er alle Namen gemieden, die zu mysteriös klangen. Und weil er sich seit der Pubertät danach gesehnt hatte, der Nachtklub-und Vegas-Szene anzugehören, hatte er eine neue Identität gewählt, die sich für ihn und die Leute in seinen Kreisen anhörte, als handele es sich um Nevada-Adel. Während andere Kinder davon geträumt hatten, Lehrer, Ärzte, Immobilienmakler oder Automechaniker zu werden, hatte der kleine Davey davon geträumt, jemand wie Jackie Jaxx zu sein. Jetzt, Gott sei ihm gnädig, lebte er seinen Traum.
    Obwohl er gegenwärtig zwischen zwei Engagements war  - einem Ein-Wochen-Engagement in Reno und einem Auftritt im Vorprogramm von Sammy Davis in Vegas -, trug Jackie, als er im Büro auftauchte, keine Jeans oder einen gewöhnlichen Anzug, sondern ein Kostüm, das er bei seinem Auftritt hätte tragen können: einen schwarzen Freizeitanzug mit smaragdgrünen

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