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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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war, der ihm völlig fremd war, da er desorientiert und verwirrt gewesen war. »Gehen Sie jetzt noch weiter zurück, Frank, nur ein kleines bißchen weiter, nur noch ein paar Sekunden weiter zurück, und noch ein paar mehr, zurück, zurück, hinter die totale Dunkelheit in Ihrem Bewußtsein, hinter diese schwarze Wand in Ihrem Bewußtsein ...«
    Seit die Befragung begonnen hatte, schien Frank in Julies Stuhl immer weiter zusammengeschrumpft zu sein, als sei er aus Wachs und einer Flamme ausgesetzt. Er war auch noch blasser geworden, wenn das überhaupt möglich war, so weiß wie eine Paraffinkerze. Doch nun, da er gezwungen wurde, rückwärts durch die Dunkelheit in seinem Bewußtsein zu gehen, auf das Licht der Erinnerung auf der anderen Seite zu, setzte er sich gerader auf, legte die Hände auf die Armlehnen des Sessels und umklammerte den Kunststoffbezug so fest, daß man Angst haben mußte, er könne ihn aufreißen. Er schien zu wachsen, schien sich seiner früheren Größe wieder zu nähern, als habe er eines jener magischen Elixiere zu sich genommen, die Alice bei ihren Abenteuern am anderen Ende des Kaninchenbaus erhalten hatte.
    »Wo sind Sie jetzt?« fragte Jackie. Franks Augen zuckten unter den geschlossenen Lidern. Ein unartikulierter, erstickter Ton entwich ihm: »Eh - eh ...« »Wo sind Sie jetzt?« hakte Jackie sanft, aber entschieden nach.
    »Glühwürmchen«, sagte Frank mit zittriger Stimme. »Glühwürmchen in einem Wirbelsturm!« Er begann heftig zu atmen, abgehackt, so als habe er Schwierigkeiten, Luft zu kriegen.
    »Was meinen Sie damit, Frank?«
    »Glühwürmchen ...«
    »Wo sind Sie, Frank?«
    »Überall. Nirgendwo.«
    »In Südkalifornien gibt es keine Glühwürmchen, Frank, also müssen Sie irgendwo anders gewesen sein. Denken Sie nach, Frank. Schauen Sie sich jetzt um, und sagen Sie mir, wo Sie sind.«
    »Nirgendwo.«
    Jackie unternahm noch ein paar Versuche, Frank dazu zu bewegen, seine Umgebung zu beschreiben und die Glühwürmchen präziser zu schildern. Ohne Erfolg.
    »Bringen Sie ihn weiter zurück«, sagte Bobby. »Noch weiter zurück.«
    Julie blickte auf den Recorder in Clints Hand und sah, wie sich die Spulen hinter dem Plastikfenster des Kasettenfachs drehten.
    Mit seiner melodischen und laut schallenden Stimme, in rhythmischer Modulation, befahl Jackie Frank, noch weiter in der vor Glühwürmchen wimmelnden Dunkelheit zurückzugehen. Plötzlich fragte Frank: »Was tue ich hier?« Es bezog sich nicht auf die Büros von Dakota & Dakota, sondern auf den Ort, an den Jackie Jaxx ihn in seiner Erinnerung geführt hatte. »Warum bin ich hier?« »Wo sind Sie, Frank?« »Das Haus. Was, zum Teufel, tue ich hier, warum bin ich hergekommen? Das ist ja verrückt, ich sollte nicht hier sein.« »Wessen Haus ist es, Frank?« fragte Bobby. Da er angewiesen worden war, nur der Stimme des Hypnotiseurs zu antworten, reagierte Frank erst, nachdem Jackie die Frage wiederholt hatte. Dann: »Ihr Haus. Es ist ihr Haus. Sie ist natürlich tot, tot, seit sieben Jahren, doch es ist immer noch ihr Haus, wird es immer bleiben, das Miststück wird in dem Haus umgehen, diese Art des Bösen kann man nicht zerstören, nicht völlig jedenfalls, ein Teil davon bleibt in den Räumen hängen, die sie bewohnte, an allem, was sie berührt hat.« »Wer war sie, Frank?« »Mutter.«
    »Ihre Mutter? Wie war ihr Name?« »Roselle. Roselle Pollard.« »Das ist das Haus an der Pacific Hill Road?« »Ja, klar. Schauen Sie es sich an, mein Gott, was für ein Ort, was für ein dunkler Ort, was für ein Ort des Grauens. Können die Leute denn nicht sehen, daß das ein Ort des Grauens ist? Können sie nicht sehen, daß etwas Schreckliches da drinnen lebt?« Er weinte. Tränen glitzerten in seinen Augen, strömten dann über seine Wangen. Eine unmenschliche Qual verzerrte seine Stimme. »Können sie denn nicht sehen, was dort lebt, was sich dort verbirgt und was da brütet an diesem Ort des Grauens? Sind die Leute blind? Oder wollen sie es einfach nicht sehen?« Julie war gefesselt von Franks gequälter Stimme und von  der Agonie, die sein Gesicht entstellte, es dem verzweifelten Gesichtsausdruck eines verängstigten Kindes ähnlich werden ließ, das sich verlaufen hat. Doch sie wandte sich von ihm ab und spähte an dem Hypnotiseur
    vorbei, um zu sehen, wie Bobby auf die Worte »Ort des  Grauens« reagiert hatte.
    Er sah sie an. Der schmerzliche Ausdruck, der seine blau er» Augen verdunkelte, war Beweis genug, daß ihm

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