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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Begierden und der sündigen Ausschweifungen, und Candy war froh, daß Gott und seine Mutter ihn davor bewahrt hatte, diesem krankhaften Verlangen nachzugeben, das jedermann sonst zu befallen schien.
    Er verließ das Haus der Sünder.

53
    Hal Yamataka lag auf dem Sofa, hatte ein Stück Pizza in der einen und den MacDonald-Roman in der anderen Hand, als er das hohle flötenähnliche Tirilieren hörte. Er ließ sowohl das Buch wie auch das Essen fallen und sprang auf.
    »Frank?«
    Die halb geöffnete Tür schwang leicht ins Zimmer, was aber nicht daran lag, daß jemand sie aufgestoßen hätte. Ein jäher heftiger Luftstoß aus der Empfangshalle war die Ursache.
    »Frank?« wiederholte Hal.
    Während er durch den Raum ging, verklang das Geräusch, und der Luftstrom erstarb. Doch gerade als er die Tür erreichte, kehrte die unmelodische Melodie zurück, und eine Windböe zerzauste ihm das Haar.
    Zu seiner Linken stand das Empfangspult, das zu dieser Tageszeit natürlich nicht besetzt war. Dem Pult direkt gegenüber war die Tür zu dem Korridor, von dem auch die anderen Firmenbüros auf diesem Stockwerk abgingen. Sie war geschlossen. Die einzige andere Tür auf der anderen Seite des rechteckigen Raumes war ebenfalls geschlossen.
    Sie führte zu einem Flur innerhalb der Dakota-&-Dakota-Zimmerflucht, an dem sechs weitere Büros -einschließlich des Computerraums, in dem Lee immer noch bei der Arbeit war - und ein Waschraum lagen. Das Pfeifen und der Wind hätten ihn durch diese geschlossenen Türen niemals erreichen können. Deshalb mußte beides aus der Empfangshalle gekommen sein.
    Er ging in die Mitte des Raumes und blickte sich erwartungsvoll um.
    Zum drittenmal Flötentöne und Luftturbulenzen.
    Hal sagte: »Frank« und sah dann aus dem Augenwinkel, daß in der Nähe der Tür zum allgemeinen Korridor - zu seiner Rechten, also fast hinter ihm -ein Mann aufgetaucht war.
    Als Hal sich umdrehte, merkte er allerdings, daß es nic ht Frank war, erkannte ihn aber trotzdem augenblicklich. Candy. Es konnte niemand anderer sein, denn dies war der Mann, den Bobby am Strand von Punaluu gesehen haben mußte und dessen Beschreibung er von Clint erhalten hatte.
    Hal war untersetzt und vierschrötig, er war in guter Form, und er konnte sich nicht an einen einzigen Vorfall in seinem Leben erinnern, bei dem ihn die physische Erscheinung eines anderen Mannes hatte einschüchtern können. Candyn war zwanzig Zentimeter größer als er, aber Hal war mit Männern fertiggeworden, die noch größer waren.
    Candy war ganz sicher ein mesomorpher Typ, einer von den Burschen, denen bei der Geburt eine knochige, mit Muskeln bepackte Figur mitgegeben worden war, die ihnen blieb, auch wenn sie wenig oder vielleicht gar nicht trainierten. Dieser Mann aber war mit Sicherheit mit schweißtreibenden Aktivitäten, mit Hanteln, Gewichten und Fitneßgeräten vertraut.
    Aber auch Hal war ein mesomorpher Typ und so hart wie tiefgefrorenes Rindfleisch. Candys Größe und Candys Muskeln konnten ihn nicht einschüchtern. Was ihm Angst einjagte, war diese Aura des Wahnsinns, der Raserei und der Gewalt, die dieser Mann in einer Stärke ausstrahlte, wie eine acht Tage alte Leiche den Gestank des Todes verströmen würde.
    In dem Augenblick, in dem Franks Bruder in dem Raum erschienen war, hatte Hal seine irre Grausamkeit gerochen, so wie ein gesunder Hund die tollwütige Ausdünstung eines kranken Artgenossen wahrnehmen würde, und er handelte dementsprechend. Er trug keine Schuhe, keine Waffe und konnte in seiner unmittelbaren Umgebung auch nichts entdecken, was er als Waffe hätte benutzen können.
    Also drehte er sich auf dem Absatz um und lief zurück ins Chefbüro, wo -wie er wußte -ein geladener Browning an einem Klemmclip unter Julies Schreibtischplatte befestigt war. Er war als Rückversicherung gegen das Unerwartete gedacht. Bis jetzt allerdings war die Waffe nie benutzt worden.
    Hal war keineswegs in den asiatischen Kampfsportartendie Kanone, die angesichts seines furcheinflößenden Äußeren und seiner Herkunft jedermann in ihm vermutete, aber er konnte etwas Taekwondo. Das Problem war jedoch, daß sich nur ein Dummkopf gegen einen heranrasenden Bullen, der Hummeln im Hintern hat, mit irgendeiner asiatischen Kampfsportart verteidigen würde.
    Er hatte eben die Tür erreicht, als Candy ihn am Hemd erwischte und versuchte, ihn umzureißen. Die Nähte des Hemdes krachten auseinander, und der Irre stand mit einem Fetzen Stoff da.
    Doch Hal hatte die

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