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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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beugte sich aus dem Fenster im sechsten Stock. Ein kühler Aufwind schlug ihm ins Gesicht.
    Der schuhlose Mann lag auf dem Rücken auf einem breiten Betongehweg, beleuchtet von einem bernsteinfarbenen Landschaftsscheinwerfer. Er war umgeben von zerbrochenem Glas, verbeulten Metallrolläden und einer Pfütze seines eigenen Blutes, die sich rasch vergrößerte.
    Candy hustete, hatte immer noch Schwierigkeiten, tief durchzuatmen, und preßte eine Hand gegen das brennende Fleisch seiner strapazierten Kehle. Der Tod des Mannes paßte Candy nicht ins Konzept. Nicht die Tatsache an sich, sondern der Zeitpunkt. Er hatte ihn erst ausquetschen und von ihm erfahren wollen, wer Bobby und Julie waren und in welcher Beziehung sie zu dem medial begabten Thomas standen.
    Und als Candy sich in der Empfangshalle materialisiert hatte, hatte der Kerl gedacht, er sei Frank. Er hatte ganz deutlich Franks Namen ausgesprochen. Die Leute bei Dakota & Dakota standen auf irgendeine Art mit Frank in Verbindung - wußten alles über sein Talent fürs Teleportieren! - und würden aus diesem Grund auch wissen, wo dieser Muttermörder, dieser Schuft, zu finden war.
    Candy nahm an, daß er in diesem Büro Antworten auf wenigstens einige Fragen entdecken würde, befürchtete aber, daß die Ankunft der Polizei, die der Todessturz des Mannes gewiß herbeirufen würde, ihn zwingen könnte, seine Nachforschungen abzubrechen, bevor er im Besitz aller Informationen war. Das Geheul von Sirenen war die Hintergrundmusik aller seiner Abenteuer dieser Nacht.
    Bislang waren allerdings noch keine Sirenen ertönt. Möglicherweise hatte er ja diesmal Glück. Vielleicht hatte niemand den Mann fallen sehen. Es war unwahrscheinlich, daß zu dieser Zeit -es war zehn vor neun - noch irgend jemand bei den anderen Firmen in dem Bürogebäude arbeitete. Die Putzfrauen oder Hausmeister waren sicherlich dabei, irgendwo Böden zu polieren und Papierkörbe zu leeren.
    Der Todessturz des Mannes war mit relativ geringer Gegenwehr abgelaufen. Er hatte nicht mal geschrien. Erst Sekunden vor dem Aufprall war ihm der Anflug eines Schreis entfahren, doch der war zu kurz gewesen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das Zerspringen des Glases und das blecherne Klappern der Rolläden war dagegen recht laut gewesen, aber das Getöse war verstummt, bevor irgend jemand die Quelle des Geräuschs hätte lokalisieren können.
    Das Fashion-Island-Einkaufscenter war von einer vierspurigen Straße eingerahmt, die auch zu den Bürotürmen – wie diesem, der am äußersten Rand stand -führte. Offenbar hatten sich aber keine Autos auf ihr befunden, als der Mann hinuntergestürzt war.
    Jetzt tauchten links zwei auf. Beide fuhren vorbei, ohne langsamer zu werden. Eine Reihe von Büschen, zwischen dem Gehweg und der Straße, hinderte die Fahrer daran, die Leiche zu sehen. Dieser Ring von Bürohochhäusern war gewiß auch keine Gegend, in die sich Fußgänger nachts verirrten. Deshalb war es möglich, daß der Tote erst am Morgen entdeckt wurde.
    Er betrachtete die andere Straßenseite, die Restaurants und Läden, die am Rande des Einkaufscenters lagen, etwa fünf-, sechshundert Meter entfernt. Zwischen den geparkten Wagen und den Eingängen zu den Geschäften und Lokalen sah er ein paar Leute, winzig klein in der Entfernung. Niemand von ihnen schien etwas gesehen zu haben - und es würde auch gar nicht so einfach sein, von dort aus einen dunkelgekleideten Mann zu entdecken, der an einem größtenteils dunklen Gebäude nach unten stürzte. Er konnte bestenfalls für ein paar Sekunden sichtbar gewesen sein, bevor die Schwerkraft ihm ein Ende machte.
    Candy räusperte sich, zuckte vor Schmerz zusammen und spuckte in Richtung des toten Mannes da unten.
    Er schmeckte Blut.
    Dieses Mal war es sein eigenes.
    Er wandte sich von dem Fenster ab, blickte sich in dem Büro um und fragte sich, von wo oder wem er wohl die Antworten erhielt, die er brauchte. Wenn er Bobby und Julie Dakota finden könnte, konnten sie ihm vielleicht Thomas' telepathische Fähigkeiten erklären - und was noch wichtiger war: ihm Frank ausliefern.
    Zweimal löste der Radardetektor Alarm aus, zweimal gelang es Julie, den Radarfallen im westlichen Valley ein Schnippchen zu schlagen. Sofort danach beschleunigte sie wieder auf gut einhundertvierzig Stundenkilometer und ließ den Staub von L. A. hinter sich.
    Ein paar Regentropfen sprenkelten die Windschutzscheibe, aber es wurden nicht mehr. Sie schaltete die Scheibenwischer schon Sekunden,

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