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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Blick, was ihr die Richtigkeit ihrer Intuition bestätigte. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Als er sie wieder ansah, mußte sie den Blick abwenden, zuviel Traurigkeit lag in seinen Augen. Seine Fragen an Lee waren kurz und knapp, und sie konnte ihnen nicht viel entnehmen. Möglicherweise wollte sie das auch gar nicht.
    Schließlich schien sich das Gespräch dem Ende zuzuneigen. »Nein, das haben Sie gut erledigt, Lee. Bleiben Sie einfach dabei. Was? Ich danke Ihnen, Lee. Nein, wir werden zurechtkommen. Wir werden schon zurechtkommen, Lee. Irgendwie werden wir damit fertigwerden.«
    Nachdem Bobby eingehängt hatte, blieb er noch einen Augenblick sitzen und starrte auf seine Hände, die er zwischen den Knien gefaltet hatte.
    Julie fragte ihn nicht, was geschehen sei, so als sei das, was Lee ihm erzählt hatte, einfach noch keine Tatsache, als sei ihre Frage schwarze Magie, und als sei die da enthüllte Tragödie nicht real, solange sie nur nicht danach fragte.
    Bobby stand vom Bett auf und kniete sich vor ihren Stuhl auf den Boden. Er nahm ihre beiden Hände in seine und küßte sie zärtlich.
    Da wußte sie, daß die Neuigkeiten verheerend sein mußten.
    Ganz leise sagte er: »Thomas ist tot.«
    Sie hatte sich gegen diese Nachricht gewappnet, trotzdem schnitten ihr die Worte tief ins Herz.
    »Es tut mir leid, Julie. Lieber Gott, tut mir das leid. Aber das ist noch nicht alles.«
    Er erzählte ihr von Hal. »Und erst ein paar Minuten, bevor er mit mir sprach, erhielt Lee einen Anruf wegen Clint und Feiina. Beide tot.«
    Das war mehr, als sie ertragen und verarbeiten konnte. Julie hatte Hal, Clint und Feiina sehr gemocht und enormen Respekt vor ihnen gehabt, und ihre Bewunderung für den Mut und die Unabhängigkeit der tauben Frau war grenzenlos gewesen. Es war unfair, daß sie nicht jeden einzelnen individuell betrauern konnte, sie hätten das verdient. Außerdem hatte sie das Gefühl, daß sie sie irgendwie betrog, weil ihr Kummer ob ihres Todes nur ein blasser Widerschein der Trauer war, die sie wegen des Verlustes ihres Bruders empfand. Obwohl das natürlich kaum anders sein konnte.
    Ihr Atem schien stillzustehen, und als er endlich wieder einsetzte, war es nicht nur ein Ausatmen, sondern ein Schluchzen. Das war nicht gut. Sie durfte nicht zusammenbrechen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so stark sein müssen wie jetzt.
    Die Morde, die heute nacht in Orange County begangen worden waren, waren nur der Anfang. Wie Zinnsoldaten würden andere tot umfallen, bis die Reihe an ihr und Bobby war, falls sie sich von ihrem Kummer hinreißen ließen. Sie durften nicht zulassen, daß ihre Wut nachließ.
    Während Bobby, immer noch kniend, ihr weitere Einzelheiten erzählte - auch Derek war tot und vielleicht noch andere in Cielo Vista -, umklammerte sie fest seine Hände, unsagbar dankbar dafür, in ihm einen verläßlichen Anker zu haben in diesen Turbulenzen. In ihren Augen standen Tränen, sie sah alles verschwommen, doch sie hielt die Tränen mit bloßer Willenskraft zurück, obwohl sie es nicht wagte, jetzt Bobbys Blick zu begegnen. Das würde ihrer Selbstkontrolle ein jähes Ende bereiten.
    Als er geendet hatte, sagte sie: »Natürlich war es Franks Bruder«, und war entsetzt darüber, wie sehr ihre Stimme bebte.
    »Mit ziemlicher Sicherheit«, entgegnete Bobby. »Aber wie konnte er herausfinden, daß Frank unser Klient ist?« »Ich weiß es nicht. Er sah mich am Strand von Punaluu ...«
    »Ja, aber er ist euch nicht gefolgt. Er hatte keine Möglichkeit herauszufinden, wer du bist. Und wie, um Himmels willen, hat er von Thomas erfahren?«
    »Da fehlen uns ein paar entscheidende Informationen.« »Hinter was ist der Bastard her?« fragte sie. Jetzt schwang in ihrer Stimme fast ebensoviel Wut wie Trauer mit, und das war gut so.
    »Er jagt Frank«, erklärte Bobby. »Frank war sieben Jahre lang ein Einzelgänger, und das erschwerte es ihm, ihn zu finden. Jetzt hat Frank Freunde, und Candy hat dadurch mehr Möglichkeiten, nach ihm zu suchen.«
    »Ich habe Thomas praktisch selbst getötet, als ich den Fall übernahm«, sagte sie. »Du wolltest ihn nicht übernehmen. Ich mußte dich erst überreden.« »Ich habe dich überredet - du wolltest raus.«
    »Wenn jemand Schuld hat, dann sind wir es beide, aber ich bin überzeugt, daß es nicht unsere Schuld ist. Wir haben einen neuen Klienten angenommen, das ist alles, und das alles ist - einfach nur passiert.«
    Julie nickte und schaute ihm endlich in die Augen. Obwohl

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