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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verdunsteten sofort. Weit entfernt vernahmen sie ein leichtes Donnergrollen.
    Thomas war tot.
    Er empfing Bilder, die so schwach und so verzerrt waren wie eine Spiegelung auf einem sturmgepeitschten See. Sie tauchten wiederholt auf, als er die Wasserhähne, den Rand des Waschbeckens, den Spiegel, das Medizinschränkchen und seinen Inhalt, den Lichtschalter und die Dusche berührte. Aber keine der Visionen vermittelte ihm Einzelheiten, und keine lieferte ihm einen Hinweis darauf, wo die Dakotas hingegangen waren.
    Zweimal aber versetzten ihm lebhafte und ausgesprochen klare Bilder einen Schock. Beide Male handelte es sich um abscheuliche, ekelerregende sexuelle Episoden zwischen den Dakotas. Da war eine Tube mit einem Gleitmittel für die Scheide und eine Schachtel mit Kleenex-Tüchern. Beide waren mit älteren psychischen Spuren verseucht, die unerklärlicherweise zurückgeblieben waren und ihn in sündhafte Praktiken einweihten, die er nicht das geringste Verlangen hatte kennenzulernen.
    Augenblicklich riß er die Hände weg und wartete darauf,daß seine Übelkeit wieder verging. Er war erbost, daß er gezwungen war, Frank durch diese entarteten Leute aufzuspüren, was ihn in eine Situation brachte, in der seine Würde brutal verletzt wurde.
    In Rage gebracht durch sein Pech und durch den unsauberen Kontakt mit Bildern ihrer Sünden (die er nicht aus seinen Gedanken verbannen konnte), entschied er sich, im Namen Gottes das Böse in diesem Haus auszubrennen. Er mußte es ausbrennen. Es verbrennen. Damit auch seine Gedanken vielleicht wieder sauber wurden.
    Er verließ das Bad, hob die Hände und sandte eine ungeheuer zerstörerische Energiewelle durch das Schlafzimmer. Das hölzerne Kopfbrert des großes Bettes flog auseinander,aus dem gesteppten Überwurf und den Decken loderten Flammen, die Nachtschränkchen zersprangen, und aus der Kommode schoßen sämtliche Schubladen heraus. Ihr Inhalt entlud sich auf den Fußboden, wo er sofort Feuer fing. Die Vorhänge wurden von den Flammen verzehrt, als seien sie aus Seidenpapier. Die beiden Fenster zerbarsten und ließen einen Luftzug herein, der das Feuer noch weiter anfachte. Candy hatte sich oft gewünscht, das geheimnisvolle Licht, das seinen Händen entsprang, könne auch Menschen und Tiere beeinflussen, statt nur leblose Dinge, Pflanzen und ein paar Insekten. Es gab Gelegenheiten, bei denen er gern in eine Stadt gegangen wäre und in einer einzigen Nacht Tausenden von Sündern das Fleisch von den Knochen gebrannt hätte, Hunderttausenden. Es spielte keine Rolle, welche Stadt es war, denn sie waren alle gärende Kloaken der Lasterhaftigkeit, bewohnt von verderbten Massen, die dem Bösen huldigten und jede abstoßende Entartung praktizierten.
    In keiner von ihnen hatte er jemals nur eine einzige Person gesehen, die gottgefällig zu leben schien. Zu gern hätte er sie, vor Angst schreiend, vor sich hergejagt, zu gern hätte er sie in ihren geheimen Verstecken aufgespürt, zu gern hätte er mit seiner Macht ihre Knochen zersplittert, ihr Fleisch zu Brei geschlagen, ihre Köpfe zum Explodieren gebracht und ihnen diese abscheulichen Sexdinger abgerissen, die ihnen so wichtig zu sein schienen.
    Hätte er diese Begabung gehabt, hätte er sie nicht mit der Gnade behandelt, die der Schöpfer ihnen immer entgegenbrachte, damit sie begreifen müßten, wie dankbar sie ihrem Gott sein sollten, der ihre schlimmsten Missetaten stets geduldig tolerierte, und welchen Gehorsam sie ihm schuldig waren.
    Nur Gott und Candys Mutter verfügten über derartiges Erbarmen. Er konnte es nicht teilen.
    Die Rauchalarmanlage in der Halle schlug an. Er ging hinaus, deutete mit einem Finger darauf und ließ sie auseinanderfliegen.
    Dieser Teil seiner Begabung schien heute viel besser zu funktionieren als sonst. Er war eine riesige Maschine der Vernichtung.
    Der Herr wollte ihn wohl für seine Reinheit belohnen, indem er seine Kräfte verstärkte.
    Er dankte Gott dafür, daß seine selige Mutter niemals in diese Abgründe der Verworfenheit abgestiegen war, in der ein Großteil der Menschheit schwamm. Kein Mann hatte sie jemals in dieser Art berührt, so daß ihre Kinder auch ohne den Makel der Ursünde zur Welt gekommen waren. Er wußte, daß das wahr war, denn sie hatte es ihm erzählt und hatte ihm bewiesen, daß es so war.
    Er stieg in den ersten Stock und setzte mit einem Blitz aus seiner linken Hand den Teppich im Wohnzimmer in Brand.
    Frank und die Zwillinge hatten die Gnade ihrer unbefleckten

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