Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
ermutigten und ihm signalisierten, er würde im Schlafzimmer oder Bad das finden, was er suchte.

54
    Statt sofort 911 zu wählen, um den Mord an Hal Yamataka zu melden, lief Lee erst ans Empfangspult und holte -so wie man es ihm beigebracht hatte - ein kleines braunes Notizbuch, das ganz hinten in der rechten unteren Schublade lag. Wegen derjenigen Angestellten, die -wie Lee -selten im Außendienst arbeiteten und deshalb kaum einmal direkt mit den vielen Polizeistationen des County zu tun hatten, sie aber in einem Notfall brauchen könnten, hatte Bobby eine Liste der Polizei-, Kriminal-und Verwaltungsbeamten in jedem wichtigen Gerichtsbezirk zusammengestellt, die am professionellsten, vernünftigsten und verläßlichsten waren; eine Liste von denen, die nur Nervensägen waren; und eine Liste derer, die immer nach ein wenig grüner (so grün wie Dollarnoten) Schmiere Ausschau hielten, mit denen sich die Räder der Gerechtigkeit schmieren ließen. Ein Beweis für die hohe Qualität der Gesetzeshüter des County war es, daß die erste Liste wesentlich länger war als die beiden anderen.
    Bobby und Julie hatten erklärt, daß es in einer Situation, in der die Polizei gebraucht würde, besser sei, zunächst zu versuchen, den Kriminalbeamten selber auszusuchen, der am Schauplatz auftaucht -so es sich um einen Schauplatz handelte, an dem Kriminalbeamte wirklich gebraucht wurden. Sich auf pures Glück oder Lust und Laune eines Abteilungsleiters zu verlassen, sei dagegen unklug.
    Lee fragte sich, ob er die Bullen überhaupt rufen sollte. Er hegte keine Zweifel, wer Hal getötet hatte: Mr. Blau, Candy. Und er wußte auch, daß Bobby gewiß nicht mehr über Frank und den Fall würde preisgeben wollen, als unbedingt nötig war.
    Die Verbindung zwischen der Agentur und dem Klienten war, was die Schweigepflicht betraf, gesetzlich nicht so hieb und stichfest geregelt, wie das zwischen einem Anwalt und seinem Klienten oder einem Arzt und seinem Patienten der Fall war, aber sie war genauso wichtig. Da Julie und Bobby unterwegs und zur Zeit nicht erreichbar waren, konnte Lee sich von ihnen keine Anweisungen holen, was und wieviel er der Polizei sagen sollte.
    Doch er konnte den Leichnam auch nicht einfach vor dem Gebäude liegen lassen und darauf vertrauen, daß niemand ihn bemerkte. Ganz besonders dann nicht, wenn das Opfer ein Mann war, den er gekannt und gemocht hatte.
    Dann ruf die Bullen an! Aber spiel den Dummen!
    Er konsultierte das Notizbuch, wählte die Nummer der Polizei von Newport Beach und fragte nach Detective Harry Ladsbroke, aber Ladsbroke hatte dienstfrei. Das galt auch für Detective Janet Heisinger. Detective Kyle Ostov war dagegen zu sprechen, und als er abhob, hörte er sich beruhigend, groß und kompetent an. Er hatte eine angenehme Baritonstimme und sprach in forschem Ton.
    Lee stellte sich vor und war sich dabei bewußt, daß seine eigene Stimme höher klang als üblich, fast kreischend, und daß er zu schnell sprach.
    »Es hat einen ... Nun, es hat einen Mord gegeben.«
    Bevor Lee noch weitersprechen konnte, unterbrach ihn Ostov: »Mein Gott, Sie meinen, Bobby und Julie wissen es schon? Ich habe es eben selbst erst erfahren. Und ausgerechnet mich haben sie ausgesucht, es ihnen beizubringen. Und ich habe hier gesessen und versucht, mir auszudenken, wie ich es ihnen möglichst schonend beibringen kann. Ich hatte schon die Hand am Hörer, um sie anzurufen, als Ihr Anruf erfolgte. Wie haben sie's aufgenommen?«
    Verwirrt sagte Lee: »Ich glaube nicht, daß sie es wissen. Ich meine, es kann doch erst vor ein paar Minuten passiert sein.«
    »Ein bißchen länger ist es schon her«, erklärte Ostov.
    »Warum habt Ihr Jungs es rausgefunden? Ich habe eben erst runtergeschaut, und da waren keine Streifenwagen. Nichts.« Schließlich konnte er das Zittern nicht mehr unterdrücken. »Gott, ich habe vor kurzem noch mit ihm gesprochen, hab' ihm ein Stückchen Pizza gebracht, und jetzt liegt er zerschmettert da unten auf einem Gehweg aus Beton. Sechs Stockwerke tiefer.«
    Ostov schwieg. Dann: »Von welchem Mord sprechen Sie. Lee?«
    »Hal Yamataka. Es muß hier einen Kampf gegeben haben, und dann ...« Er stoppte, blinzelte und fragte: »Und von welchem Mord sprechen Sie?«
    »Thomas«, entgegnete Ostov. Lee wurde übel. Er hatte Thomas nur einmal getroffen, doch er wußte, wie sehr Julie und Bobby an ihm hingen.
    »Thomas und sein Zimmergenosse«, fuhr Ostov fort. »Und möglicherweise noch mehr in dem Feuer, falls sie es

Weitere Kostenlose Bücher