Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
gehört?
    Aber das war das Problem: Er wußte nicht, was es noch zu hören gab oder wieviel davon für sie wichtig sein würde, um einen Weg zu finden, mit den Pollards fertigzuwerden.
    »Natürlich hatte ich angefangen zu begreifen, daß alle Kinder Monstrositäten waren, als Roselle mir den Koffer mit dem Geld brachte -wenn schon nicht körperlich, dann zumindest geistig. Und vor sieben Jahren kam Frank zu mir, nachdem er seine Mutter umgebracht hatte, so als sei ich ihm etwas schuldig -Verständnis, Unterschlupf. Er erzählte mir noch mehr, mehr als ich jemals hatte wissen wollen, zu viel. In den folgenden zwei Jahren tauchte er wiederholt auf, erschien wie ein Geist, der mich heimsuchte, statt in einem Haus zu spuken. Doch schließlich verstand er, daß es hier für ihn nichts zu holen gibt, und ließ mich fünf Jahre lang in Ruhe. Bis heute.«
    Frank bewegte sich in seinem Ohrensessel. Er rutschte auf der Sitzfläche herum, und sein Kopf fiel von der linken auf die rechte Seite. Im übrigen war er so wenig ansprechbar wie die ganze Zeit, seit sie den Raum betreten hatten. Fogarty hatte gesagt, er sei ein paarmal zu sich gekommen und sogar redselig gewesen, doch angesichts seines Verhaltens während der letzten Stunde konnte man das kaum glauben.
    Julie, die Frank am nächsten saß, runzelte die Stirn, beugte sich zu ihm hinüber und starrte auf seine rechte Kopfhälfte.
    »Oh, mein Gott.«
    Sie sprach diese drei Worte in einem ausdruckslosen Ton, der als Kühlmittel ebenso effektiv gewesen wäre wie alles andere, was man in einen Air-conditioner hineintun kann.
    Bobby lief es eiskalt über den Rücken. Er rutschte über das Sofa zu ihm hin, quetschte Julie gegen die Lehne und schaute an ihr vorbei Franks Kopf an. Wünschte sich, er hätte es nicht getan. Versuchte, wegzusehen. Konnte nicht.
    Solange Frank den Kopf nach rechts geneigt hatte, er fast auf seiner Schulter lag, hatten sie seine Schläfe nicht sehen können. Frank war offenbar, nachdem er Bobby ins Büro zurückgebracht hatte, als er -immer noch ohne Kontrolle und gegen seinen Willen -unterwegs gewesen war, noch einmal zu einem dieser Krater zurückgekehrt, in denen die mit Gentechnologie erzeugten Insekten Diamanten ausschieden. Seine Gesichtshaut und sein Fleisch waren von der Schläfe bis zum Unterkiefer überall ausgebeult, und an einigen Stellen hatten sich die Rohdiamanten, die der Grund dieser Beulen waren, durch die Haut gebohrt, glitzerten, waren aber völlig mit seinem Gewebe verschmolzen. Aus welchem Grund auch immer hatte er wohl eine Handvoll mitnehmen wollen, dabei aber einen grauenvollen Fehler begangen, als er sich wieder rekonstruierte.
    Bobby fragte sich, welche Schätze wohl in dem weichen, grauen Gewebe in seinem Schädel verborgen waren.
    »Ich habe das auch gesehen«, sagte Fogarty. »Und schauen Sie sich mal seine rechte Handfläche an.«
    Obwohl Julie protestierte, nahm Bobby Franks Jackenärmel zwischen Daumen und Zeigefinger und zog daran, bis der Arm des Mannes von der Lehne rutschte und er die Handfläche sehen konnte. Er hatte die zerquetschte Schabe gefunden, die einmal mit seinem eigenen Schuh verwoben gewesen war. Zumindest schien es dieselbe zu sein. Sie schaute stachelig aus dem Handballen heraus, der Panzer glänzte, die toten Augen waren starr auf Franks Zeigefinger gerichtet.
    Candy ging im Regen um das Haus herum und kam an einer schwarzen Katze vorbei, die auf einem Fenstersims saß. Sie wandte den Kopf, um ihn anzustarren, und legte die Schnauze danach wieder an die Fensterscheibe.
    Auf der Rückseite des Hauses betrat er leise die Veranda und probierte die Hintertür. Sie war verschlossen.
    Schwaches blaues Licht pulsierte von seiner Hand, als er den Türknauf packte. Das Schloß knackte, die Tür öffnete sich, und er trat ein.
    Julie hatte genug gehört und genug gesehen, zu viel.
    Begierig darauf, von Frank wegzukommen, stand sie von dem Sofa auf und ging zum Schreibtisch, wo sie unschlüssig ihren unausgetrunkenen Bourbon betrachtete. Aber das war keine Lösung. Sie war todmüde, kämpfte angestrengt gegen ihre Trauer um Thomas an und mußte sich sogar noch mehr Mühe geben, die groteske Familiengeschichte auch nur einigermaßen zu begreifen, die Fogarty ihnen da erzählt hatte. Die Komplikationen, die ein weiterer Bourbon hervorrufen würde, konnte sie nicht mehr brauchen, so verlockend er auch immer in seinem Glas aussehen mochte.
    »Welche Chancen haben wir also, mit Candy fertig zu werden?« fragte sie

Weitere Kostenlose Bücher