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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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aber traten niemals aus, sie konnten nicht, weil es keinen Hosensack gab, in den sie hätten wandern können. Und dann war da noch etwas: eine anormale Knochenwucherung, die ihre Absenkung verhinderte. Also blieben sie in der Bauchhöhle. Trotzdem schätze ich, daß sie gut funktionieren, geschäftig ziemlich große Mengen von Testosteron produzieren, was ja auch durch die Ausbildung der Muskulatur ersichtlich ist und seine furchteinflößende Größe sowie seinen massigen Körperbau erklärt.«
    »Also ist er nicht in der Lage, Sex zu haben«, sagte Bobby.
    »Angesichts des Hodenhochstands und der Tatsache, daß ihm ein Organ zur Kopulation fehlt, meine ich, daß er eigentlich der keuscheste Mann sein müßte, der jemals gelebt hat.«
    Bobby hatte das Lachen des alten Mannes hassen gelernt. »Aber mit vier Keimdrüsen muß er doch Unmengen von Testosteron produzieren, und das tut mehr, als nur Muskeln aufzubauen - nicht wahr?«
    Fogarty nickte. »Um es in der Sprache der Mediziner zusagen: Ein Überschuß an Testosteron über eine längere Periode produziert, verändert die normale Hirnfunktion. Manchmal sogar radikal, und es ist ein kausaler Faktor einer gesellschaftlich inakzeptabel niedrigen Aggressionsschwelle. Um es in der Sprache der Laien zu sagen: Dieser Kerl steht unter einer gefährlichen sexuellen Spannung, der er sich auf natürliche Weise nicht entledigen kann, so daß er diese Energie durch andere Ventile ableiten muß, wobei es sich meistenteils um unglaubliche Gewaltakte handelt, und er ist ebenso gefährlich wie irgendein Monster, das sich irgendein Filmemacher ausgedacht hat.«
    Obwohl sie die Eule hatte wegfliegen lassen, als sich das Unwetter genähert hatte, war Violet doch in Darkle und Zitha geblieben und hatte ihnen die Angst genommen, als die Blitze zuckten und der Donner grollte. Sogar als sie vor Candy stand, in der Tür zu seinem Zimmer hörte sie weiter dem zu, was Fogarty den Dakotas über die Mißbildung ihres Bruders erzählte. Natürlich hatte sie das bereits gewußt, weil ihre Mutter der Familie erklärt hatte, dies sei ein Zeichen dafür, daß Candy selbst unter ihnen noch etwas Besonderes sei. Außerdem war sich Violet in gewisser Weise immer bewußt gewesen, daß Candys ungeheure Wildheit, die ihn für sie so enorm attraktiv werden ließ, mit dieser Mißbildung zusammenhing.
    Nun stand sie vor ihm, hätte gern seine gewaltigen Arme berührt, die wie von einem Bildhauer herausgemeißelten Muskeln gefühlt, aber sie nahm davon Abstand. »Er ist in Fogartys Haus.«
    Das überraschte ihn. »Mutter sagte, Fogarty sei ein Werkzeug Gottes. Er hat uns entbunden - vier jungfräuliche Geburten. Warum sollte er Frank Unterschlupf gewähren? Frank steht doch jetzt auf der Schattenseite.«
    »Doch er ist da«, sagte Violet. »Und ein Ehepaar. Sein Name ist Bobby, ihrer Julie.«
    »Dakota«, flüsterte er.
    »Bei Fogarty. Laß ihn bezahlen für Samantha, Candy. Bring ihn mit hierher, wenn du ihn getötet hast, und laß ihn uns an die Katzen verfüttern. Er haßte die Katzen, und es wird ihm ein Greuel sein, für immer ein Teil von ihnen zu sein.«
    Julies Temperament, das ohnehin nicht leicht zu zügeln war, näherte sich gefährlich dem Siedepunkt. Während Blitze die Nacht da draußen erhellten und Donner immer wieder laut protestierte, hämmerte sie sich ein, wie wichtig es war, im Augenblick diplomatisch zu sein.
    Nichtsdestotrotz fragte sie: »Sie haben all diese Jahre gewußt, daß Candy ein heimtückischer Mörder ist, und Sie haben nichts unternommen, um irgend jemanden auf die Gefahr hinzuweisen, die er verkörpert?«
    »Warum hätte ich das tun sollen?«
    »Haben Sie denn niemals etwas von gesellschaftlicher Ver antwortung gehört?« »Das ist eine nette Phrase, aber bedeutungslos.« »Viele Menschen sind brutal ermordet worden, nur weil  Sie diesen Mann ...«
    »Menschen werden immer und ewig brutal ermordet werden. Die Geschichte ist voller brutaler Morde. Hitler ließ Millionen ermorden, Stalin noch viele Millionen mehr. Mao Tsetung noch mehr Millionen als irgendwer sonst. Heute betrachtet man sie alle als Monster, doch zu ihrer Zeit hatten sie ihre Anhänger, ja Bewunderer, oder nicht? Und sogar heute noch gibt es Leute, die einem erzählen wollen, Hitler und Stalin hätten nur das getan, was sie tun mußten, und Mao hätte nur die öffentliche Ordnung aufrechterhalten und brutale Raufbolde ausschalten wollen. So viele Menschen bewundern diese dreisten Mörder, die ihren

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