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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Ruhe setzen und an der See ein langes, glückliches Leben führen.«
    Sein Lächeln schwand, während sie sprach. Jetzt runzelte er die Stirn.
    »Was ist los mit dir, Sauertopf?« erkundigte sie sich.
    »Nichts.«
    »Nimm mich nicht auf den Arm. Du bist schon den ganzen Tag ein bißchen merkwürdig gewesen. Du hast zwar versucht, es zu verbergen, aber irgend etwas bedrückt dich.«
    Er nippte an seinem Bier. »Nun, du hast das gute Gefühl, daß alles gut geht, aber ich habe ein mieses Gefühl.«
    »Du? Mister Rosarote Brille?«
    Seine Stirn war immer noch gerunzelt. »Möglicherweise solltest du dich ein Weilchen auf die Büroarbeit beschränken und aus der Schußlinie bleiben.«
    »Warum?«
    »Mein mieses Gefühl.«
    »Das dir was sagt?«
    »Daß ich dich verlieren werde.«
    »Versuch's nur.«

20
    Der Wind dirigierte mit seinem unsichtbaren Taktstock in der Hecke einen Chor flüsternder, wispernder Stimmen. Die dichten Kirschmyrtenbüsche bildeten eine zwei Meter hohe Mauer um drei Seiten des achttausend Quadratmeter großen Grundstücks. Sie wären gewiß noch höher als das Haus selbst, wenn Candy nicht ein paarmal im Jahr eine elektrische Heckenschere benutzt hätte, um die Spitzen abzuschneiden.
    Er öffnete das schmiedeeiserne Tor zwischen den beiden steinernen Stützpfeilern, das ihm bis zum Gürtel reichte, und trat hinaus auf die Schottersteine des Banketts der Bezirksstraße. Zu seiner Linken wand sich die zweispurige Straße noch ein paar Kilometer den Hügel hinauf. Zu seiner Rechten senkte sie sich in Richtung auf die ferne Küste ab, an Häusern vorbei, deren Grundstücke immer mickriger wurden, je näher sie an der Küste lagen. In der Stadt waren sie dann nur noch ein Zehntel so groß wie das Pollard-Anwesen. Da das Land in Richtung Westen abfiel, ballten sich die Lichter in sogar noch größerer Konzentration dann, ein paar Meilen entfernt, gab es abrupt gar keine Lichter mehr, als sei da eine schwarze Wand. Diese Wand war der Nachthimmel und die unbeleuchtete Weite der tiefen, kalten See.
    Candy ging an der hohen Hecke entlang, bis er meinte, die Stelle erreicht zu haben, an der Frank gestanden hatte. Er hielt seine riesigen Pranken hoch, bis die im Wind flatternden Blätter seine Handflächen berührten, hielt sie daran, als könne ihm das Laub eine parapsychische Spur vermitteln, die sein Bruder bei seinem kurzen Besuch hinterlassen hatte. Nichts.
    Er teilte die Zweige mit den Händen und spähte durch den' Spalt zum Haus hinüber, das nachts größer wirkte, als es in Wirklichkeit war, so als hätte es achtzehn oder zwanzig Zimmer statt nur zehn. Die Fenster an der Vorderseite waren dunkel. An der Seite, zur Rückseite hin, wurde das Licht von schmutzigen Chintzvorhängen gefiltert, ein Küchenfenster war von einem gelben Schimmer erfüllt. Doch von diesem einen Licht abgesehen, hätte man das Haus genausogut für verlassen halten können.
    Einige der überladenen Viktorianischen Verzierungen hatten sich verzogen und waren vom Dachsims gebrochen. Das Verandadach war durchgesackt, und einige Teile der Balustrade waren kaputt, und die Treppe, die zur Eingangstür führte, war krumm und schief. Sogar im schw achen Licht des tief stehenden Halbmondes konnte er sehen, daß das Haus einen Anstrich brauchte. An vielen Stellen schien das nackte Holz durch - es war, als würden da dunkle Knochen sichtbar -, und die verbliebene Farbe blätterte entweder ab oder war so durchsichtig wie die Haut eines Albinos.
    Candy versuchte, sich in Frank hineinzuversetzen, sich vorzustellen, warum Frank immer wieder zurückkam. Frank hatte Angst vor Candy, und er hatte jeden Grund dazu. Er hatte auch Angst vor seinen Schwestern und vor allen Erinnerungen, die sich für ihn mit dem Haus verbanden, also hätte er lieber wegbleiben sollen. Aber er kam mit schöner Regelmäßigkeit zurückgekrochen, auf der Suche nach irgend etwas -vielleicht nach etwas, was selbst er nicht ganz verstand.
    Frustriert ließ Candy die Zweige zurückschnellen, marschierte an der Hecke entlang zurück, blieb an dem ersten Torpfosten stehen und ging dann zu dem anderen hinüber. Er suchte nach der Stelle, an der Frank die Katzen abgewehrt und Samanthas Schädel zerschmettert hatte. Obwohl er inzwischen viel milder geworden war, hatte der Wind das Blut trotzdem bereits getrocknet, das gegen die Steine gespritzt war, und die Dunkelheit verhinderte, daß er dieÜberreste erkennen konnte.
    Candy war immer noch sicher, er könne den Platz finden, an

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