Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Vergessen.
    BÖSES DING!
    Bobby fuhr im Bett hoch.
    Er schrie, doch kein Laut verließ seine Kehle. Als ihm bewußt wurde, daß er geträumt hatte, versuchte er, mit dem Schreien aufzuhören, und schließlich entfuhr ihm ein Ton, der ganz erschöpft und jämmerlich klang.
    Er hatte die Laken abgeworfen. Er saß auf der Bettkante, die Füße auf dem Boden, beide Hände in die Matratze verkrampft, stützte sich ab, als wäre er noch immer an diesem sich hebenden und senkenden Strand oder bemühe sich verzweifelt, in diesen aufgewühlten Wellen zu schwimmen.
    Die grünen Ziffern der Projektionsuhr glühten schwach an der Decke: 2.43 Uhr.
    Eine ganze Weile erfüllte ihn das Hämmern seines Herzens, so laut wie Trommelwirbel, von innen her mit Lärm, und er war taub gegen die Außenwelt. Doch nach ein paar Sekunden hörte er Julies regelmäßige, rhythmische Atemzüge, und er war überrascht, daß er sie nicht aufgeweckt hatte. Offensichtlich hatte er im Schlaf nicht um sich geschlagen.
    Die Panik, die seinen Traum erfüllt hatte, war noch nicht ganz geschwunden.
    Seine Furcht begann wieder aufzusteigen, was zum Teil wohl daran lag, daß das Schlafzimmer so lichtlos war wie die alles verschlingende See. Aus Angst, Julie aufzuwecken, knipste er die Nachttischlampe nicht an.
    Kaum war er imstande, sich auf den Beinen zu halten, stand er auf und ging in völliger Dunkelheit um das Bett herum. Das Bad war auf ihrer Seite des Bettes, doch sie sorgte immer dafür, daß nichts seinen Weg versperrte. Und so erreichte er das Badezimmer wie bei vielen anderen Gelegenheiten vorher ohne Schwierigkeiten. Instinkt und Erfahrung halfen ihm dabei.
    Leise schloß er die Tür hinter sich und knipste die Lichter an.
    Einen Moment lang hielt ihn das phosphoreszierende Strahlen davon ab, in die grelle Oberfläche des Spiegels über den Doppelwaschbecken zu blicken. Als er schließlich sein Spiegelbild erkannte, sah er, daß sein Fleisch keineswegs weggefressen oder weggeätzt worden war.
    Der Traum war erschreckend lebensecht gewesen, völlig anders als jeder, den er vorher gehabt hatte. Auf eine eigenartige Art war er sogar realer gewesen als das wirkliche Leben, mit seinen intensiven Farben und Geräuschen, die mit dem blendenden Aufblitzen der Glühfäden einer Glühbirne durch seinen schlummernden Geist pulsiert waren. Obwohl er sich bewußt war, daß es nur ein Traum gewesen war, hatte er halb befürchtet, der Alptraumozean habe tatsächlich seine ätzenden Spuren hinterlassen.
    Schaudernd lehnte er sich gegen das Waschbecken, drehte den Kaltwasserhahn auf, beugte sich vor und bespritzte sein Gesicht. Dann schaute er sein wassertriefendes Ebenbild erneut an und blickte sich in die Augen. »Was, zum Teufel, war das?« flüsterte er.

24
    Candy ging auf Raubzug.
    Die Ostseite des fast neuntausend Quadratmeter großen Gründstücks der Pollards fiel in ein tief eingeschnittenes steilwandiges Tal ab. Die Wand bestand zum größten Teil aus bröckelndem Erdreich, das an einigen Stellen von rosafarbenem und grauem Schiefergestein durchzogen war. Nur die ausgedehnten Wurzelsysteme robuster Wüstenpflanzen  - Macchien, Büschelgras, Pampasgras, vereinzelte Mesquitbäume -verhinderten, daß das Erdreich von den manchmal heftigen Regenfällen weggeschwemmt wurde. Ein paar Eukalyptus-und Lorbeerbäume und Myrtenheide wuchsen an den Wänden des engen Tals, und wo die Sohle breit genug war, senkten Myrtenheide und kalifornische Alpenrosen ihre Wurzeln tief in die Erde neben dem Abflußtunnel. Dieser Tunnel war jetzt nur ein trockenes Flußbett, trat aber während der heftigen Regenschauer über die Ufer.
    Trotz seiner Größe gelang es Candy, flink und geräuschlos durch das Tal zu eilen. Er ging ostwärts und bewegte sich bergauf bis zu einer Gabelung, in die eine Felsspalte einmündete, die zu schmal war, als daß man sie hätte Tal nennen können. Auf beiden Seiten erhoben sich glatte, nackte Wände, an einigen Stellen war der Durchgang fast völlig versperrt und verengte sich auf knapp einen Meter. Abgestorbene und schneidend scharfe Knäuel eines Wüstenunkrauts, vom Wind in die Ritzen geweht, bildeten an einigen dieser Engstellen Hindernisse, und Candy zog sich eine Reihe von Kratzern zu, als er sich durch diese Spalten zwängte.
    Nicht mal ein Fetzchen vom Mond war zu sehen, und hier unten in der Felsspalte war die Nacht ungewöhnlich dunkel,doch er stolperte selten und zauderte niemals. Übermenschlich gute Nachtsicht gehörte zwar nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher