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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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menschlichen Wesens. Und in ihrer Panik merkten sie nicht, daß er ein räuberisches Lebewesen war.
    Was er sehen konnte, waren bestenfalls formlose dunkle Umrisse, die an ihm vorbeihuschten, wie Schatten, die eine kreisende Lampe verursacht. Aber er spürte sie mit seiner psychischen Begabung.
    Kojoten schössen vorbei, und ein Waschbär streifte in panischer Flucht sein Bein. Er griff nicht nach ihnen, weil er vermeiden wollte, sich böse Kratzer zuzuziehen oder gebissen zu werden. Wenigstens vierzig Mäuse sausten in Reichweite vorbei, doch er wollte etwas, das mehr Leben in sich hatte, mehr Blut.
    Er griff nach etwas, von dem er glaubte, es müsse ein Eichhörnchen sein, verfehlte es, doch einen Moment später hatte er einen Hasen an den Hinterläufen erwischt. Er kreischte. Er zappelte mit den weniger gefährlichen Vorderläufen, aber Candy gelang es, auch die zu packen, was das Tier nicht nur bewegungsunfähig werden ließ, sondern es auch mit so viel Furcht erfüllte, daß es wie gelähmt war.
    Candy hob es hoch zu seinem Gesicht.
    Sein Fell roch staubig und moderig.
    Seine roten Augen glitzerten in Todesangst.
    Er biß in seine Kehle. Das Fell, die Haut und die Muskeln widersetzten sich seinen Zähnen, aber das Blut floß.
    Der Hase zuckte. Es war nicht, als wolle er versuchen zu entfliehen, sondern eher, als wolle er zeigen, daß er sich in sein Schicksal ergab. Es waren langsame Zuckungen, eigenartig sinnlich, als hieße er den Tod beinahe willkommen. Im Lauf der Jahre hatte Candy dieses Verhalten bei vielen kleineren Tieren beobachtet, besonders bei Hasen, und er war davon immer wie elektrisiert gewesen, denn es gab ihm ein berauschendes Machtgefühl, gab ihm das Gefühl, zu sein wie Fuchs und Wolf.
    Die Zuckungen ließen nach, und der Hase wurde schlaff in Candys Hand. Obwohl er immer noch am Leben war, hatte er den bevorstehenden Tod akzeptiert und war in ein tranceähnliches Stadium eingetreten, in dem er augenscheinlich keinen Schmerz empfand. Das schien eine Gnade zu sein, die Gott den kleinen Beutestücken gewährte.
    Candy biß noch einmal in die Hasenkehle, diesmal fester, tiefer, dann noch einmal, und der Lebenssaft des Hasen strömte und schoß in seinen gierigen Mund.
    Weit entfernt, in einem anderen Tal, heulte ein Kojote. Der Ruf wurde von anderen Tieren des Rudels erwidert. Ein Chor gespenstischer Stimmen erhob sich, verstummte, erhob sich erneut, als wären sich die Kojoten bewußt, nicht die einzigen Jäger der Nacht zu sein, als witterten sie den Mord.
    Nachdem er sich gelabt hatte, warf Candy den ausgebluteten Kadaver weg.
    Sein Verlangen war immer noch groß. Er würde die Blutreservoirs von noch mehr Hasen oder Eichhörnchen aufbrechen müssen, bis sein Durst gelöscht war.
    Er stand auf und beschloß, weiter in das Tal hineinzugehen, wo die Tiere noch nicht aufgeschreckt waren davon, daß er seine Kräfte eingesetzt hatte, wo Kreaturen der verschiedensten Arten in ihren Erdlöchern und Verstecken darauf warteten, von ihm benutzt zu werden. Die Nacht war tief und freigebig.

25
    Möglicherweise war es nur der Montagmorgen-Blues. Möglicherweise war es der sich verdunkelnde Himmel, der auf Regen schließen ließ, der ihre Stimmung trübte. Es war aber auch möglich, daß sie wegen der gefährlichen Ereignisse bei Decodyne, die erst vier Tage zurücklagen und deshalb noch zu frisch in ihrem Gedächtnis hafteten, angespannt und sauer war. Doch aus irgendeinem Grund wollte Julie den Fall dieses Frank Pollard nicht übernehmen. Wenn sie es genau bedachte, eigentlich überhaupt keinen neuen Fall.
    Sie hatten ein paar laufende Sicherheitsaufträge von Firmen, für die sie seit Jahren arbeiteten, und sie wollte bei diesen bequemen und vertrauten Aufgaben bleiben. Ein Großteil der Arbeiten, die sie übernahmen, war ungefähr so gefährlich, wie einen Liter Milch aus dem Supermarkt zu holen. Dennoch war Gefahr ein Teil ihres Jobs, und der Grad der Gefahr bei einem neuen Fall war nicht vorhersehbar.
    Wäre also eine zerbrechlic he alte Dame an diesem Montagmorgen bei ihnen erschienen und hätte wegen einer entlaufenen Katze um Hilfe ersucht, hätte Julie auch sie als drohende Gefahr betrachtet -sie auf eine Stufe gestellt mit einem die Axt schwingenden Psychopathen. Sie war nervös, gereizt. Immerhin könnte Bobby schon seit vier Tagen tot sein, wäre das Glück in der letzten Woche nicht auf ihrer Seite gewesen.
    Sie lehnte sich vor in ihrem Stuhl, beugte sich über ihren stabilen Schreibtisch

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