Oryx und Crake
Welt hierher – sie kaufen sich überall ihre Sachen zusammen.
Geschlecht, sexuelle Ausrichtung, Größe, Hautfarbe und Augen – lässt sich alles bestellen, lässt sich alles machen und wieder ändern. Du hast keine Ahnung, wie viel Geld allein auf dieser Straße den Besitzer wechselt.«
»Lass uns was trinken gehen«, sagte Jimmy. Er dachte gerade an seinen hypothetischen Bruder, den, der noch nicht geboren war. Waren sein Vater und Ramona hier einkaufen gegangen?
Sie gingen was trinken, dann was essen – echte Austern, sagte Crake, echtes japanisches Rindfleisch, rar wie Diamanten. Es musste ein Vermögen gekostet haben. Dann gingen sie in ein paar andere Lokale und endeten schließlich in einer Bar, in der Oralverkehr auf Trapezen geboten wurde, und Jimmy trank irgendwas Orangefarbenes, das im Dunkeln leuchtete, und dann noch zwei Mal das Gleiche. Dann erzählte er Crake die Geschichte seines Lebens – nein, die Lebensgeschichte seiner Mutter – in einem einzigen verstümmelten Satz, wie ein Kaugummiband, das einfach immer weiter aus seinem Mund herauskam. Dann waren sie irgendwo anders, auf einem endlos großen grünen Satinbett, auf dem sie von zwei Mädchen bearbeitet wurden, die von Kopf bis Fuß mit Ziermünzen bedeckt waren, die auf ihrer Haut klebten und wie die Schuppen virtueller Fische schimmerten. Jimmy hatte noch nie ein Mädchen gesehen, das sich so attraktiv verdrehen konnte.
War es da oder in einer der anderen Bars vorher, dass Crake ihn auf den Job ansprach? Am nächsten Morgen konnte er sich nicht mehr daran erinnern. Crake hatte gesagt Job, Du, Rejoov, und Jimmy hatte gesagt Was würd ich da machen, die Klos putzen, und Crake hatte gelacht und gesagt Etwas besser. Jimmy konnte sich nicht erinnern, ob er Ja gesagt hatte, aber das hatte er wohl getan. Er hätte jeden Job angenommen, egal, was es war. Er wollte weg, weiter. Er war bereit für ein ganz neues Kapitel.
BlyssPluss
Am Montagmorgen nach seinem Wochenende mit Crake tauchte Jimmy bei AnooYou auf, um einen weiteren Tag mit Wortkrämerei zuzubringen. Er fühlte sich ziemlich ausgelaugt, hoffte aber, man würde es ihm nicht ansehen. Obwohl AnooYou seine zahlenden Kunden dazu ermunterte, sich auf alle möglichen chemischen Experimente einzulassen, runzelte man die Stirn, wenn das angestellte Personal irgendetwas dergleichen versuchte. Das war durchaus sinnvoll, dachte Jimmy: Die Schnapsbrenner in alten Zeiten waren selten betrunken gewesen. Hatte er zumindest gelesen.
Bevor er an seinen Schreibtisch ging, suchte er die Herrentoilette auf und betrachtete sich im Spiegel: Er sah aus wie rausgewürgte Pizza.
Außerdem kam er zu spät, aber dieses eine Mal nahm es niemand wahr.
Plötzlich stand der Chef da und irgendwelche anderen Funktionäre von so hoher Stellung, dass Jimmy sie noch nie zu Gesicht bekommen hatte.
Man schüttelte Jimmy die Hand, klopfte ihm sanft auf die Schulter, drückte ihm ein Glas mit Champagnerimitat in die Hand. Na Klasse!
Einen Kater bekämpft man mit Alk! Gluck, gluck, gluck, stand in Jimmys Sprechblase, aber er achtete darauf, nur dran zu nippen.
Dann sagte man ihm, was für ein Vergnügen es gewesen sei, ihn bei AnooYou gehabt zu haben, und als welche Bereicherung er sich erwiesen habe und wie viele gute Wünsche ihn dorthin begleiteten, wo er jetzt hingehe, und überhaupt, die herzlichsten Glückwünsche! Sein Abfindungspaket würde sofort auf sein Konto bei der Corps-Bank überwiesen. Es würde sehr großzügig sein, großzügiger, als sein Dienstalter rechtfertigte, denn, wollen wir doch ehrlich sein, seine Freunde bei AnooYou wollten, dass Jimmy sie in positiver Erinnerung behielt in seiner fantastischen neuen Position.
Was immer das sein mag, dachte Jimmy, als er in einem versiegelten Hochgeschwindigkeitszug saß. Der Zug war für ihn arrangiert worden, genau wie der Umzug – eine Mannschaft würde kommen, alles einpacken, das waren Profis, keine Angst. Er hatte kaum Zeit, seine verschiedenen Geliebten zu benachrichtigen, und als er es doch tat, fand er heraus, dass jede Einzelne bereits von Crake persönlich in Kenntnis gesetzt worden war, der – wie es schien – sehr lange Fühler hatte. Wie hatte er von ihnen wissen können? Vielleicht hatte er sich in Jimmys EMails eingehackt, Kinderspiel für ihn. Aber warum hatte er sich die Mühe gemacht?
Ich werde dich vermissen, Jimmy, hieß es in der E-Mail von einer…
Ach Jimmy, du warst so lustig, hieß es in einer anderen.
Warst war zum
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