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Osama (German Edition)

Osama (German Edition)

Titel: Osama (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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Hause.«
    Joe antwortete nicht. Am Terminal hielt das Taxi an, und Mr. Laszlo stieg aus. Rolex, Aktenkoffer, Schlips mit Krawattennadel, Brille, Schnurrbart, gewienerte schwarze Schuhe. Er zahlte das Taxi. Er ging in die Abflughalle, hielt nach Männern in Schwarz Ausschau. Sah sie nicht, wusste aber, dass jemand da war.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    »Das hoffe ich.« Mr. Laszlo lächelte, legte die Hand auf den Schalter, am Finger einen schweren goldenen Ehering, der das elektrische Licht einfing. »Ich hätte gerne ein Ticket nach New York.«
    Die Frau sah in ihren Ordnern nach, ging eine Liste durch. »In der nächsten Maschine habe ich einen Platz frei. Der Flug geht in zwei Stunden.«
    »Das«, sagte Mr. Laszlo, »wäre genau richtig.«

Aber bald
    Sie hielten nach ihm Ausschau, doch Joe war nicht da, und Richard »Ricky« Laszlo hatte nichts mit dem KGG zu tun, wer oder was immer das war. Als er auf das Flugzeug zuging, den Aktenkoffer noch immer in der Hand (leer bis auf drei funkelnagelneue Vergelter -Taschenbücher, die er in der Edgware Road entdeckt hatte, als Ersatz für die, die er im Hotel hatte zurücklassen müssen, das vierte, World Trade Center , in der anderen Hand), fiel ein leichter Regen, und als sich blasses Sonnenlicht durch die Tropfen bohrte, sah er sie und blieb stehen.
    Sie standen unter der metallenen Maschine. Sie sagte: »Ich dachte …« und verstummte, und spontan ergriff er ihre Hand, und sie war kalt. »Im Blue Note«, sagte sie. »Du bist gegangen. Ich …« Erneut unterstrich ein Verstummen ihre Worte. »Wann hört das auf?«, fragte sie.
    »Ich muss ihn finden«, sagte Joe. »Ich muss es wissen.«
    Sie sagte: »Ja …« Er umschloss ihre Hand mit seinen Händen, versuchte, sie zu wärmen. Sie fühlte sich sehr kalt an. Sie sah ihm in die Augen. Wegen des Regens war er sich nicht ganz sicher, aber er glaubte, dass sie weinte. »Bleib bei mir«, sagte sie.
    »Ich …«
    Den Blick auf ihn gerichtet, bewegte sie langsam den Kopf. Sie lächelte, auch mit den Augen. »Ich weiß«, sagte sie. »Ich will auch.« Sie hatte etwas von einem wilden Vogel, dort auf seiner Hand, bereit davonzufliegen. »Ich will auch, dass du es weißt.«
    Sie zog die Hand weg. Er ließ seine zur Seite sinken. Über ihren Köpfen surrten die Motoren. In der Ferne sang ein Ansager die Namen weit entfernter Städte. »Ich muss einsteigen«, sagte er.
    Sie sagte: »Oder du wirst es bedauern?« und schüttelte den Kopf, ihr Lächeln wie einen Schleier tragend. »Vielleicht nicht heute, aber bald?«
    Mit einem Mal löste sie ein Gefühl des Unbehagens in ihm aus. Ihre Augen waren zu hell, zu wissend. Dennoch hatte er Angst davor, sie gehen zu lassen, spürte, wie nah sie dem Verschwinden war. »Ich werde ihn finden«, sagte er.
    »Und ich werde dich finden«, sagte sie. »Ich werde dich immer finden.« Dann wandte sie sich von ihm ab. Im Regen ging sie davon, und er starrte ihr noch lange nach, lange nachdem sie zwischen den Tropfen verschwunden war.
    Dann stieg er die Treppe ins Flugzeug hinauf; erst als er in das klimatisierte Innere kam, fiel ihm auf, dass das ehemals neue Taschenbuch in seiner Hand vom Regen ganz durchweicht war, und als er seinen Platz eingenommen hatte, fächerte er die Seiten in seinem Schoß auf, um sie zu lüften, während er durchs Fenster auf die Rollbahn blickte, sie suchte, doch sie war nicht da.

Eine zweite Invasion
    Bagdad hatte schon einmal gebrannt.
    Am 13. Februar 1258 stürmte die mongolische Armee des Khan Hülagü plündernd, brandschatzend und tötend in die Stadt. Bagdads Kalif, Al-Musta’sim Billah, wurde in einen Teppich eingerollt und von mongolischen Truppen zu Tode getrampelt, wobei man darauf achtete, dass sein königliches Blut den Boden nicht berührte. Paläste, Moscheen, Krankenhäuser und Wohnhäuser brannten bis auf die Grundmauern nieder. Die Große Bibliothek wurde zerstört, und es hieß, das Wasser des Tigris sei von Tinte ganz schwarz geworden.
    745 Jahre später gab es erneut einen Einmarsch.
    Diesmal kamen sie mit Panzern, Kampfhubschraubern, Düsenjägern, präzisionsgelenkten Bomben und Raketengeschossen, einer Reihe von Kommunikations- und Überwachungssatelliten, wie eine Perlenkette über den Himmel gespannt, in dieser dünnen Membran zwischen Erde und All. Sie kamen, um einen Krieg gegen den Terror zu führen, ausgelöst durch einen Anschlag Tausende von Meilen entfernt.
    Dieser Anschlag war, einer heute üblichen Gabel gleich, vierzinkig

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