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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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endgültig nach. Es krachte, und dann stürzte
das Wasser in die Hauptkabine herein. Newbury hatte nicht mehr viel Zeit, so
viel war klar. Bald würde der Druck des Wassers die Kraft der Maschinen
übersteigen, und die Methusalem würde weiter nach
unten zum Grund des Flusses sinken. Er war jedoch ganz und gar entschlossen,
Veronica in Sicherheit zu bringen. Dieses Schiff sollte nicht ihr Grab werden.
Er kämpfte sich weiter.
    Als Newbury aus der offenen Luke stieg, tastete seine Hand schon im
Wasser. Es schwappte bereits über den Rand der Öffnung und stand kurz davor,
ins Schiff hineinzulaufen. Die Methusalem war fast
völlig untergetaucht, das obere Deck neigte sich hin und her und wurde immer
wieder überspült. Noch kämpfte die Steuerung gegen das Wasser an, das unten
bereits in die Hauptkabine lief. Keuchend, während ihm kalte Wellen ins Gesicht
schlugen, stieg Newbury mit Veronica aus der Luke auf das schwankende Deck. Er
war völlig ungeschützt, doch ein rascher Blick verriet ihm, dass Knox
anderweitig in Anspruch genommen war. Der Doktor hatte den Säbel gezogen und
wehrte den breitschultrigen Ashford ab, der den zerfetzten, zerlumpten Mantel
abgelegt hatte und mit ausgestreckten Armen mächtige Schläge auf den Gegner
losließ. Die Überreste des Kleidungsstücks trieben träge in der sanften
Strömung des Flusses wie ein Fleck verschütteter Tinte.
    Knox grinste dümmlich, das künstliche Auge glitzerte boshaft.
Gewandt wehrte er die Schläge mit der Klinge ab. Newbury stolperte unterdessen
auf das Deck und sank auf die Knie, ohne Veronica loszulassen. Er zuckte
zusammen, als abermals Metall auf Metall prallte. Die Säbelhiebe hackten große
Stücke verwesenden Fleischs von Ashfords Unterarmen ab, darunter kam das
bizarre Messingskelett zum Vorschein. Ashford schien die Schläge kaum zu
bemerken. Falls er überhaupt Schmerzen spürte, so gingen sie in der unbändigen
Wut unter, die sich in seinem Gesicht abzeichnete. Genau deshalb war Ashford
zurückgekehrt, es war ihm allein auf diesen Augenblick angekommen. Er wollte
sich an Knox rächen, weil dieser ihn von seiner Familie getrennt und in ein
Ungeheuer verwandelt hatte. Außerdem glaubte Newbury, in seiner Miene noch
etwas anderes zu entdecken – Trauer vielleicht? Ashford hatte sein Ziel
erreicht, er wollte nicht mehr leben, wollte nicht mehr diese elende halbe
Existenz fortsetzen, die er in den letzten fünf Jahren ertragen hatte. Er war
entschlossen, sich selbst zu zerstören und Knox dabei mit in den Untergang zu
reißen.
    Der riesige, wiedererweckte Mann taumelte zum Bug und verlor fast
das Gleichgewicht, als die Methusalem tiefer ins
Wasser eintauchte. Er schlug nach Knox, schleuderte mit den Füßen Wasser hoch,
als er über das halb versenkte Deck trampelte. Der Kampf zwischen den Männern
war weitaus weniger elegant als Newburys vorherige Begegnung mit Knox, doch in
vieler Hinsicht erheblich beeindruckender. Es war klar, dass Ashford die Oberhand
hatte, und sei es allein deshalb, weil der Hagel von Schlägen, den er
einsteckte, ihn nicht im Mindesten beeindruckte, während er unerbittlich
vorstürmte und sich auf den Gegner konzentrierte.
    Newbury hörte nun, wie das eindringende Wasser die Maschinen
abwürgte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie alle in der nassen Kälte
versanken. Veronicas Gesicht war bleich vom Blutverlust. Eilig überprüfte er
den Verband, den er ihr auf die Schulter gelegt hatte. Er hielt noch, doch sie
musste operiert werden, und zwar sehr bald. Er musste sie zum Knochenflicker
bringen. Doch es gab keine Möglichkeit, das Boot zu verlassen, es sei denn, er
sprang in den Fluss. Das wagte er jedoch nicht, da Veronica bereits so sehr
geschwächt war. Er fürchtete, sie würde den Schock nicht überleben. Er musste
an Knox und Ashford vorbei, vielleicht konnte er dann auf den Kai springen.
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, legte Ashford noch erheblich
zu. Er stürzte los, hob die Arme und packte Knox, ohne auf den kräftigen, abwärts
geführten Säbelhieb zu achten, der die Schlauchwindungen zwischen seiner Brust
und dem Hinterkopf zerschnitt. Blut und Chemikalien spritzten in hohem Bogen in
die Luft, doch Ashford kümmerte es nicht. Er schlug kräftig nach Knox’
Handgelenk, sodass der Doktor den Säbel loslassen musste. Die Waffe flog davon,
fiel auf das

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