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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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sie auf und taumelte mit ihr ein
paar Schritte weiter, ehe er sie absetzen konnte. Ihre Gesichter waren nur eine
Handbreit voneinander entfernt. Er hörte ihren schnellen Atem. »Sind Sie bereit?«
    Â»Ich bin bereit.«
    Irgendwo unter ihnen ertönte ein ersticktes Geräusch, darauf folgte
ein mechanisches Surren. Die Methusalem vibrierte
leicht. Newbury wechselte einen Blick mit Veronica. »Er hat die Maschinen
gestartet, anscheinend hat er uns gehört. Jetzt müssen wir schnell vorgehen.
Wenn er taucht, sind wir erledigt. Wir müssen nach drinnen.«
Newbury drehte sich zu der Luke um, die den Zugang zum Inneren des Schiffs
darstellte. Sie war nichts weiter als ein rundes Loch im Deck, auf dem ein
schwerer, mit einer Gummidichtung versehener Metalldeckel ruhte. Er bückte sich
und fuhr mit den Fingern an der Kante entlang, bis er den Riegel gefunden
hatte. Er zog ihn auf, und die Metallplatte klappte auf einem quietschenden
Scharnier hoch. Darunter war eine stählerne Leiter zu erkennen, die unten im
Schatten verschwand.
    Der Agent schwang sich hinein, stellte die Füße auf die
Metallsprossen und kletterte rasch hinunter. Veronica folgte sofort und zog die
Luke hinter sich zu. Ihre Füße hallten in dem engen Schacht, als sie
hinabstiegen.
    Schließlich standen sie in einem kleinen Vorraum, von dem aus Gänge
in drei Richtungen abzweigten. Die Einrichtung war bestenfalls zweckdienlich zu
nennen, Wände und Türen bestanden aus glattem grauem Stahl. Alles war still,
abgesehen vom leisen Plätschern des Wassers am Rumpf des Bootes. Es duftete
leicht und angenehm nach Lavendel und Rosmarin.
    Newbury sah sich nach etwas um, das er als Waffe benutzen könnte,
vermochte jedoch nichts zu entdecken. Also gab er es auf und beschloss, seinem
Instinkt zu vertrauen. »Hier entlang«, flüsterte er Veronica zu und nickte in
die Richtung des Bugs. Vorsichtig stiegen sie durch die enge Öffnung und traten
sachte auf, damit ihre Schritte nicht sofort ihre Position verrieten. Newbury
achtete darauf, dass er immer die Wand im Rücken hatte. Sie schlichen tiefer
ins Schiff hinein.
    Der kleine Gang endete vor einer offenen Tür. Newbury trat hindurch
in die Hauptkabine, die sich dahinter befand. Es war ein relativ kleiner Raum
mit einer einzigen Koje, einem an der Wand befestigten viereckigen Tisch und
einer weiteren Luke, die vermutlich zur Steuerkanzel führte. Der Raum war nur
spärlich möbliert, aber auf ähnliche Weise wie Newburys Arbeitszimmer in
Chelsea mit Büchern, Schaugläsern und seltsamen Artefakten übersät, doch es gab
auch das Zubehör eines normalen Lebens: Kleidung, einen Zylinder, eine
Taschenuhr auf dem Tisch. Das Bettzeug war zerwühlt und offenbar benutzt.
Dieses Boot war nicht nur Knox’ Fluchtmittel, sondern zugleich auch sein Heim.
    Auf dem Boden war eine bizarrere Geschichte abzulesen. Der Besitzer
hatte mit Fäden auf dem Metall ein großes Pentagramm gelegt. Zwischen den fünf
Spitzen des Sterns lagen im großen Kreis alte Papyrusstücke, die mit schwarzer
Tinte beschrieben waren. Anscheinend handelte es sich dabei um den Inhalt der
Uschebti-Figuren, die zu bekommen Knox sich so große Mühe gegeben hatte. Die
letzten Worte des Khemosiri. Die Instruktionen, wie das Osirisritual
durchzuführen war.
    Im Zentrum des Pentagramms befanden sich drei hohe gläserne Ampullen
mit der trüben braunen Flüssigkeit, die Knox den ermordeten Frauen entnommen
hatte. Davon abgesehen entdeckte Newbury ein Glas mit dickem, halb geronnenem
Blut, das unbeholfen aus Lehm geformte Abbild eines Mannes und ein dickes, in
Leder gebundenes Buch, das aufgeschlagen auf dem Boden lag. Auf den Seiten
waren bunte Abbildungen zu erkennen. Von Knox war weit und breit nichts zu
sehen.
    Newbury winkte Veronica schweigend, ihm zu folgen, und trat
vorsichtig über die Schwelle, wobei er den Kopf einzog, um nicht gegen den
Rahmen des Schotts zu prallen. Veronica schlich hinter ihm her. »Was jetzt?«, flüsterte sie.
    Es war nicht Newbury, der ihr antwortete. »Jetzt, meine liebe Miss
Hobbes, werden Sie mir genau zuhören.« Dieses
sinnliche Gurren kannte sie bereits zur Genüge. Wie aufs Stichwort war Aubrey
Knox in der Tür des Kontrollraums erschienen. Er trug einen makellosen
schwarzen Frack und an der linken Hüfte ein Schwert in der Scheide. In der
linken Hand hielt er eine Pistole, das vernarbte Auge

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