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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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hier.«
    Der Schock, die Schmerzen und der Blutverlust waren ihr deutlich
anzumerken, sie konnte sich nicht mehr konzentrieren. »Newbury …« Mehr bekam
sie nicht heraus. Die Stimme war schwach, auf den Lippen zerplatzten winzige
Blutblasen, als sie seinen Namen eher hauchte als sprach.
    Newbury kämpfte die aufsteigende Panik nieder, die ihn zu lähmen
drohte und ihm den Atem raubte. Von den Schlägen auf den Kopf hatte er sich ein
wenig erholt, und inzwischen rauschte das Adrenalin durch seine Adern und ließ
seine Hände zittern. Er sah sich über die Schulter um und versuchte, die
Situation einzuschätzen. Knox war geflohen, er war die Leiter hinauf an Deck
geklettert und hatte das sinkende Schiff aufgegeben. Auf dem Boden lagen die
verstreuten Überbleibsel des Osirisrituals, die beim Kampf
durcheinandergeworfen worden waren. Die Ampullen mit der braunen Flüssigkeit
waren allerdings verschwunden.
    Die Maschinen des Bootes liefen noch, doch auf einmal hörte Newbury
ein lautes Splittern. Der Riss im Bullauge des Steuerraums gab unter dem
Wasserdruck nach. Erschrocken stellte der Agent fest, dass die Methusalem fast völlig untergetaucht war. Das Glas würde
bald vollends zerbersten, und das Flusswasser würde eindringen. Nicht nur das,
Knox hatte vermutlich nach seiner Flucht auch die Luke offen gelassen. Sobald
das obere Deck des Schiffs untertauchte, wäre der Wassereinbruch nicht mehr
aufzuhalten und ihr einziger Fluchtweg versperrt.
    Newbury legte Veronica die Hand auf die Wange. Sie war eiskalt. »Bleiben
Sie wach, Veronica! Machen Sie nicht schlapp!«
    Dann sprang er auf und rannte zum Steuerpult. Allerdings konnte er
mit dem, was er sah, nichts anfangen. Anzeigen, Hebel, Knöpfe; er hatte keine
Ahnung, wo er beginnen sollte. Jedenfalls musste er das Schiff wieder
auftauchen lassen. Er packte den erstbesten Hebel, der nach vorn gedrückt war
und hoffentlich die Geschwindigkeit des Tauchvorgangs steuerte. Er zog ihn
zurück, die Methusalem schauderte, die Maschinen
heulten auf und bewegten das Schiff tatsächlich rückwärts. Triumphierend zog er
sich zurück, doch seine Erleichterung war sofort dahin. Die Risse in der
Scheibe erstreckten sich mittlerweile über das gesamte Bullauge, dort war ein
Spinnennetz mit einem kleinen Einschlagskrater in der Mitte entstanden, wo die
Kugel getroffen hatte. Die ersten, winzigen Wassertropfen quollen bereits
hindurch. Draußen sah er nichts außer schmutzigem, wirbelndem Flusswasser.
    Er musste hier heraus und Veronica in Sicherheit bringen. Er eilte
in die Hauptkabine zurück. »Veronica? Miss Hobbes?« Kniend bewegte er ihren
Kopf hin und her, der willenlos seinen Händen folgte. »Veronica!« Es war
zwecklos, sie schwand rasch dahin. Also musste er sie tragen. Entschlossen
bückte er sich und schob ihr die Hände unter die Arme, um sie sich über die
Schulter zu legen. Dabei achtete er darauf, ihre Verletzung nicht noch weiter
aufzureißen. Sie stöhnte leise. Der primitive Verband hielt, doch immer noch
sickerte Blut durch und tropfte auf den Boden. Auch seine Hände waren mit Blut
bedeckt. Er musste sie schnellstens zu einem Arzt bringen. Er durfte sie nicht
verlieren. Nicht Veronica.
    Oben knallte es laut, als wäre Metall auf Metall geprallt oder etwas
Schweres auf dem Oberdeck gelandet. Das ganze Schiff bebte und wiegte sich hin
und her.
    Knox stieß einen entsetzten Ruf aus, die Worte konnte Newbury nicht
verstehen, weil sie in dem Dröhnen der Maschinen untergingen. Die Antwort war
jedoch unverkennbar: das heisere, metallische Krächzen William Ashfords, der
seinen ewigen Gegner beim Namen rief. »Knox!«
    Also war Knox doch noch nicht entwischt. Newbury hatte in der
Aufregung jegliches Zeitgefühl verloren.
    Er atmete tief durch und richtete sich auf. Als seine Last sicher
auf der Schulter ruhte, ging er zur Leiter im Vorraum. Der Raum war beengt, und
er musste aufpassen, damit Veronicas Kopf nicht gegen die Wand schlug, als er
den Fuß auf die erste Sprosse setzte. Vorsichtig kletterte er hinauf, zog sich
mit einer Hand hoch und hielt mit dem anderen Arm seine bewusstlose Assistentin
an der Hüfte fest. Es war anstrengend, doch er kam stetig höher, angetrieben
von den Kampfgeräuschen, die er oben hörte. Ein Schwert prallte auf Metall,
zwei Männer grunzten und lieferten sich offenbar ein tödliches Gefecht.
    Unten gab die Scheibe

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