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Osten, Westen

Osten, Westen

Titel: Osten, Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salman Rushdie
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meinem angeborenen Radikalismus hätte ich nicht Diplomat werden sollen, sondern Terrorist.»
    «Aber dann wären wir jetzt Feinde, jeder auf einer anderen Seite», protestierte Zulu und hatte auf einmal echte Tränen in den Augen. «Gilt dir denn unsere Freundschaft gar nichts? Oder meine Verantwortungen im Leben?»
    Chekov kam in Verlegenheit. «Du hast ja recht, Zools, alter Junge! Zu verdammt recht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich war, als ich hörte, dass wir hier in London wieder zusammenarbeiten können! Es geht doch nichts über Jugendfreundschaften, eh? Nichts auf der Welt kann sie ersetzen. Und nun hör zu, du großer Tollpatsch, zieh nicht ein so furchtbar langes Gesicht! Das lass ich nicht zu. Ein großer, starker Kerl wie du darf nicht aussehen, als würde er gleich losheulen! Wir sind doch Blutsbrüder, alter Freund, oder? Alle für einen und einer für alle.»
    «Blutsbrüder», bestätigte Zulu mit scheuem Lächeln.
    «Also dann vorwärts!» Chekov nickte und legte sich in die Kissen zurück. «Mit Impulsgeschwindigkeit!»

     
    An dem Tag, als Mrs. Gandhi von ihren Sikh-Leibwächtern ermordet wurde, spielten Zulu und Chekov in St. John’s Wood auf einem Privatplatz Squash. Nach dem Duschen keuchte im Umkleideraum der vorzeitig ergrauende Chekov, der ein Handtuch um die wabbelig werdenden Hüften trug und seinen von der Erschöpfung geschrumpften purpurroten Penis nicht zur Schau stellen wollte, noch immer heftig; während Zulu splitternackt und stolz mit dickem Schwanz dastand, seine schöne, lange, schwarze Mähne in den Nacken warf, sich die Haare mit femininer Sinnlichkeit striegelte und kämmte und schließlich geschickt zum Knoten schürzte.
    «Viel zu gut, Zulu yaar. Fataakh! Fataakh! Was für ein Schlag! Zu verdammt gut für mich.»
    «Ach, ihr Schreibtischpiloten, ji ! Ihr verliert allmählich den Drive. Früher warst du für alles zu haben.»
    «Ja, ja, ich bin auf dem absteigenden Ast. Dabei bist du nur ein Jahr jünger als ich.»
    «Ich habe ein gesünderes Leben geführt, ji  – Taten, keine Worte.»
    «Dir ist doch klar, dass wir deinen Namen in den Schmutz ziehen müssen», sagte Chekov leise.
    In Charles-Atlas-Pose drehte sich Zulu langsam vor dem mannshohen Spiegel.
    «Es muss aussehen wie der Kraftakt eines Einzelgängers. Falls irgendwas schiefgeht, wird alles geleugnet. Selbst deine Frau darf die Wahrheit nicht mal erahnen.»
    Arme und Beine weit gespreizt, bildete Zulu mit seinem Körper ein Riesen-X und streckte sich, so weit es nur ging. Dann stand er auf einmal stramm. Chekov klang ein wenig entnervt: «Zools? Was meinst du?»
    «Ist der Transporter bereit?»
    «Nun komm schon, yaar, hör auf, rumzuarschen!»

    «Bei allem Respekt, Mister Chekov, Sir, es ist mein Arsch. Also dann: Ist der Transporter bereit?»
    «Transporter bereit. Sir.»
    «Also dann: Energie!»
     
    Chekovs Memorandum, topsecret und «persönlich», adressiert an J T K (James T. Kirk):
    Empfehle dringend, Operation Star Trek abzubrechen. Einen Föderationsangestellten klingonischer Abstammung als Spion unbewaffnet in eine klingonische Einheit einzuschleusen ist die gröbste Form eines Loyalitätstests. Der in Frage stehende Agent hat niemals eine ideologische Abweichung irgendwelcher Art erkennen lassen und hat das nicht verdient, selbst in dem gegenwärtigen Klima von Chaos, Hysterie und Angst. Falls es ihm nicht gelingt, die Klingonen von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen, ist zu erwarten, dass ihm Schlimmes zustößt. Diese Leute sind keine Geiselnehmer.
    Das gesamte Unternehmen ist falsch konzipiert. Die örtlich angesiedelte klingonische Bevölkerung ist nicht das zentrale Problem: Selbst wenn wir Erfolg hätten, wären Informationen über wichtigere Personen in der Heimat ganz eindeutig von zweifelhafter Zuverlässigkeit und daher von begrenztem Wert. Wir sollten dem Sternenflotten-Kommando raten, sich umgehend mit den Problemen und Wünschen der Klingonen zu befassen. Wenn diese nicht offen und ehrlich behandelt werden, wird es keinen bleibenden Frieden geben.
    Antwort von J T K :
    Ihre Freundschaft mit der betreffenden Person entschuldigt das, was ansonsten im Hinblick auf die Volksgruppe ein hochexplosives Dokument wäre. Es ist nicht Ihre Aufgabe, die nationalen Interessen zu definieren oder zu bestimmen, welche Undercover-Maßnahmen zu ergreifen sind. Ihre Aufgabe
ist es, derartige Operationen zu ermöglichen und jedwede Unterstützung zu sichern, wie und wann es von Ihnen

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