Osten, Westen
zurückgekehrt, hatte ich das Gefühl, sehr lange reden zu müssen. Mala saß da und hörte mir verständnisvoll zu. Schließlich erzählte ich ihr von den Teekisten.
«Du hast ihn durchschaut, heute weiß ich das», sagte ich heftig. «Du kanntest ihn in- und auswendig. Stell dir mal vor, er war so krank, so verrückt, dass er sich all diese wahnsinnigen Letzte-Tango-Begegnungen mit dir zusammenphantasiert hat. Zum Beispiel kurz nachdem wir aus Venedig zurückgekehrt waren, und während der beiden Tage, als ich allein mit Lucy auf der ‹Bougainvillaea› war und er gesagt hatte, er müsse zu einem Vortrag nach Cambridge.»
Mala stand auf und kehrte mir den Rücken, und bevor sie
etwas sagte, konnte ich ihre Antwort ahnen, konnte spüren, wie diese Antwort in meiner Brust mit einem unerträglich harten Knall explodierte, einem Geräusch, das an das Bersten von verkeilten Baumstämmen in einem Fluss oder von Packeis erinnerte. O ja, sie hatte mich vor Eliot Crane gewarnt, mit der bitteren Leidenschaft einer Denunziantin gewarnt, und ich, überrumpelt von dieser Denunziation, hatte ihre eigentliche Warnung überhört und einfach nicht begriffen, was die Leidenschaft in ihrer Stimme bedeutete. Dieser Wirrkopf. Er ist nicht gut für dich.
So also geschah es: der Zusammenbruch der Harmonie, die Zerstörung der Sphären meines Herzens.
«Das waren keine Phantastereien», sagte sie.
Chekov und Zulu
1
Als Zulu am 4. November 1984 aus Birmingham verschwand, schickte das India House seinen alten Schulfreund Chekov nach Wembley, damit er seiner Frau einen Besuch abstatte.
«Adaabarz, Mrs. Zulu. Gestatten, einzutreten?»
«Selbstverständlich, nur herein, Dipty Sahib! Warum förmlich? »
«Tut mir leid, am Sonntag zu stören, Mrs. Zulu, aber hat Zulu- tho sich heute Vormittag bei Ihnen gemeldet?»
«Bei mir? Seit wann meldet sich auf einer Dienstreise bei mir? Warum Anruf machen, wenn er vermutlich amüsiert?»
«Whoops, wunder Punkt, entschuldigen mich. Immer schon ein Fettnäpfchentyp gewesen.»
«Dann Sie setzen, trinken Tee -shee.»
«Schön eingerichtet, das Haus, Mrs. Zulu, wah-wah. Geschmackvoll, wirklich. So viel Kristall! Zulu, dieser Gauner, kriegt offenbar zu viel Geld, mehr als meine Wenigkeit, cleverer Bastard.»
«Nein, nein, wie wäre möglich? Tankha von stellvertretendem Dipty muss weit über dem von Sicherheitschef liegen.»
«Wollte nicht argwöhnisch sein, ji. Wollte nur sagen, Sie müssen gute Ohren für Okkasionen haben.»
«Gibt wohl kleines Problem da, na?»
«Wie bitte?»
«He, Jaisingh! Schläfst du? Stellvertretender Dipty Sahib hat Durst auf Tee. Und Kekse, und jalebi. Kannst du nicht zwei Sachen im Kopf behalten? Los, los, nun spring schon! Unser Gast wartet.»
«Wirklich, Mrs. Zulu, machen Sie sich keine Umstände!»
«Sind keine Umstände, Diptyji, nur dieser Bursche hier faul geworden, seit von zu Hause gekommen. Tagelang frei, Fernsehen im Zimmer, wird sogar in Pfund Sterling bezahlt, verlangt alles. Bis hierher haben wir mitgenommen, aber keine Dankbarkeit, was soll ich Ihnen sagen, gar nichts.»
«Ach, Jaisingh; warum denn? Ausgezeichnete jalebi, Mrs. Z.! Vielen Dank!»
Auf dem Fernseher und ringsum auf den Regalen war des verschwundenen Mannes Sammlung von Star-Trek- Andenken zu sehen: Captain-Kirk- und Mr.-Spock-Puppen, Raumschiffmodelle: ein Klingonen-Kampfschiff der Raubvogelklasse, ein Romulaner-Schiff, eine Raumstation und natürlich das Raumschiff «Enterprise». An bevorzugten Plätzen die Figuren zweier Darsteller aus dem Ensemble.
«Die alten Spitznamen von der Doon School», rief Chekov fröhlich. «Bleiben hängen wie gesprungene Schallplatten. Dumpy, Stumpy, Grumpy, Humpy Verdrängen unsere richtigen Namen. Uns sind die der furchtlosen Astronauten geblieben.»
«Gefällt mir nicht. Dies ‹Mrs. Zulu›, das an mir hängenbleibt. Klingt fast wie bei einer Schwarzen.»
«Tragen Sie den Namen voll Stolz, Begum Sahib! Wir sind alte Waffenbrüder, Ihr Ehemann und ich; seit der Schulzeit, vielleicht war er so gütig, das zu erwähnen. Tapfere Diplonauten. Unsere x Jahre dauernde Mission, neue Welten und neue Zivilisationen zu erforschen. Sehen Sie, da stehen sie,
unsere alter egos, auf Ihrem Fernseher! Der Russki mit den asiatischen Zügen und der Chinese. Nicht die Führer, wie Sie leicht erkennen, sondern die perfektesten Diener, die man sich vorstellen kann. ‹Kurs liegt an!› ‹Grußfrequenzen offen!› ‹Warp drei!› Was wäre dieser eingebildete
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