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Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Jeder kann den Artikel bewundern. Er steht noch heute im Internet. Ich weiß nicht nur eine Menge über meinen Mandanten, ich weiß auch eine ganze Menge über Sie, Frau Klaasen. Herr Bloem vom Kurier hat viel über Sie geschrieben. Es ist ein Wunder, dass Sie überhaupt wieder als Kommissarin arbeiten können. Sie brauchen einen Erfolg, Frau Klaasen. Sie brauchen ihn sehr dringend. Und mein Mandant hat keine Lust, das Opfer zu werden.«
    »Sie wollen doch nicht etwa behaupten, dass ich … «
    »O doch, das will ich. Wir sind bereit, Ihnen dabei zu helfen, den Mörder Ihres Vaters zu finden. Das ist für meinen Mandanten immer noch besser als unschuldig im Gefängnis zu schmoren. Herr Meuling ist nicht der Friseur, Frau Klaasen.«
    »Woher wissen Sie, dass er intern der Friseur genannt wird?«
    Cora Johannsen lächelte arrogant.
    Sie macht das sehr bewusst, dachte Ann Kathrin. Sie will mir
zeigen, dass sie mehr weiß, als in den Akten steht. Sie muss mit einem meiner Kollegen gesprochen haben. Die Vorstellung machte Ann Kathrin zornig.
    »Ich wüsste nicht, wie Ihr Mandant mir behilflich sein könnte«, giftete Ann Kathrin.
    »Aber ich, Frau Klaasen. Ich bluffe nicht. Herr Meuling saß – im übrigen nur durch einen Verfahrensfehler – zwei Jahre in der Justizvollzugsanstalt Duisburg-Hamborn. Wenn ich damals schon seine Anwältin gewesen wäre, hätten ein paar Ihrer Kollegen ein Disziplinarverfahren am Hals gehabt und der Staatsanwalt sein Waterloo erlebt. Ein zweites Mal wird so etwas nicht passieren.«
    Warum stehe ich nicht einfach auf, dachte Ann Kathrin. Warum schaffe ich es nicht zu gehen? Warum schlucke ich den Köder, den sie mir hinwirft? Sie kann mir in dieser Sache nichts zu bieten haben. Ich habe alles überprüft. Ich kenne jede Aussage. Meuling hat mit dem Fall überhaupt nichts zu tun.
    »Nun, wie dem auch sei«, sagte Johannsen und schlug das linke Bein über das rechte, dann strich sie ihren Rock glatt und legte eine kurze Redepause ein, bevor sie fortfuhr: »Mein Mandant war dort nicht in Einzelhaft. In seiner Zelle saß jemand, der am Banküberfall beteiligt war. Die Tage und Nächte in der JVA sind lang, Frau Klaasen. Glauben Sie mir.« Sie tat so, als würde sie aus eigener Erfahrung sprechen, was eigentlich unmöglich war. »Da erzählt man sich so manches, das man in einer anderen Situation verschweigen würde.«
    »Keiner der Täter wurde jemals verhaftet«, warf Ann Kathrin kritisch ein.
    Frau Johannsen nickte. »Nicht wegen des Banküberfalls. Da haben Sie zweifellos recht. Aber wegen schwerer Körperverletzung, unerlaubtem Waffenbesitz und einiger anderer Delikte saß sein Zellennachbar ein.«
    »Wenn das stimmt«, sagte Ann Kathrin und bemühte sich
um ein überlegenes Lächeln, »warum soll ich dann irgendeinen Deal mit Ihrem Mandanten machen? Es kostet mich ein Telefongespräch, und ich kenne die Namen von jedem Mann, mit dem er jemals die Zelle geteilt hat. Den Rest kann ich dann selbst erledigen.«
    »Die Mühe müssen Sie sich nicht machen. Den Namen sage ich Ihnen gerne. Volker Bogdanski kam nach seiner Entlassung bei einer Schießerei in Hamburg auf dem Kiez ums Leben. Es ging um eine russische Hure, wenn ich mich nicht irre. Aber das dürfte für Sie weniger von Belang sein. Jedenfalls wurde er eingeäschert und ist somit nicht mehr vernehmungsfähig.«
    Ann Kathrin schluckte trocken. Der Tee stand unberührt vor ihr.
    »Nehmen wir mal an, Ihre Geschichte stimmt. Was will Ihr Mandant von mir? Was müsste ich tun, damit er mir erzählt, was er weiß?«
    Die Anwältin veränderte wieder ihre Sitzposition. Sie berührte mit ihrem Hintern jetzt nur noch wenige Zentimeter der Stuhlkante. Sie wippte mit den Stöckelabsätzen, stützte sich mit den Fingern auf der Tischplatte ab, als könne sie jeden Moment hochfedern und wollte den Stuhl und den Tisch als Sprungbrett zur Decke benutzen.
    »Was haben Sie schon gegen Herrn Meuling in der Hand? Ein paar Mahnungen, die Sie nicht mal besitzen dürften«, sie verzog den Mund zu einem schmierigen Lachen, »ein Ostfrieslandmagazin, das er zugegebenermaßen durchgeblättert hat … «
    »Einen VW -Bus, mit dem er versucht hat, Mareike Henning zu entführen. Darin sind Fingerabdrücke, Haare von ihm und von ihr und … «
    »Ja«, gab die Anwältin scheinheilig zu, »das ist eine dumme Sache. Herr Meuling wollte sie mit Rücksicht auf den Lebensgefährten von Frau Henning nicht preisgeben. Die beiden haben sich getroffen. Frau Henning wollte

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