Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
die ganze leidige Sache
aus der Welt schaffen. Sie hatte in dem VW -Bus Sex mit Herrn Meuling. Das sollte wohl eine kleine Entschädigung sein für den Ärger, den er wegen seiner Beule im Auto hatte. Vielleicht wollte sie seine finanzielle Forderung reduzieren … «
    Ann Kathrin hatte Lust, der Frau den heißen Pfefferminztee ins Gesicht zu schütten. »Sie haben auch vor nichts Respekt, was? Ihnen ist gar nichts heilig, oder? Bitte ziehen Sie nicht in meinem Beisein die Tote in den Dreck.«
    »Regen Sie sich doch nicht künstlich auf, Frau Klaasen. Wir wissen doch beide, wie das heutzutage läuft. Menschen haben aus den verschiedensten Gründen Sex miteinander. Einige vielleicht auch, weil sie sich lieben. Die anderen tun es, weil sie sich davon einen Vorteil versprechen, eine Beförderung, eine günstige Wohnung, ein bisschen Milde und Wohlwollen. Herrjeh, darüber können wir doch nicht urteilen … «
    Ann Kathrin erhob sich. »Ich betrachte das Gespräch als beendet.«
    »Sind Sie da nicht etwas voreilig, Frau Kommissarin?«
    »Okay. Ich gebe Ihnen noch dreißig Sekunden. Was wollen Sie?«
    »Geben Sie sich ein bisschen mehr Mühe, den richtigen Mörder zu finden, Frau Klaasen. Meinetwegen schieben Sie einem anderen Typen ein paar Beweismittel unter, so wie Sie es mit Herrn Meuling versucht haben. Es ist mir völlig egal, wie Sie es anstellen. Waschen Sie ihn rein, und Sie bekommen von Herrn Meuling den Mörder Ihres Vaters.«
    »Das ist eine bodenlose Unverschämtheit«, fauchte Ann Kathrin und verließ mit wenigen großen Schritten das Nordsee-Café. Unachtsam lief sie fast in ein Pärchen hinein. Die junge Ehefrau brüllte ihren Mann auf der Straße an, weil er angeblich hinter jedem Rock her sei, während er sich lautstark darüber beklagte, dass sie schon seit drei Wochen nicht mehr mit ihm geschlafen habe und er überhaupt nur mit ihr in Urlaub gefahren
sei, in der Hoffnung, ihr Liebesleben könne noch einmal zu neuer Blüte kommen.
    »Danke«, sagte Ann Kathrin, »so genau wollte ich es eigentlich gar nicht wissen«, und wich den beiden aus. Sie spürte, dass Tränen in ihr hochstiegen. Sie biss sich auf die Lippen und schaffte es noch bis zu ihrem grünen Twingo. Dort begann sie hemmungslos zu weinen. »Papa«, schluchzte sie gegen das Lenkrad, »Papa, warum bist du plötzlich wieder so präsent?«

 
    Nachdem Ann Kathrin sich zu Hause das Gesicht gewaschen hatte, legte sie ein bisschen Make-up und Rouge auf, dann fuhr sie in die Polizeiinspektion Aurich und besorgte sich alle Informationen über Volker Bogdanksi, derer sie habhaft werden konnte. Sie hatte das Gefühl, nur wenige Mausklicks vom Mörder ihres Vaters entfernt zu sein.
    Sie ließ sich alles ausdrucken und packte dann den Stapel Papier in ihre schwarze Esprit-Handtasche. Die ersten Informationen waren auf jeden Fall richtig. Er hatte in der JVA Duisburg-Hamborn gesessen und war in Hamburg auf dem Kiez erschossen worden. Die Hure, um die es damals gegangen war, hieß Sidorov. Natasha Sidorov, russische Staatsbürgerin, und war mit einem abgelaufenen Touristenvisum in Deutschland auf Freiersuche.
    Ann Kathrin saß zu Hause in ihrem Lieblingssessel. Kater Willi schnurrte um ihre Beine herum. Sie blätterte hektisch in den Ausdrucken und überflog die Seiten auf der Suche nach Anhaltspunkten. Sie verlor jedes Zeitgefühl und hörte Weller nicht, als er nach Hause kam.
    Wenn sie auch vorher noch Zweifel an Meulings Schuld gehabt hatte, so waren diese jetzt endgültig verflogen. Er war der Mörder von Mareike Henning, das stand für sie jetzt mit absoluter Sicherheit fest.
    Weller lehnte sich an die Bücherwand im Wohnzimmer und
sah Ann Kathrin mit einem milden Lächeln an. Was immer sie dort tat, es musste etwas mit ihrem Vater zu tun haben. Nichts sonst war in der Lage, sie so sehr zu absorbieren.
    Er räusperte sich. Ohne zu ihm aufzusehen, sagte sie: »Meuling weiß, wer meinen Vater getötet hat.«
    »Weiß er es oder behauptet er das nur?«, fragte Weller vorsichtig.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber es ist eine Chance. Ich darf sie nicht ungenutzt lassen.«
    »Dann sollten wir jetzt hingehen und ihn garkochen«, schlug Weller vor. »Ich habe da so meine Methoden.«
    Er ließ die rechte Faust in die offene linke Hand klatschen. Jetzt sah Ann Kathrin von ihren Akten hoch und starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Du hast es nicht nötig, vor mir den Helden zu spielen. Es beeindruckt mich überhaupt nicht, wenn du hier den

Weitere Kostenlose Bücher