Ostfriesengrab
Gesprächspartnerin, deshalb verlangte sie, die sich nie mit Ostfriesentee angefreundet hatte und die von jedem Teegeruch an ihren Ex Hero erinnert wurde, der jetzt mit seiner Geliebten Susanne
Möninghoff und ihrem Sohn Eike zusammen in Hage wohnte, einen Pfefferminztee.
Zunächst sagte die Frau nichts und lächelte Ann Kathrin nur an. Es war ein Haifischlächeln, und sie schnalzte mit der Zunge, als hätte sie die Beute schon im Mund.
Sie wird als Anwältin bestimmt nicht billig sein, dachte Ann Kathrin. Komisch, dass Meuling sie sich leisten kann. Oder ob er ein Verhältnis mit ihr hat? Hatte diese Frau einen Hang zu bodybuilding-gestählten Kriminellen? Gab es eine verborgene Seite?
Ann Kathrin wollte das hier nicht länger mitmachen als unbedingt nötig.
»Also«, fragte sie, »Frau Johannsen, was wünschen Sie von mir?«
Am Nachbartisch kippte ein Kind seine Kakaotasse um, worüber Vater und Mutter in einen lauten Streit gerieten.
Die Dame räusperte sich. »Ich habe den Fall von Herrn Meuling übernommen, Frau Klaasen. Und ich darf Ihnen wohl sagen, das alles steht auf sehr wackligen Füßen.«
Ann Kathrin lehnte sich zurück. »Warum sagen Sie das mir? Können Sie sich das nicht für die Gerichtsverhandlung aufsparen?«
»Ich wollte fair sein. Ich werde Sie dort schlachten, Frau Klaasen. Der Computer meines Mandanten, sämtliche Daten darauf und all die Briefe, mit denen er angeblich Leute erpresst hat, dürfen im Prozess nicht verwendet werden. Das Ganze ist gegenstandslos. Kein Richter wird dem Beachtung schenken.«
Es lief Ann Kathrin kalt den Rücken herunter. Sie legte eine Hand auf ihre Wirbelsäule und richtete sich auf.
»Sie hatten keinen Hausdurchsuchungsbefehl. Die Kripo Duisburg war nicht mal über Ihre Aktion informiert. Sie haben im falschen Revier gewildert, Frau Klaasen. Es gibt Gesetze in unserem Land.«
Ann Kathrin überlegte, ob es sinnvoll sei, einfach aufzustehen und zu gehen, doch irgendetwas hielt sie hier fest. Das alles war nur eine Vorrede. Es gab dahinter noch eine Menge brisantes Material, das spürte sie genau.
»Die kleinen Gaunereien Ihres Mandanten interessieren mich doch gar nicht. Ich ermittle in einem Mordfall, und dafür werde ich ihn hinter Gitter schicken.«
»Damit Ihre ostfriesischen Freunde Henning und Sassen endgültig zu Volkshelden werden oder was?«
»Dieses Gespräch ergibt keinen Sinn. Ich werde jetzt gehen.«
Die Kellnerin brachte den Tee. Sie hörte den Satz und sah Ann Kathrin fragend an. Ann Kathrin nickte ihr zu, sodass sie das Teeglas auf dem Tisch abstellte. Es lag auch ein kleiner Keks dabei. Ann Kathrin konnte nicht widerstehen. Sie knabberte ihn an und legte ihn dann auf die Untertasse zurück.
»Oh, glauben Sie mir, Frau Klaasen, Sie werden sich anhören, was ich zu sagen habe. Und Sie werden es nicht bereuen, zu diesem Gespräch erschienen zu sein. Ich habe etwas für Sie, wonach Sie schon lange suchen – oder besser gesagt, mein Mandant hat etwas für Sie.«
»Nun, wenn er ein Geständnis ablegen will … «
Die Anwältin nippte an ihrem Milchkaffee und rührte ihn dann gedankenverloren um, bis ein heftiger Strudel entstand. Sie ließ ihren Löffel los. Er drehte sich nun dreimal im Glas herum und schabte dabei mit einem nervtötenden Geräusch am Rand entlang.
Das macht sie absichtlich, dachte Ann Kathrin. Sie will mich verunsichern und testen, ob meine Nerven schon so blank liegen, dass ich von einem solchen Geräusch aus dem Konzept gebracht werde. Denkste. Dann musst du schon andere Geschütze auffahren.
Ann Kathrin legte demonstrativ fünf Euro auf den Tisch und sagte: »Entweder, Sie kommen jetzt mit etwas rüber, das
mich wirklich interessiert oder ich verlasse augenblicklich das Café.«
»Nicht so voreilig, Frau Klaasen. Sind Sie immer noch daran interessiert, den Mörder Ihres Vaters zu finden?«
Ann Kathrin schluckte. Das saß. In ihr bäumte sich sofort eine Wut auf, in der auch noch das Hitlerbärtchen auf dem Bild ihres Vaters mitschwang.
»Das ist ja wohl die größte Unverschämtheit, die mir seit langem untergekommen ist!«, zischte Ann Kathrin. »Das ist taktlos und dumm von Ihnen!«
Die Anwältin zeigte ihre leeren Handflächen wie zum Beweis ihrer Unschuld vor. »Aber bitte, Frau Klaasen, Sie sind eine öffentliche Person. Seit Sie in Leer mit Ihrer Dienstwaffe auf ein Rettungsfahrzeug geschossen haben, das bei einem Banküberfall … «
»Seien Sie ruhig. Das geht Sie überhaupt nichts an!«
»Ach nein?
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